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Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)
Autoren: Daniela Herbst
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jetzt endlich seine Aspirin.
    Behutsam schob er sich zur gegenüberliegenden Wand, hielt die Luft an und trippelte zum Waschbecken. Sogar auf die Entfernung von grob zwei Armeslängen spürte er den kalten Hauch, den sie ausströmte.
    »Was soll das werden?« Cilla blinzelte.
    »Ich müsste da kurz ran.« Leon deutete zum Spiegelschränkchen und machte einen seitlichen Froschsprung. »Migräne.«
    »Denkst du, ich rieche deine Fahne nicht?«
    »Meinetwegen. Ich habe einen Mordskater. Verklag mich!« Grantig riss er das mittlere Türchen auf und schnappte sich die Tabletten. »Ach nein. Geht ja nicht. Du gehörst nicht mehr zu den Lebenden.«
    Er zerkaute die bittere, weiße Masse und drehte den Wasserhahn auf. Erfrischend klare Flüssigkeit umspülte seine Zähne. Der Abfluss rauschte und allmählich lichtete sich der Nebel, den der Alkohol und ihr Erscheinen bei ihm verursacht hatten. Parallel dazu kehrte seine Selbstsicherheit zurück.
    »Hör mal Süße, bislang war es ganz nett mit dir zu quatschen, aber langsam habe ich die Schnauze voll.« Er bemühte sich um einen möglichst sachlichen Ton. »Ich entschuldige mich nochmals in aller Form für deine Ermordung - und nun lass mich gefälligst in Ruhe.«
    Zu seiner Überraschung folgte keine schnippische Erwiderung. Er atmete erleichtert auf und strich sich mit feuchten Fingern die Haare nach hinten. Nichts außer erholsamer Stille. Sein Puls gewann an gesundem Rhythmus; und für exakt sechzig Sekunden gab er sich der trügerischen Hoffnung hin, Cilla wäre kommentarlos verschwunden. Dann griff eine eisige Hand quer durch seine Brust.
    »Spar dir die Arroganz.«
    Leons Lunge verkrampfte sich zur ausgepressten Orange, trotzdem grinste er süffisant und bleckte die Zähne. »Willst du mir etwas drohen? Süße, du bestehst zu hundert Prozent aus gequirlter Luft.«
    »Richtig. Kein Körper, keine Gefahr. Alles cool!« Ihr Zeige- und Mittelfinger bildeten ein nebliges Peacezeichen. »Was sollte dir jemand anhaben, der nicht einmal pissen kann?« Sie schnalzte mit der Zunge. »Nada. Kein Tröpfchen. Aber hast du dich nicht gefragt, wie ich die Spülung betätigt habe?«
    Wenn er ehrlich war, hatte er das nicht - und auch jetzt interessierte ihn dieses tiefschürfende Mysterium nicht die Bohne. Betont gleichgültig trennte er ein Stück Zahnseide ab, wickelte es zurecht und fuhrwerkte sich damit im Mund herum.
    Dass sie ihm parallel dazu die Hüfte abwärts wanderte, ignorierte er angestrengt. Eine schwierige Übung, schließlich schrumpften seine Eier unter ihrer frostigen Grabbelei bereits zu geschwefelten Rosinen. Ganz zu schweigen von Big Leon , der seinem Kosenamen augenblicklich nicht wirklich zur Ehre gereichte.
    »Also, falls es dich glücklich macht, Süße ...«, murmelte er und traktierte seinen rechten oberen Backenzahn, in dem sich offenbar irgendein zäher Fleischbrocken häuslich eingerichtet hatte. »Verrat mir das Geheimnis.«
    »Liebend gern.« Cilla schmunzelte ihn über seine Schulter hinweg an.
    Da sie nur knapp einen Meter sechzig maß, schwebte sie vermutlich. Was ihn zumindest insofern begeisterte, als dass diese Akrobatikeinlage ordentlich Abstand zwischen sie und seine Kronjuwelen brachte. »Allerdings lässt sich das schwer erklären. Ich zeige es dir besser.«
    »Nicht nötig. Ich ...«
    »Doch, doch!« Sie schloss die Lider. »Enjoy the show!«
    Ihre Gestalt dehnte sich aus und schrumpfte. Es sah aus als würde sie im Sekundentakt die Konfektionsgröße wechseln. Wellen unsichtbarer Energie jagten auf ihn zu, schwappten über ihn hinweg und zerstoben. Das ganze Badezimmer schien zu beben, als eine dichte Druckwelle ihn wie ein Tornado in Zeitlupe umkreiste. Ihn umtanzte und mit voller Wucht gegen den Spiegelschrank donnerte.
    Die Silberrechtecke zerbarsten knackend in tausend Splitter und flogen wie ein wild gewordener Hornissenschwarm auf ihn zu. Erschrocken hob er den Arm vors Gesicht und duckte sich.
    »Bist du irre?«, brüllte er und robbte auf allen Vieren zur Tür.
    Einige der Geschosse spickten bereits sein Fleisch. Blut rann ihm aus einem harmlosen Schnitt auf der Stirn die Schläfe herunter; und wo er auch die Hände und Knie hinsetzte, erwartete ihn spitzer, unwirtlicher Bodenbelag.
    »Nein. Tot und stinksauer!«
    Ohne Ankündigung prasselte nun zusätzlich der Inhalt des Schränkchens auf ihn nieder und verwehrte ihm einen koordinierten Rückzug. Hunderte Pillen - die für miese Stunden und die für geile Stunden - verstreuten sich
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