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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier
Autoren: Hilary Norman
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könne davon essen, oder schlimmer noch – ihre Fantasie war schon immer ein wenig überzogen gewesen –, ein Kind könne damit spielen und sich dann die Finger in den Mund stecken, woraufhin es mit Belladonna vergiftet würde, oder was immer für ein Gift in diesen Blumen enthalten sein mochte.
    Die Blumen hatten noch auf dem Grab gelegen, denn es wehte kein Wind, und weder Mensch noch Tier hatten sich daran zu schaffen gemacht. Alex hatte sie aufgesammelt und es Matt erklärt. Fast hatte sie gehört, wie er sie auslachte.
    Fast.
    Matt hatte den Herd schon seit Jahren haben wollen, obwohl er und Alex ihn erst hätten gebrauchen können, wenn sie aus der kleinen Wohnung über dem Café Jardin in ein eigenes Haus umgezogen waren. Das Haus würde mindestens drei Schlafzimmer haben, hatte Matt immer gesagt, und eine Küche, groß genug für wenigstens einen Aga und einen langen Tisch.
    »Lang genug für uns und unsere Kinder und Suzy mit ihren Kindern und so viele Freunde, wie wir hineinbekommen«, hatte Matt gesagt.
    Alex hatte ihn gefragt, wie viele Kinder er denn für sie voraussehe, und Matt hatte geantwortet, das liege an ihr und dass er sich von eins bis fünf mit allem zufriedengeben würde. Sollten sie aus irgendeinem Grund keine Kinder bekommen können, würde er jederzeit eines adoptieren; aber falls sie, Alex, das nicht wolle, wäre das auch in Ordnung.
    »Solange ich nur dich habe.«
    Alex erinnerte sich, bei diesen Worten geweint zu haben.
    Weniger als ein Jahr später war Matt tot, und Suzy lag im Koma.
    Sie alle hatten sich im Alter von elf Jahren am ersten Tag auf der Croydon Grammar School kennen gelernt.
    Alex, die zum ersten Mal ihr Turnzeug anziehen musste, schreckte ein wenig davor zurück, ihre langen, dürren Arme und Beine zu entblößen. Immer wieder zuckten ihre Blicke zu den Körpern der Mitschüler, wobei sie davon überzeugt war, dass alle anderen viel selbstbewusster waren als sie selbst und viel hübscher, besonders das Mädchen mit dem langen blonden Haar, das zu einem unordentlichen Zopf geflochten war. Betrübt starrte das Mädchen in seinen Stoffbeutel.
    Plötzlich hatte es den Kopf gehoben, hatte Alex’ Blick bemerkt und gegrinst.
    »Keine Sportsachen«, sagte das blonde Mädchen.
    Alex trat näher. »Gar nichts?«
    »Nur Schuhe«, antwortete das Mädchen. »Na ja, ist wenigstens ein Anfang.«
    »Wir könnten uns meine Sachen teilen.« Alex musterte das Mädchen von Kopf bis Fuß. »Bei den Shorts bin ich nicht sicher, aber das Top müsste gehen. Dann wären wir beide wenigstens zur Hälfte richtig angezogen.«
    »Warum willst du dir einen Anschiss einhandeln?«, fragte das Mädchen.
    Alex zuckte mit den Schultern. »Sie werden uns schon nicht erschießen.«
    »Okay«, sagte das Mädchen. »Danke.«
    »Ich bin Alex Harper«, stellte Alex sich vor und zog ihr Top aus.
    »Suzy Levin«, erwiderte das Mädchen. »Du hast tolle Beine.«
    Er hatte draußen nach der Schule auf Suzy gewartet.
    »Das ist Matt, mein Bruder«, hatte Suzy zu Alex gesagt.
    Alex hatte ihn sich angeschaut und einen Jungen von vierzehn Jahren gesehen, groß und mit ziemlich langem dunklem Haar, braunen Augen und einem netten Lächeln. Sie war sofort dahingeschmolzen.
    Suzy hatte sie über den Bürgersteig in Matts Richtung gezogen.
    »Das ist Alex. Aber ich glaube, ich werde sie Ally nennen«, hatte sie gesagt. »Ich hab mein Turnzeug vergessen, und sie hat ihres mit mir geteilt, sodass wir beide Ärger bekommen haben. Dafür sind wir von jetzt an die besten Freundinnen.«
    »Cool.« Matt hatte seine Schwester umarmt und gegrinst. »Wie wär’s mit einem Burger?«
    Essen von Anfang an.

3
    Fast fertig.
    Bis jetzt war es einfach.
    So verdammt einfach, dass Frankie hätte weinen können.
    Oder lachen.
    Nein, eher weinen, da sie Roz doch so mag. Es ist in Ordnung zu weinen, wenn jemand stirbt, den man mag.
    Der Tod war vergleichsweise angenehm: bloß einschlafen und sich keine Sorgen machen, was als Nächstes geschieht. Keine Angst, kein Schmerz. Besser als das, was mit der Zeit auf natürliche Art gekommen wäre. Krebs vielleicht oder ein Herzinfarkt. Oder in einem Flugzeug zu sitzen, von dem man weiß, dass es abstürzen wird.
    Letzteres war zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber wahrscheinlicher, als ermordet zu werden – auch wenn Frankie schon einmal gehört hatte, dass es wahrscheinlicher sei, einem Mord zum Opfer zu fallen, als im Lotto zu gewinnen.
    Roz hätte zu gern im Lotto gewonnen.
    Irgendwann wäre sie
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