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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier
Autoren: Hilary Norman
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Scheiße.«
    »Ich weiß.«
    »Okay«, sagte Suzy hilflos. »Was genau soll ich jetzt tun? Wie lautet dein nicht vorhandener Plan?«
    »Du wirst mir zwanzig Minuten geben ...« Er dachte an die Entfernung, den vermutlichen Verkehr und seinen eigenen körperlichen Zustand und verbesserte sich. »Sagen wir lieber, dreißig Minuten.«
    »Das ist zu lange«, widersprach Suzy.
    »Den größten Teil der Zeit werde ich schon brauchen, um überhaupt nach Winder Hill zu kommen«, erklärte Jude. »Eine halbe Stunde, Suzy, damit ich zu ihr kann. Dann rufst du die Polizei an und erzählst ihnen von Alex und Bolin und dem armen Kerl, der da draußen liegt.«
    »Ally zuerst«, sagte Suzy, »verrottende Leichen später.«
    »Jetzt weiß ich, warum Alex dich so liebt.«
    »Um Himmels willen, Jude«, sagte Suzy, »sei vorsichtig.«
    »Dreißig Minuten«, wiederholte er und legte auf.

124
    »Nur zu deiner Information, Miss Jeden-Tag-eine-gute-Tat«, sagte Bolin zu Alex, während er sie an den Korbmöbeln vorbei durch den Wintergarten schleppte. »Nichts von alledem ist auf meinem Mist gewachsen. Das war alles sie, unsere gute alte Königin des Putzlappens. Sie hat endgültig den Verstand verloren und beschlossen, sich einen eigenen Ort zum Schrubben zu besorgen ...«
    Er blieb an einem der Lehnstühle stehen, trat ihn mit dem Knie aus dem Weg und schob dann den weiß-blauen Teppich darunter beiseite, unter dem wiederum sich eine Falltür verbarg.
    »Was tun Sie da?« Alex’ Angst wuchs mit jeder Sekunde.
    »... nur dass schon jemand anders an diesem Ort lebte«, fuhr Bolin fort. »Also hat die gute alte Frankie beschlossen, auch diesen Jemand wegzuputzen.«
    Er hockte sich unvermittelt hin und riss Alex dabei fast von den Füßen. Dann griff er nach der Falltür, hob sie hoch und enthüllte die Schwärze darunter.
    »Nein!« Panik überkam Alex, als ihr der Gestank aus dem Loch entgegenschlug. Es war der gleiche Gestank, wie sie ihn schon im Flur bemerkt hatte, nur stärker und widerlicher. »Nein!«
    »Maul halten!«, befahl Bolin.
    Alex wehrte sich mit aller Kraft und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch sie wusste, dass es hoffnungslos war, als er sie nun zum Rand des Loches zerrte und ihr von hinten einen harten Stoß versetzte.
    »Nein!«
    Alex’ Schrei erstickte, als sie schmerzhaft auf den Knien landete. Sie wusste, dass sie nicht tief gefallen war – gut einen Meter, schätzte sie –, aber es war stockfinster hier unten, und die Luft war gesättigt mit diesem furchtbaren Geruch. Alex’ schlimmste Angst war, dass Bolin die Falltür schließen und sie im Dunkeln allein lassen würde.
    »Bitte!«, rief sie. Dann sah sie, wie Bolin ihr folgte und herunterkam. Er packte sie an der Kehle.
    »Nein!«
    Sie versuchte, rückwärts zu kriechen, weg von ihm. Dann hielt sie an, erstarrte. Ihr Instinkt sagte ihr, sie solle nahe beim Licht bleiben, und sie sah, dass auch Bolin sich auf die Knie niederließ. Das lag an der niedrigen Decke, wie sie nun bemerkte; Gott sei Dank musste auch er hier kriechen.
    »Ist schon gut«, sagte er.
    »Bitte«, flehte sie. »Ich will nicht ...«
    Er packte ihren linken Arm, und sie schrie erneut, als er sie immer weiter von der Öffnung und vom Licht wegzog. Der Übelkeit erregende Gestank drang ihr in Nase, Mund und Hals, und das war schlimmer als jeder Albtraum. Alex konnte noch nicht einmal versuchen, sich zu wehren, denn sie musste ihre freie Hand auf den Mund drücken, um sich nicht zu übergeben.
    Bolin stieß sie unvermittelt mit der Faust, und Alex fiel auf den Rücken, doch selbst dann hörte er nicht auf, an ihr zu zerren. Sie spürte Schmerz, doch das schien nicht zu zählen; die Angst, der Schrecken siegte gegen jedes andere Gefühl.
    Und dann sah sie es.
    Im Licht, das durch die offene Falltür fiel, die nun ein paar Meter entfernt war.
    Ein Sarg – die Form war unverkennbar.
    Alex hatte das Gefühl, als würde ihre Seele in sich zusammenfallen.
    »Nein«, keuchte sie. »Oh, bitte, o Gott, nein.«
    »Willst du, dass ich dich knebele?«, fragte Bolin.
    »Sag mir, dass es nicht Jude ist«, sagte Alex. » Bitte , sag mir, dass es nicht Jude ist.«
    »Das ist nicht Jude«, sagte Bolin, zerrte sie zum Sarg und drückte ihre Schulter gegen den Stahl. »Und jetzt zum letzten Mal: Wenn du nicht willst, dass ich es für dich erledige, halt verdammt noch mal das Maul!«
    Er band ihre Arme mit dem Gürtel der Regenjacke an einen der Tragegriffe des Sarges.
    Vor Angst und Entsetzen
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