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Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Titel: Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer , Wolfgang Spyra
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der Ladestraße. Da waren die Laderinge schon
verschwunden. Natürlich ist hier eigentlich die Bundespolizei zuständig. Ah – da kommt er ja auch schon. Guten
Morgen, Herr Blohm.«
    KHK Blohm
brachte neue Informationen ein. Der Bahnvertreter hatte inzwischen erklärt, dass
dies nicht der erste ›Vorfall‹ dieser Art in Kaltheim war.
    »Ist wohl
ungefähr drei Wochen her. Da hatte die Bahn am Ende der Ladestraße eine Trommel
Kabel mit Abrollvorrichtung stehen. Zum größten Teil schon verarbeitet, war nur
noch ein Rest übrig. Die Diebe hatten sich einen uneinsehbaren Platz hinter dem
alten Stellwerk ausgesucht, das Ende dahinter gezogen, langsam abgerollt und zerschnitten.
Abschnitte von etwa zwei Metern, nimmt man an. Keiner hat was bemerkt. Schaden 200
bis 300 Euro.«
    »Tricky!«,
kommentierte Sommer knapp.
    »Auch die
Strecke Magdeburg–Berlin ist offensichtlich beliebtes Ziel der Bande. In taktarmen
Zeiten, also nach 22 Uhr. Kabelbrücke
eingebaut, Oberleitung durchtrennt, zweite Brücke und ab durch die Mitte mit 100 Meter Oberleitung. Alle bisher bekanntgemachten
Diebstähle fanden in der Nähe von Bahn-Baustellen statt. Das ist der momentane Stand.«
    Paul Sommer
zuckte mit den Schultern. »Für mich ist hier nichts mehr zu tun. Nach einem Raub
ist es für die Täterfalle zu spät. Die bringen wir ja prophylaktisch an. Schicken
Sie mir die Akten, ich überlege dann, wo wir einen Einsatz planen können.« Verabschiedete
sich freundlich und machte sich dann auf den Weg zu ›seinem‹ vietnamesischen Restaurant.
     
    Am Nachmittag stand plötzlich Hubertus
Hauk in der Tür. »Ich bin der Bote. Du wolltest Akten zum Kupferkabelklau!«, verkündete
er und schwenkte keuchend einen dicken Stapel durch die Luft. »Kaffee?«
    »Du glaubst,
du kannst deine Schuld bei mir durch Kaffee abarbeiten?«, lachte Paul, stellte aber
fest, dass er solch einen kleinen Anschub nach dem guten Essen brauchen könnte,
und ließ sich überreden.
    Der weitere
Nachmittag gehörte ganz dem Studium der Unterlagen. Während er las, notierte er
sich einige zentrale Fragen. Warum fanden die Diebstähle immer in Baustellennähe
statt? Welches Fahrzeug wurde verwendet? ›Baustellenfahrzeug‹ schrieb er dahinter,
mit Ausrufezeichen. Schließlich sollte der illegale Transport ja nicht auffallen.
Wie hatten die Diebe das Verladen und Wegschaffen bewerkstelligt? Nicht in Handarbeit,
überlegte Paul, das war bei den Mengen nicht möglich. Offensichtlich gab es keinerlei
Hinweise darauf, dass der lokale Schrotthandel involviert war.
    Hatte man
die Kabel über die Autobahn zu irgendeiner nahegelegenen Grenze geschafft? Durch
Sachsen? Oder direkter? Er kratzte sich mit dem Bleistift am Haaransatz. Vielleicht
konnten die Kollegen beim Zoll nachfragen.
     
    Das Telefon klingelte. »Mensch,
Hubertus, solche Sehnsucht?«
    »Nee, aber
Neuigkeiten!«, erklärte der Freund und nuschelte vor Aufregung. »Stell dir mal vor,
wir wissen jetzt, wie der Inhalt des Güterwagens abtransportiert wurde. Mit einer
Draisine!«
    »Was? Mit
einer echten Draisine? Und wie haben die die Beute vom Waggon auf das Ding verladen?«
    »Da steht
so ein Schienenkran, der wird zum Verladen benutzt, und den haben die Kerle einfach
auch verwendet. Ist so ein komisches Zwitterding. Mit dem kann man sowohl auf der
Straße als auch auf der Schiene fahren. Ich komm mal eben rüber!«
     
    Paul Sommer fuhr den PC hoch. Er
musste sich jetzt erst einmal ein Bild von der Lage der Ladestraße, den Zufahrtswegen,
dem Fundort der Draisine verschaffen, sonst waren alle Überlegungen am Ende nichts
wert. Es bedurfte einer soliden Grundlage. Er zoomte sich näher ran. Alles war gut
zu sehen. Die Ladestraße, die Gleise 35–41, die Ruine des Stellwerks, hinter der
die Kabelstücke abgeschnitten wurden, Lagerhallen, Geräte der Vertragsfirma zur
Verladung. »Und wo wurde nun diese Draisine gefunden?«
    Hauk zeigte
es dem Freund auf dem Monitorbild.
    »Wie lang
braucht man, um solch eine Ladung vom Waggon auf die Draisine zu verlagern? Und
wo genau stand der Schienenkran am Abend vor dem Raub?«
    Hubertus
Hauk beantwortete geduldig alle Fragen.
    »Die Draisine
haben die nicht zum Abtransport genutzt«, behauptete Paul plötzlich. »Sieh mal,
wo die steht. Da gibt es gar keine Möglichkeit, die Beute weiterzuverladen. Nee,
das soll uns nur irritieren. Ich wette, die hatten Insiderwissen. Bahn oder Auftragsfirma
oder beides.«
     
    »Klaus, wie schön, dass du noch
in der Sicherheitsabteilung
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