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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier
Autoren: Hilary Norman
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war einmal bei der Beerdigung eines Patienten auf dem Lawn Memorial Cemetery dabei gewesen, und die Schönheit dieses Ortes hatte sie fasziniert: Grabplatten, Rasen und überall Blumen. Der Friedhof grenzte an Weideland, was ihm nicht nur eine friedvolle Aura verlieh, sondern auch die Illusion von Raum.
    »Ein wenig wie in einem amerikanischem Film«, war Judes erster Kommentar gewesen.
    »Nicht so romantisch wie ein alter Kirchhof«, hatte Alex erwidert. »Aber Roz scheint keiner Kirche angehört zu haben, und der Friedhof hat schon etwas Besonderes, findest du nicht?«
    Jude hatte den Friedhof noch zweimal besucht, bevor er Roz’ Notar eine entsprechende Empfehlung gegeben hatte. Der Notar hatte zugestimmt, und Geld war genug vorhanden. Sie konnten nur hoffen, dass die alte Dame ebenfalls einverstanden gewesen wäre.
    Es war nur eine kleine Versammlung: Jude, Alex und Suzy; Bill Deacon, der Portier vom Lansdowne Casino; Roz’ Notar; Mrs Osborne, Roz’ Nachbarin auf Winder Hill, die sich schrecklich schämte, ihr Verschwinden nicht bemerkt zu haben; die Hausers, Judes Freunde aus der Galerie, und auch Ray Cobbins. Die letzten drei waren hauptsächlich gekommen, um Jude zu unterstützen.
    Es gab sehr viele Blumen. Keine Polizei. Keine Reporter.
    »Ich hoffe nur, dass jemand was Anständiges für Swann arrangiert«, sagte Jude leise zu Alex, als sie sich dem Grab näherten.
    »Und für Frankie«, murmelte Alex und sah Judes schiefen Blick. »Ich kann einfach nicht anders«, erklärte sie. »Trotz allem empfinde ich noch immer etwas für sie.«
    »Ich weiß«, sagte er.
    Sie hielten sich an den Händen, während der Sarg in die Erde hinabgelassen wurde. Alex wusste, wie viel Jude dies alles psychisch kostete; für sie war es nach ihrem Martyrium ohnehin schon schwer genug. Natürlich war es nicht derselbe Sarg, in dem Roz Bailey zuerst gelegen hatte – und falls die Polizei in Erfahrung gebracht haben sollte, wo und wie Frankie dieses grässliche Ding bekommen hatte, so hatte sie diese Information zumindest nicht mit Jude und Alex geteilt. Aber sie würden es noch früh genug erfahren, wenn das Verfahren wieder eröffnet wurde.
    All das stand ihnen noch bevor, und dann kam Bolins Prozess. Ob nur einer oder mehrere, wussten sie nicht. Sie wussten nur, dass er sich mehreren Anklagen in den Fällen Roz Bailey und Andy Swann – und auch ihrem Fall – gegenübersah.
    Wieder auf der Arbeit in der wirklichen Welt, versuchten sie, sich so normal wie möglich zu benehmen; aber sie wussten, dass sie es nie würden vergessen können.
    Dann und wann sprachen sie über die eine Sache, die für sie beide das größte Mysterium von allen geblieben war: die Beziehung zwischen Frankie und Bolin.
    »Er muss sie geliebt haben«, sagte Alex und erinnerte sich an die Zärtlichkeit am Ende.
    »Das ist aber eine seltsame Art von Liebe«, meinte Jude. »Eine so pingelige Frau wie Frankie in ihrem eigenen Urin sitzen zu lassen.«
    »Und ich glaube, auch sie hat ihn geliebt«, sagte Alex, »auch wenn sie Angst vor ihm hatte.«
    »Aber sie war der Killer«, bemerkte Jude.
    »Sie war geisteskrank.« Alex wurde bei der Erinnerung noch immer übel. »Bolin wiederum hat versucht, dich kaltblütig umzubringen.«
    »Vielleicht hat er sie ja nur beschützen wollen.« Jude zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
    Sie schwiegen.
    »Ich glaube nicht, dass wir jemals erfahren, warum Bolin sich um sie gekümmert hat«, sagte Alex nach einer Weile. »Ging es ihm nur um das Haus und das Geld, oder ist er eine Art Sadist? Oder war es Liebe ... zumindest auf seine Art?«
    »Schwer zu sagen.« Jude hielt kurz inne. »Er hatte nur für sich gepackt.«
    »Einschließlich einem Batzen Bargeld«, bemerkte Alex.
    Wieder zuckte Jude mit den Schultern.
    »Ich wünschte«, sagte Alex nach einem Moment, »ich könnte Frankie über ihre Vergangenheit befragen.«
    »Du könntest ja ihn danach fragen«, sagte Jude.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Bestimmt nicht«, sagte sie.
    Seit den Schrecken waren seine Träume schlimmer denn je. In manchen Nächten waren diese Träume, wie sie immer gewesen waren. Sie drehten sich um Scott und seine Mutter. Doch manchmal träumte Jude eine andere Version: Er sah sich und Alex in einem Grab neben ihren Särgen liegen, während Frankie und Mike Bolin und der arme tote, unheimliche Andy Swann auf sie hinunterstarrten. Dann machte Bolin sich daran, Erde und Schmutzwasser auf sie zu schaufeln, und der Dreck blendete Jude, füllte
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