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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier
Autoren: Hilary Norman
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Befreiendes. Außerdem hatte sie mal irgendwo gelesen, dass Salzwasser – sah man von der allgegenwärtigen Umweltverschmutzung ab – sehr rein sei.
    Aber wohin genau sollte sie? Soweit sie anhand des täglichen Wetterberichts im Fernsehen beurteilen konnte, war es an der Ostküste zu kalt, und im Westen schien es noch schlimmer zu sein. An der Südküste kannte sie sich wenigstens ein bisschen aus; sie war schon in Eastbourne gewesen, in Brighton und auch in Bournemouth. Doch Eastbourne hatte ihr gar nicht gefallen, und Bournemouth war ihr zu versnobt und die Bewohner überaltert. Brighton aber liebte sie.
    Also ging sie zu W. H. Smith und kaufte sich eine Landkarte.
    Es sah ziemlich einfach aus. Alles gut überschaubar auf einer geraden Linie, die sie mit dem Finger entlangfahren konnte: Worthing, Portslade-by-Sea, Hove, Brighton, Rottingdean und Newhaven – obwohl Letzteres, das wusste Frankie, eine Hafenstadt war, und an einen solch geschäftigen Ort wollte sie dann doch nicht.
    Schließlich gelangte sie zu dem Schluss, dass sie einen Wagen brauchte.
    Doch seit Bo war sie nicht mehr gefahren.
    Seit Bo hatte sie viele Dinge nicht mehr getan.
    Zu lieben, zum Beispiel. Oder zu vertrauen.
    Oder sich vorzustellen, wieder mit einem anderen Menschen zusammenzuleben.

6
    Hätte Suzy sich nicht so gut erholt und hätte sie David Maynard nicht getroffen (im Wartezimmer ihres gemeinsamen Orthopäden, wo er auf das Ergebnis der Untersuchung seines verletzten Knies gewartet hatte), und hätte sie sich nicht in David verliebt und ihn geheiratet – einen blonden, blauäugigen Rechtsanwalt, der bisweilen üble Verbrecher verteidigte, aber von ganzem Herzen an die Rechte eines Angeklagten glaubte und Suzy geradezu vergötterte –, wenn das alles nicht passiert wäre, hätte Alex wohl gar nicht darüber nachgedacht, den Job in Hove anzunehmen.
    Trotzdem war es schmerzhaft gewesen.
    »Das ist ein fantastisches Angebot«, hatte Suzy ihr gesagt. »Die Leute, die dich haben wollen, gehören zu den Besten, das habe ich nachgeschaut. Viele Fußballer und andere Sportler sind dorthin gegangen, und David hat einen Freund die Sache überprüfen lassen. Der Laden ist grundsolide.«
    »Versuchst du etwa, mich loszuwerden?«, fragte Alex.
    »Was sonst?«, antwortete Suzy schelmisch.
    Alex war zum Abendessen in die Erdgeschosswohnung der Maynards in Roland Gardens an der Old Brompton Road gekommen – was sie mindestens einmal im Monat tat –, unter anderem, um die Meinung ihrer Freunde zu hören. Beinahe hoffte Alex, diese würden sie entmutigen, wusste jedoch, dass es unwahrscheinlich war.
    »Suzy hasst die Vorstellung, du könntest weggehen«, sagte David und goss Weißwein in die schlanken Gläser. »Aber wir wissen alle, dass es der erste wirkliche Topjob ist, den man dir angeboten hat.«
    »Und Tatsache ist«, erklärte Suzy, »dass Matt dich vermutlich für ewig heimsuchen wird, wenn du nicht endlich aus dieser verdammten Wohnung verschwindest und alles hinter dir lässt.«
    Das war der springende Punkt. Das Café Jardin war schon lange verkauft und in ein Fischrestaurant verwandelt worden. Die Wohnung hatten die neuen Besitzer jedoch nicht gebraucht, auch wenn der Vermieter das gern gesehen hätte, und Alex, die sich durch ihr erstes Jahr an der City University quälte, hatte durch einen Umzug nicht zusätzliches Chaos in ihr Leben bringen wollen – zumindest war das ihre Entschuldigung gewesen.
    »Matt sucht mich nicht heim. Da ist kein Geist, der um mich herumspukt«, sagte sie zu Suzy. Der Unfall war nun drei Jahre her. Alex hatte ihren Bachelor-Abschluss und war hoch motiviert, lebte aber noch immer am gleichen Ort – körperlich und, wie sie zugeben musste, häufig auch emotional.
    »›Heimsuchen‹ war vielleicht das falsche Wort«, räumte Suzy ein, »aber tief in deinem Innern weißt du, dass ein Teil von ihm immer bei dir sein wird, solange du dort bleibst. Er ist aber nicht mehr da. Ich wünschte, es wäre anders, aber er ist für immer von uns gegangen, und es ist höchste Zeit, dass du das akzeptierst und nach vorn schaust.«
    Alex schwieg eine Zeit lang.
    »Wenn ich ein kleines Haus finde, wirst du mich dann besuchen kommen?«, fragte sie dann.
    »Ist Wasser nass?«, entgegnete Suzy.
    Also hatte Alex die Stelle im neurologischen Reha-Zentrum in Hove angenommen und sich ein hübsches Häuschen an der Falmer Road in Woodingdean gesucht, fünf Minuten von Rottingdean entfernt und in unmittelbarer Nähe des
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