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Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)
Autoren: Daniela Herbst
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sich einen Lappen vom Regal und schmiss ihn über die Reste seines Managers, ehe er endlich das Bad und damit seine ersehnten Aspirin ansteuerte. Morgenstund´ hat Dreck im Mund. Aber immerhin war ihm ein versöhnliches Ende vergönnt, denn er würde nicht als moderner Kain in die Kalinskische Familiengeschichte eingehen.
    Davon beflügelt versetzte er der Tür einen saftigen Tritt, wackelte über die Schwelle und starrte entsetzt zum Klo.
     
    * * *
     
    Sie hockte auf der Keramikschüssel und glotzte ihn an.
    Ihr fliederfarbener Slip baumelte zwischen den dürren Knien, während Sie mit den Zähnen an ihrem Zungenpiercing spielte. Ein Mädchen von vielleicht siebzehn, maximal zwanzig Jahren. Klein, zierlich und mit schwarz-pink gesträhnten Haaren, die ihr in wirren Bögen vom Kopf abstanden.
    Leon kniff die Augen zusammen. Bei den drei Kilo Schminke, die sie sich ins Gesicht geklatscht hatte, konnte er ihr genaues Alter schwer einschätzen, aber sie war definitiv jung. Verdammt jung.
    Leon blinzelte. Auf ihre eigene verschrobene Weise sah sie süß aus. Wie eine unterernährte Wildkatze, die in einen Farbtopf geplumpst war. Niedlich und irrealerweise vertraut; wie bei einem kurz aufflammenden Déjà-vu.
    Allerdings hielt sich der Eindruck nicht lange. Das Gefühl der deplatzierten Verbundenheit verblasste und an seine Stelle trat absolute Ratlosigkeit. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wer da eigentlich vor ihm saß.
    »Schon mal was von Anklopfen gehört?«
    »Äh ... Ich ... Äh ...«
    »Meine Fresse, jetzt stottert der Kerl auch noch!« Ruckartig kräuselte sich ihre Miene zu einem wütenden Fauchen, das nicht nur ihren Mund, sondern jede Faser ihres Gesichts mit einschloss. Es brachte ihre übrigen fünf Piercings zum Schwingen und lief als Zittern durch ihren mageren Körper. »Scheiß Spanner! Ich bin beim Pinkeln. Dreh dich gefälligst um!«
    »Das ist meine Wohnung ...«
    »Und?« Mit einem wütenden Zischen zog sie ihr T-Shirt über die Knie, sodass es notdürftig ihre Blöße bedeckte.
    Leon bestaunte reglos das Motiv: Der ausgeblichene Stoff zeigte die Silhouetten dreier Männer, die sich archaisch vor einem verschnörkelten Kreuz mit Flammenranke in Montur warfen. The Lectors Tourshirt 2010 ... Seine Band. Sie war also ein Fan - ein Groupie, wenn man die gewagten Hotpants, die um ihre Knöchel schlackerten, mit in die Waagschale warf.
    »Ich wollte bloß sagen ...«
    »Ja, ja, ja.« Sie schnitt ihm jäh das Wort ab und fuchtelte Blitze aus lila Nagellack in die Luft. »Kannst du dich endlich umdrehen?«
    Leon sprang der Kiefer auf. Aber er verkniff sich jeglichen Kommentar und wandte sich artig zur Tür. Aktuell machte es wohl wenig Sinn, über spontane Anfälle von Schüchternheit zu diskutieren. »Zufrieden?«
    »Fürs Erste.« Sie verharrte schweigend auf ihrem Thron und knirschte mit den Zähnen. Eine halbe Ewigkeit hing nur Stille zwischen den Kacheln, dann klapperte die Klobrille. Ein Reißverschluss wurde zugezogen und unter dem Rauschen der Spülung hörte er ein gequältes Seufzen. »Du darfst wieder gucken.«
    »Na, besten Dank.« Er vollführte eine steife Pirouette. »Verrätst du mir jetzt vielleicht auch, wer du bist?«
    »Wer ich ...« Ihre Nasenspitze vibrierte und eine tiefe Falte kräuselte ihren Augenwinkel. »Du bist so ein Arschloch!«
    »Sorry, aber ich weiß es wirklich nicht.« Perplex trat Leon einen Schritt zurück. »Kennen wir uns?«
    »Wie wäre es, wenn du dein Gehirn mal anstrengen würdest!« Ihre zierliche Gestalt schien zu flimmern. Nein, sie schien nicht zu flimmern - sie flimmerte tatsächlich. Ihr Körper wirkte wie ein buntes Lämpchen, an dessen Dimmer jemand unstet die Helligkeit veränderte. Über ihrer Brust sah er die Fliesen durchschimmern.
    »Du bist ein Geist!«
    » Du bist ein Geist .. .«, maulig ahmte sie seine Feststellung nach. »Mehr fällt dir dazu nicht ein?«
    »Du hast wunderschöne Augen«, murmelte er aus einem Reflex heraus und hätte sich danach am liebsten auf die Zunge gebissen.
    »Echt? Meine Güte, ich werde gleich rot.« Sie grinste schief und ihre blauen Iriskreise sprühten Funken. »Falls du denkst, der billige Spruch beeindruckt mich irgendwie, hast du dich geschnitten.«
    »Tut mir leid.«
    »Das sollte es verdammt nochmal auch!« Sie fixierte ihn aufmerksam. »Scheiße, bei dir klingelt´s wirklich nicht, oder?«
    Leon zuckte mit den Schultern.
    »Cilla?«, fragte sie schnippisch. »Der Zungenkuss bei Burger
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