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Zum Sterben schoen

Zum Sterben schoen

Titel: Zum Sterben schoen
Autoren: Julie Garwood
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aber er kannte diesen Spitznamen und war darüber nicht beleidigt. Es ging das Gerücht, dass er tatsächlich gelacht haben soll, als er ihn zum ersten Mal hörte, und das war ein weiterer Grund, aus dem er so gut mit seinen Agenten klarkam. Er hatte es geschafft, sich seinen Sinn für Humor zu bewahren – keine geringe Leistung, wenn man bedachte, welche Abteilung er leitete. Seiner Meinung nach verlor er die Geduld, wenn er sich wiederholen musste, obwohl er seine von jahrelangem Zigarrenrauchen raue Stimme, ehrlich gesagt, nie auch nur um ein Dezibel anhob. Zum Teufel, vielleicht hatten die anderen Agenten Recht. Vielleicht hatte Morganstern tatsächlich Valium im Blut.
    Eines war gewiss. Seine Vorgesetzten erkannten einen Goldschatz, wenn sie ihn erblickten, und in den vierzehn Jahren seiner Arbeit für das FBI war er sechs Mal befördert worden. Dennoch ruhte er sich nie auf seinen Lorbeeren aus. Als er zum Leiter der »Fundbüro« -Abteilung bestellt wurde, widmete er sich der Aufgabe, ein äußerst effizientes Sonderdezernat zum Aufspüren vermisster Personen aufzubauen. Sobald er das bewerkstelligt hatte, wandte er seine Bemühungen einem spezifischeren Ziel zu. Er wollte eine Spezialeinheit schaffen, die sich mit den schwierigeren Fällen vermisster und entführter Kinder beschäftigte. Diese neue Einheit rechtfertigte er schriftlich und wendete dann beträchtliche Zeit auf, dafür zu werben. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wedelte er dem Direktor mit seiner 233-seitigen Abhandlung unter der Nase herum.
    Seine verbissene Entschlossenheit zahlte sich schließlich aus, und jetzt leitete er diese Eliteeinheit. Er durfte seine eigenen Männer rekrutieren, ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus allen Lebensbereichen. Jeder Mann musste zuerst das Trainingsprogramm der Akademie in Quantico durchlaufen und wurde dann Morganstern zu einem speziellen Test und Training geschickt. Nur sehr wenige standen dieses zermürbende Programm durch, aber diejenigen, die es schafften, waren außergewöhnlich. Man hatte gehört, wie Morganstern dem Direktor erzählte, er sei der festen Überzeugung, dass für ihn nur die Elite arbeite, und binnen eines Jahres überzeugte er alle ungläubigen Thomasse, dass er Recht hatte. Zu dem Zeitpunkt überreichte er die Zügel des »Fundbüros« an seinen Assistenten Frank O’Leary und widmete fortan seine Zeit und Aufmerksamkeit nur noch dieser hoch spezialisierten Truppe.
    Sein Team war einmalig. Jeder Mann verfügte über ungewöhnliche Fähigkeiten, die vermissten Kinder aufzuspüren. Die zwölf Männer waren Jäger, die ständig in einem Rennen gegen die Zeit antraten, aber mit dem einen hehren Ziel, die Kinder zu finden und zu beschützen, bevor es zu spät war. Sie waren die größten Streiter für jedes Kind und die letzte Verteidigungslinie gegen die Mistkerle, die in der Dunkelheit lauerten.
    Der Stress dieses Jobs würde bei durchschnittlichen Männern einen Herzstillstand auslösen, aber an diesen Männern war nichts durchschnittlich. Keiner von ihnen entsprach dem Profil eines typischen FBI-Agenten, aber Morganstern war auch kein typischer Führer. Schnell hatte er bewiesen, dass er mehr als fähig war, solch eine handverlesene Gruppe zu leiten. Die anderen Abteilungen nannten seine Agenten die Apostel, zweifelsohne weil es zwölf waren, aber Morganstern mochte den Spitznamen nicht, weil er eine Reihe von Erwartungen über ihn als deren Führer weckte, die er unmöglich erfüllen konnte. Seine Bescheidenheit war ein weiterer Grund, warum er so geachtet war. Seine Agenten wussten auch die Tatsache zu schätzen, dass er kein Boss war, der strikt auf die Dienstvorschriften pochte. Er ermutigte sie, ihren Job zu erledigen, ließ ihnen dabei weitgehend freie Hand und stärkte ihnen immer, wenn es nötig war, den Rücken. In vieler Hinsicht war er ihr größter Fürsprecher.
    Ganz gewiss war niemand im FBI engagierter oder qualifizierter, denn Morganstern war ein staatlich geprüfter Psychiater. Vermutlich suchte er deshalb hin und wieder gerne eine offene Aussprache mit jedem seiner Agenten. Sie vor sich hinzusetzen und in ihre Köpfe zu schauen, berechtigte all die Zeit und Kosten seiner Harvardausbildung. Dies war seine einzige seltsame Angewohnheit, mit der sich alle abfinden mussten und die sie alle hassten.
    Er war jetzt in der Stimmung, über den Stark-Fall zu reden. Er war von D.C. nach Cincinnati geflogen und hatte Nick gebeten, auf dem Weg zurück von einem Seminar in
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