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Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)

Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Schwung von einem Mann, für den es offenbar normal war, dass eine ihm völlig unbekannte Frau erst in seinem Bett und danach in seinem Badezimmer war.
    Leben Sie wohl, Herr Wer-auch-immer, hauchte sie ihm tonlos zu, öffnete die Wohnungstür, glitt lautlos in den Flur, rannte leise Richtung Fahrstuhl und drückte den grünen Knopf.
    Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis der Fahrstuhl in der zweiundzwanzigsten Etage war, und dann sogar noch länger, bis sie endlich in der Eingangshalle stand. Hatte er inzwischen wohl bemerkt, dass sie verschwunden war? Hatte er vielleicht bereits den Pförtner angerufen und ihn gebeten, sie so lange aufzuhalten, bis er selber unten war?
    Eilig lief sie an dem Türsteher vorbei, der ihr fröhlich einen guten Morgen wünschte, und erst zwei Blocks weiter blieb sie stehen und hielt ein Taxi an. Wenn sie sich beeilte, schaffte sie es vielleicht, ins Hotel zurückzufahren, ihre Sachen einzupacken und noch rechtzeitig für ihren Flug am Flughafen zu sein.
    Sie lehnte ihren Kopf gegen den steifen Plastik-Sitzbezug.
Sie war vollkommen erschöpft und ihr Körper an Stellen wund, deren Existenz ihr bisher kaum bewusst gewesen waren.
    Wie hatte so etwas passieren können, ohne dass sie etwas davon mitbekommen hatte? Laney kniff die Augen zu, kämpfte allerdings vergeblich gegen ihre Neugier an. Er musste sanft gewesen sein, da sie sich nicht an Schmerzen erinnern konnte. Aber wie in aller Welt hatte dieser Fremde sie, Laney McLeod, dazu gebracht, mit ihm ins Bett zu gehen?
    »Oh Gott!« Sie warf sich die Hände vors Gesicht. Was bedauerte sie mehr? Dass sie sich an nichts erinnern konnte oder dass ihr Treiben vielleicht schlimme Konsequenzen haben würde?
    Was zum Teufel war das für ein Mann? War er vielleicht verheiratet? Hatte er möglicherweise eine ansteckende Krankheit, oder war er unter Umständen pervers?
    Sie stieß ein unglückliches Lachen aus. Aus der Sicht der meisten Frauen hatte sie wahrscheinlich Riesenglück, denn zumindest bliebe ihr die größte Angst erspart. Bisher war sie genau aus diesem Grund nie eine Beziehung eingegangen, jetzt war sie hingegen fast froh, dass der Zwischenfall von letzter Nacht eine ganz bestimmte Konsequenz nicht haben könnte. Schließlich war sie unfruchtbar.

2
    »Sie sind schwanger, Ms McLeod.«
    Laney starrte den Arzt verwundert an, dann aber lachte sie leise auf. »Das kann nicht sein.«
    Er setzte ein nettes, väterliches Lächeln auf. »Oh doch. Ich würde sagen, dass Sie in der zehnten Woche sind. Hatten Sie bisher denn keinerlei Verdacht?«
    Sie schüttelte vehement den Kopf. »Sie verstehen nicht. Das kann nicht sein. Ich bin unfruchtbar. Ich hatte mit dreizehn eine Blinddarmentzündung und danach noch eine wochenlange schwere Sekundärinfektion. Der Arzt hat mir und meiner Mutter damals erklärt, dass ich deshalb niemals Kinder haben kann.«
    »Da hat er sich eindeutig geirrt«, stellte der Doktor lächelnd fest.
    »Ich bin wegen einer ganz normalen Magenverstimmung hier.«
    »Diese Art der Magenverstimmung gibt es, seit es Menschen gibt. Sie nennt sich Schwangerschaftsübelkeit.«
    Laney starrte ihn mit großen Augen an und fragte so leise, dass er sie beinahe nicht verstand: »Sie meinen
es ernst, nicht wahr? Sie behaupten allen Ernstes, dass ich schwanger bin.«
    Als er ihre entsetzte Miene sah, bekam seine Stimme einen mitfühlenden Klang. »Freuen Sie sich denn nicht darüber, Ms McLeod?«
    Sie sollte sich darüber freuen, dass ihre Sünden sie jetzt heimsuchten? Sich darüber freuen, dass sie bis an ihr Lebensende dafür büßen sollte, einen einzigen Fehltritt begangen zu haben? Sich darüber freuen, dass sie ein unschuldiges Kind für einen Irrtum zahlen lassen würde, der ihr selber unterlaufen war?
    »Ich bin nicht verheiratet«, platzte es aus ihr heraus. Sie stand auf und trat ans Fenster. Das Sprechzimmer des Arztes lag im Erdgeschoss eines medizinischen Komplexes, an dem sie Fußgänger vorübereilen sah. Ein Pick-up raste bei Gelb über eine Ampel, eine Frau mit einem Kombi versuchte, einen Golden Retriever dazu zu bewegen, auf der Rückbank ihres Wagens Platz zu nehmen, und ein junges Pärchen schlenderte eng umschlungen den Bürgersteig hinab.
    All das war total normal. Nur ihr eigenes Leben war vollkommen aus der Bahn geraten. Weil sie sich von einem Typen hatte schwängern lassen, von dem sie nicht einmal wusste, wie er hieß.
    Der Doktor sah sie fragend an: »Und der Vater ist …«
    »Unerreichbar«, beendete Laney
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