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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier
Autoren: Hilary Norman
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wohl sowieso an Krebs erkrankt. All diese verrauchten Casinos. Frankie war bisher nur einmal in einem Casino gewesen, zusammen mit Bo, in Blackpool, und sie hatte den Rauch kaum ertragen können, und auch nicht die Menschen, die sich um die Tische drängten, ihr auf die Pelle rückten, sie berührten ...
    Lungenkrebs.
    Wenigstens das hatte sie Roz erspart.
    Nur ein Becher Kaffee – falls die Tabletten den Geschmack veränderten, sagte Roz zumindest nichts davon –, und dann einfach einnicken in ihrem hübschen, mit Chintz bespannten Lehnstuhl in ihrem genauso hübschen Musikzimmer mit dem Glasdach.
    Ohne zu ahnen, was auf sie zukommt.
    Frankie war immer wieder davor zurückgeschreckt, was als Nächstes kommen würde, hatte sich gar keine Gedanken darüber machen wollen.
    Sie hatte sich gefragt, ob sie ihre Absicht wohl noch ändern und die Sache mit einem Kissen zu Ende bringen würde. Einfach ein Kissen nehmen und es ihr aufs Gesicht drücken, bis es vorbei war.
    Aber Frankie hatte Roz’ Kissen schon immer gemocht. Sie weiß, dass Roz sie von einer Frau in Hangleton hatte nähen lassen, und Frankie würde die Schneiderin nie darum bitten können, Ersatz anzufertigen – außerdem würde ein neuer Stoff ohnehin nicht passen.
    Deshalb muss es eine Plastiktüte sein.
    Das ist zwar hässlich, weil man zuschauen muss, aber viel sauberer.
    Also erste Wahl.
    Frankie fragt sich oft, was sie ohne Plastik tun würde.
    Sie bemerkt es, kurz bevor sie die Tüte überzieht.
    Zwei Flecken auf den gepolsterten Stuhllehnen.
    Speichel aus Roz’ Mundwinkel, wie sie angewidert erkennt, denn ein paar Tropfen hängen noch immer am Kinn der Bewusstlosen.
    Lass das erst mal.
    Zunächst gilt es, Wichtigeres zu erledigen.
    Frankie nimmt die Plastiktüte, zögert dann aber.
    Wenn sie die beiden Flecken nicht sofort entfernt, werden sie eintrocknen und bleiben. Egal wie sehr sie dann schrubbt, sie wird immer wissen, dass sie dort sind – wie die Bakterien, von denen es heißt, dass sie im Mund eines jeden Menschen leben.
    Frankie schaut auf den Boden und sieht einen weiteren Fleck auf einer Fliese – oder besser, sie glaubt ihn zu sehen.
    »Ich liebe meine Fliesen«, hat Roz vor dem Kaffee gesagt.
    Jetzt sind es Frankies Fliesen. Oder werden es bald sein.
    Sobald sie mit der Sache hier fertig ist.
    Frankie legt die Plastiktüte wieder beiseite und holt, was sie braucht. Sie beeilt sich, auch wenn Roz noch für Stunden bewusstlos bleiben wird. Doch Frankie will jetzt kein Risiko mehr eingehen. Sie wischt die Flecken weg und desinfiziert die Stellen. Der neue Geruch ist zwar nicht gerade angenehm, aber äußerst befriedigend.
    Frankie ist eine wirklich gute Putzfrau.
    Und nun, nachdem das erledigt ist, kann sie sich um die andere Sache kümmern.

4
    Es war Suzy, die Alex schließlich – Matt war fast einundzwanzig, Suzy und Alex waren achtzehn – aus der Behaglichkeit einer wunderbaren Freundschaft in das Unvermeidliche stieß.
    »Um Himmels willen«, sagte Suzy den beiden getrennt voneinander. »Ihr wisst doch, dass ihr füreinander geschaffen seid. Warum hört ihr nicht endlich mit diesen Spielchen auf und lasst euren Trieben freien Lauf?«
    Ein Jahr später hatten sie das Café Jardin eröffnet – drei Monate nach ihrer Hochzeit – und die Wohnung darüber gemietet. Matt war in der Küche der Boss; Alex erledigte das Geschäftliche und kontrollierte, was sie »vorne« nannte, und Suzy, die inzwischen im PR-Business untergekommen war, nutzte schamlos alle Kontakte, die sie hatte. Jung wie sie waren, machten sie zusammen das Restaurant – in Selsdon, nahe South Croydon – innen wie außen zu einem hübschen und sehr gemütlichen Treff. Je nach Jahreszeit dekorierten sie alles mit den entsprechenden Blumen, und im Garten gab es einen überdachten Bereich sowie einen Heizstrahler. Es hatte nicht lange gedauert, bis die ersten Gäste erschienen waren und Gefallen an der Umgebung gefunden hatten, und wichtiger noch: an Matts Kochkunst. Rasch hatten sich die Qualitäten des Café Jardin herumgesprochen.
    »Matt Levin versteht etwas vom Essen und von Menschen«, hatte ein Kritiker in Time Out geschrieben.
    Kurz darauf bekam man Donnerstags, Freitags und am Wochenende nur noch mit frühzeitiger Reservierung einen Tisch.
    Alex hatte es geliebt, mit Matt zusammenzuarbeiten, hatte es mehr geliebt als alles andere, was ihr bis jetzt in diesem Leben widerfahren war, und mit ihm oben zusammenzuwohnen, war noch besser gewesen. Aber auch wenn die
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