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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier
Autoren: Hilary Norman
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muss man für diesen Beruf eine besondere Art von Mensch sein, und ich weiß nicht, ob ich dazugehöre.«
    »Lass das Jammern«, hatte Suzy erwidert.
    Ihre Stimme mochte noch unbeholfen klingen, doch ihre Wortwahl war wieder so prägnant wie eh und je.
    »Meinst du wirklich, ich könnte es schaffen?«, hatte Alex gefragt.
    »Mit links.«

5
    Frankie hatte lange gesucht, bis sie Roz Bailey gefunden hatte.
    Um genau zu sein, war sie insgesamt sieben Kandidaten durchgegangen, seit sie sich den Plan ausgedacht hatte.
    Sie wusste von Anfang an, dass sie äußerst sorgfältig sein musste und dass es lebenswichtig war, nichts zu übereilen. Sie wusste, dass sie in ihrem Arbeitsfeld so normal und unscheinbar wie möglich auftreten musste. Je farbloser, desto besser. Eine Frau, die niemand zweimal anschauen würde, ohne einen besonderen Grund dafür zu haben.
    Bloß die Putzfrau. Niemand Besonderes.
    Ein Nichts, soweit es die Anderen betraf.
    Die Anderen. Die Besitzenden.
    Und eine dieser Anderen würde Frankie geben, was sie haben wollte.
    Frankie suchte sich die Kandidaten sorgfältig aus, die in die engere Wahl kamen. Die meisten Putzfrauen neigten dazu, in einer bestimmten Gegend für möglichst viele Haushalte zu arbeiten, doch nachdem Frankie ihren Plan entwickelt und Calloway verlassen hatte, hatte sie ihre eigene Arbeitswoche vollkommen anders gestaltet: eine Putzstelle pro Tag, sechs Tage die Woche, jede in einer anderen Stadt oder einem anderen Stadtteil, nicht weniger als jeweils sechs Meilen voneinander entfernt.
    Die Firma Calloway außerhalb von Romford war der letzte Arbeitsplatz gewesen, an dem Frankie offiziell in Geschäftsbüchern aufgetaucht war, auch wenn sie bereits dort nur in Teilzeit gearbeitet hatte. Natürlich hatte sie auch dort geputzt und Tee, Kaffee, Sandwiches und klebriges Zuckergebäck verteilt. Und selbst damals schon – vor der Idee – hatte sie es vorgezogen, dort zur Miete zu wohnen, wo sie bar bezahlen konnte. Einen Mietvertrag hatte sie nie gewollt, und stets hatte sie Vermieter gefunden, die damit zufrieden waren – erst recht, nachdem sie herausfanden, dass ihre neue Mieterin sich weit besser um ihr Eigentum kümmerte als alle anderen zuvor.
    Da war ihr dann die Idee gekommen. Während sie die Porzellantassen des Direktors und die Löffel aus rostfreiem Stahl gespült hatte (die Arbeiter hatten Geschirr und Besteck aus Plastik). Der Plan, um alles zu verändern. Und nachdem sie ihn erst einmal im Kopf hatte, wusste sie, dass es kein Zurück mehr gab. Sie musste einen Weg finden, diesen Plan in die Tat umzusetzen.
    Sie musste .
    Frankie arbeitete seit gut elf Jahren als Putzfrau. Mit vierundzwanzig hatte sie damit angefangen, hauptsächlich, weil es der Beruf war, der am besten zu ihr gepasst hatte, aber auch, weil sie vorher schon so ziemlich alles versucht hatte, was sie als ungelernte Kraft hatte bekommen können.
    Zuerst hatte sie in einem Geschäft gearbeitet, in einer Boutique in Romford, wo sie gelernt hatte, dass die Kunden nicht immer recht hatten und bisweilen unaussprechlich rüde sein konnten. Dann hatte sie in einem Friseursalon mit Namen »Gloss« an der High Road Haare gewaschen. Törichterweise hatte sie das für den idealen Job gehalten, eine saubere, hygienische Arbeit. Zu spät hatte sie bemerkt, wie widerwärtig verfettet die Köpfe mancher Menschen waren. Bisweilen tummelten sich sogar alle möglichen Kreaturen darauf. Deshalb brachte Frankie ihre eigenen Handschuhe mit, doch ihr Chef sagte, das beleidige die Kunden; also hatte sie gekündigt.
    Als Nächstes versuchte sie es bei Moons Books in Chadwell Heath, weil der einzige Schmutz dort wohl nur der Staub auf den Büchern sein würde – dachte sie –, und weil die Kundschaft bestimmt einer gehobeneren Schicht angehörte. Doch in den drei Monaten, die Frankie dort gewesen war, hatte sich kaum ein Kunde blicken lassen, und so hatte ihr Chef sie entlassen. Anschließend nahm sie eine Stelle als Empfangsdame im Büro eines Steuerberaters an, wieder in Romford, doch acht Stunden hinter einem Schalter zu sitzen und gelangweilte Klienten anzulächeln, war bald unerträglich gewesen. Außerdem waren die Büroräume genauso verdreckt, wie der Buchladen und der Friseursalon gewesen waren. Bald gab es nur noch eines, das Frankie wirklich tun wollte: sich Gummihandschuhe (und am besten eine Maske) zu schnappen, Dettol, Domestos oder Jeyes in einen Eimer zu kippen und mit dem Schrubben anzufangen.
    Das tat sie
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