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Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)
Autoren: Daniela Herbst
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in einem wilden Durcheinander auf den Fliesen und bildeten ein buntes Meer aus Psychopharmaka.
    Dazwischen gesellten sich Mullbinden, Pflaster, Haargel, Feuchtigkeitscreme, Kondome und jede Menge Schrott, von dem er bis eben gar nicht gewusst hatte, dass er ihn überhaupt besaß.
    »Hör auf! Ich sagte doch, es tut mir leid.«
    »Bullshit!«
    Wie ein Indianer auf dem Kriegspfad schlich er vom Schlachtfeld, suchte nach einer geeigneten Deckung und benutzte in Ermangelung einer besseren Alternative den Wäschekorb als Schild. Kein optimaler Schützengraben - dafür funktional. Jedenfalls schaffte er es mit seiner Hilfe halb über die Schwelle.
    Fast hätte er sogar den Wohnraum erreicht; wenn ihm nicht beim Passieren des Türstocks ein Duschkopf ins Kreuz gedonnert wäre, der ihn kurzerhand niederstreckte. Leon keuchte und rollte sich auf die Seite. Volltreffer. Durch das Aufheulen seiner Nervenbahnen hallte Cillas triumphierender Jagdschrei. Das hatte gesessen.
    Er rieb sich den Rücken. Dieser verfluchte Tag wurde immer boshafter!
     
    Obgleich der Schlag offenbar auch sein Gutes besaß - der Fleischbrocken, der ihm seit heute Morgen diesen ekelhaften Geschmack im Mund bescherte, löste sich und klatsche ihm vor die Nase. Es war ein Nippel.
    »Deiner?«
    »Zeig her!« Sie stoppte neugierig ihr Bombardement und beugte sich über das rosa Knöpfchen. »Ne. Sicher nicht.«
    »Die Größe würde aber ungefähr hinkommen.« Er schielte auf ihre spitzen Brüste, die unter dem dünnen T-Shirt strammstanden.
    »Du hängst nicht sehr an deinen Eiern, oder?« Drohend ließ sie in der Küchenzeile die Besteckschublade aufgleiten und beförderte eine Geflügelschere gut sichtbar in Leons Blickfeld.
    »Wow.« Besänftigend hob er die Hände. »Sollte keine Beleidigung sein.«
    »Ach nein?« Sie lehnte sich an die Theke. »Nach einem Kompliment klang das eben nicht unbedingt.«
    »Ja ... nein ... doch. Deine Titten sind toll, Süße. Genau richtig proportioniert ... perfekt geformt und überhaupt ...«, er geriet ins Stottern.
    »Das ist ein Männernippel!«
    Er blinzelte. »Hm. Das erklärt die Haare.«
    »Nur weiter so!« Cilla trommelte mit den Nägeln auf dem Marmor. »Meine Möpse sind mickrig. Außerdem behaart. Sonst noch irgendwelche Reklamationen?«
    »Himmel, bist du empfindlich. Hast du deine Tage?«
    »Ich hatte meinen gottverdammten Jüngsten Tag!« Sie schniefte lautstark. »Ich bin als flachbrüstige Jungfer abgekratzt, die sich blöde Sprüche von einem unsensiblen Idioten drücken lassen muss. Fehlt bloß noch, dass du mir verklickerst, du wärst schwul!«
    Leon schwieg betreten.
    »Hallo, das war ein Witz ...« Sie wiegte die Hüften und fummelte an ihrem Nasenring herum. »Du stehst nicht ernsthaft auf Kerle, oder?« Als er wieder nicht antwortete, verdüsterte sich ihre Miene und ihre Stimme bekam einen rauen Unterton. »Scheiße, du hast mir die Zunge in den Hals gesteckt.«
    »Und Columbus suchte einen Weg nach Indien. Wir sind alle fehlbar.«
    Seine Nerven lagen allmählich blank. Es war schon eine Zumutung mit einem Kater aufzuwachen, aber sich dann auch noch mit einem postpubertären Geist auseinandersetzen zu müssen, der über seine sexuelle Orientierung diskutieren wollte, grenzte an seelische Grausamkeit.
    »Ich war also ein Unfall oder was?«
    »Sieh´s positiv. Die Sache mit dem Nicht-Sex lag einwandfrei an mir.« Er räusperte sich. »Außerdem stehen wir beide morgen Früh garantiert in der Zeitung. Eine nette, kleine Imagekampagne für lau ...«
    »Du verlogener Sack!« Ein Eierlöffel knallte ihm zwischen die Brauen.
    »Hey!«
    »Mieser Arsch!« Zwei Messer trafen ihn am Schlüsselbein - zu seinem Glück mit der stumpfen Seite voraus. »Wichser!«
    »Frustriertes, unbefriedigtes Schreckgespenst!«
    Das war ein Fehler. Cilla schrie irgendeinen unartikulierten Fluch. Er sah die Besteckschublade heranfliegen, dann Sterne und seinen Schädel von innen. Im nächsten Moment gingen bei ihm die Lichter aus.
     
    * * *
     
    Er war verdammt noch mal wach. Vereinzelte Sonnenstrahlen piesackten seine Augen und allmählich dümpelte auch sein Verstand an die Oberfläche. Mit einem gequälten Stöhnen rollte sich Leon auf die Seite, schwang die Füße aus dem Bett und starrte stirnrunzelnd auf die LED-Anzeige seines Radioweckers. Sieben Uhr. Das grenzte schon fast an Körperverletzung.
    Den frühen Vogel holten die Würmer!
    Missmutig drehte er die giftgrün blinkenden Zahlen zur Wand und rieb sich das Kinn.
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