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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier
Autoren: Hilary Norman
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schließlich auch. Zu guter Letzt wurde sie also doch für das bezahlt, was sie am besten konnte.
    Vier Jahre Zufriedenheit bei der Arbeit.
    Bis Bo kam und ihr Leben für immer veränderte.
    Und dann – nach Bo, nach ihrem »Problem«, als alles anders war – war sie anders geworden. Alle Hoffnung war dahin, ausgetreten wie eine seiner Selbstgedrehten. Frankie begann wieder zu arbeiten, zu putzen, und sie wusste, dass sie das missbilligen würden, dass sie ihr sagen würden, das sei doch nun wirklich der letzte Job, den sie ausüben sollte. Aber irgendetwas musste sie ja tun. Sie musste Geld verdienen, und Putzen war alles, was sie konnte. Außerdem liebte sie es.
    Immerhin litt sie nicht unter Arbeitsmangel. Die Leute sagten immer wieder, dass gute, ehrliche Putzfrauen wie Gold seien, und sicherlich gab es keine bessere als Frankie Barnes. In einem ihrer fast schon glücklichen Augenblicke – so glücklich sie denn sein konnten – überlegte Frankie, ob sie sich vielleicht Visitenkarten mit dem Spruch Ein Leben für den Dreck drucken lassen sollte, obwohl es das nicht genau traf. Hygienesüchtig hätte es eher getroffen, die meisten Kunden aber wohl abgeschreckt; außerdem wollte sie keine Visitenkarten, nichts Schriftliches, nichts, das man als »offiziell« hätte bezeichnen können.
    Vor Calloway’s, vor dem Plan, hatte Frankie immer nach »hübschen« Häusern in und um Chigwell gesucht. Nicht weil die Reichen besser zahlten, im Gegenteil: Frankie hatte die Erfahrung gemacht, dass reiche Leute oft geiziger waren als die mit schmalen Budgets. Aber fast immer wussten die Reichen die Sorgfalt mehr zu schätzen, die Frankie ihren Häusern angedeihen ließ. Außerdem war das Staubsaugen mit einem Miele oder Dyson viel effektiver als mit einem No-Name-Gerät, und auch das Schrubben eines verdreckten, fremden Bades oder eines ekelerregenden Klos war viel angenehmer, wenn man von kühlem und leicht zu reinigendem Marmor oder Granit umgeben war. Und wäre sie nicht von der Anzeige in der Lokalzeitung verführt worden, von der Aussicht auf mehr Geld bei Calloway’s – Frankie war schließlich auch nur ein Mensch, der seine Rechnungen bezahlen musste –, und wäre sie nach einiger Zeit nicht von den verdreckten Fabrikhallen derart angewidert gewesen, dann ... ja, dann wäre sie vielleicht niemals so verzweifelt gewesen, dass sie auf eine solche Idee gekommen wäre.
    Aber selbst die Häuser von Chigwell waren nie gut genug für sie gewesen.
    »Ich weiß gar nicht, was Sie eigentlich wollen«, hatte Mrs Binder, eine ihrer Kundinnen, zu ihr gesagt, nachdem Frankie ihr offenbart hatte, dass sie den Job aufgeben würde. »Ich schaue Ihnen nicht die ganze Zeit über die Schulter. Ich überprüfe Ihre Arbeit nicht. Ich habe nie etwas gesagt, weil Sie in jedem Zimmer, in dem Sie eigentlich arbeiten sollten, den Fernseher laufen lassen.«
    »Nicht wo ich arbeiten sollte , sondern wo ich arbeite «, hatte Frankie zornig erwidert.
    »Ja, natürlich. Das wollte ich damit auch sagen«, hatte Mrs Binder ihr rasch versichert, denn Frankie war die beste Putzfrau, die sie je gehabt hatte. »Ich will ja auch nur wissen, womit ich Sie glücklich machen kann.«
    »Mit nichts«, hatte Frankie entgegnet.
    Erst später, in ihrem Zimmer in Chadwell Heath, war Frankie die richtige Antwort auf Mrs Binders Frage eingefallen.
    »Geben Sie mir alles, was Sie haben.«
    Nicht alles natürlich. Nicht Mr Binder. Den hätte Frankie nicht mal mit der Kneifzange angefasst. Und auch nicht Mrs Binders verwöhnte Bälger.
    Nur das Haus. Und etwas von dem Geld – genug, um für die Instandhaltung zu bezahlen. Genug, um die Dachziegel auszutauschen, wenn sie locker wurden, oder jemanden zu holen, der die Regenrinne reparieren oder alle paar Jahre die Außenwände streichen konnte.
    Genug, um eine Putzfrau zu bezahlen?
    Nein. Den Job würde sie niemand anderem anvertrauen.
    Bevor das passiert, lernen Kühe fliegen.
    Das hatte Frankie sich damals gesagt.
    Bis zu dem Plan.
    Dem Plan, der alles verändert hatte.
    Veränderung war das Wort der Stunde. Veränderung der Umgebung vor allen Dingen. Keine schmutzige Fabrik mehr und keine blassen Essex-Weiber, kein Romford und kein Chadwell Heath.
    Und vor allem keinen mehr, der Frankie Barnes kannte.
    Kurz spielte sie mit dem Gedanken, aufs Land zu ziehen, doch die Küste zog sie mehr an. Die endlose Wasserfläche, die Boote und je nach Jahreszeit die vielen Fremden, die dorthin strömten, hatten etwas
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