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Zum Sterben schoen

Zum Sterben schoen

Titel: Zum Sterben schoen
Autoren: Julie Garwood
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Tatsache, die Tom erst erfuhr, nachdem er seine Dienste bereits angeboten hatte. Lewis, der Küster der Gemeinde, hatte ihm den Weg gewiesen zu dem Glutofen, in dem er während der nächsten neunzig Minuten sitzen würde.
    In Einschätzung der Lage hatte Monsignore ihm einen völlig unzulänglichen, batteriebetriebenen Ventilator geliehen, den einer aus seiner Herde in den Kollektenkorb gelegt hatte. Das Ding war nicht größer als die Handfläche eines Mannes. Tom stellte den Winkel des Ventilators so ein, dass die Luft ihm direkt ins Gesicht blies, lehnte sich zurück gegen die Wand und begann, die Holy-Oaks-Gazette zu lesen, die er nach Kansas City mitgebracht hatte.
    Als Erstes wandte er sich den Gesellschaftsnachrichten auf der Rückseite zu, weil ihm das so viel Spaß machte. Er überflog die üblichen Clubneuigkeiten und die paar Anzeigen – zwei Geburten, drei Verlobungen, eine Hochzeit –, dann fand er seine Lieblingskolumne »About Town« – »Neues aus der Stadt«. Die Schlagzeile betraf immer das gleiche Thema: das Bingospiel. Die Anzahl der Leute, die am Bingoabend im Gemeindezentrum teilgenommen hatten, wurde ebenso angegeben wie die Gewinner der Fünfundzwanzig-Dollar-Jackpots. Interviews mit den glücklichen Empfängern folgten, in denen jeder von ihnen verriet, was er mit dem unverhofften Geldsegen zu tun gedachte. Nie fehlte ein Kommentar von Rabbi David Spears, der dieses wöchentliche Ereignis organisierte, wie gut sich alle amüsiert hatten. Tom hegte den Verdacht, dass die Redakteurin Lorna Hamburg insgeheim für Rabbi Dave, einen Witwer, schwärmte und deshalb das Bingospiel in der Zeitung so groß herausbrachte. Der Rabbi veranstaltete jede Woche das Gleiche, und Tom zog ihn unweigerlich deswegen auf, wenn sie mittwochnachmittags gemeinsam Golf spielten. Da Dave ihn gewöhnlich haushoch schlug, machte es ihm nichts aus, gehänselt zu werden, aber er beschuldigte Tom, seine Aufmerksamkeit von dessen entsetzlichem Spiel abzulenken.
    Die restliche Kolumne widmete sich der Verbreitung von Informationen darüber, wer Gäste empfing und womit er sie fütterte. Sollten in einer Woche einmal nur schwer Informationen zu ergattern sein, füllte Lorna den Platz mit beliebten Rezepten.
    In Holy Oaks gab es keine Geheimnisse. Die erste Seite widmete sich Marktplatz-Nachrichten über die vorgeschlagene Gestaltung des Stadtplatzes und die bevorstehende Hundertjahrfeier der Assumption Abbey. Und es wurde positiv erwähnt, wie engagiert seine Schwester in der Abtei aushalf. Der Reporter nannte sie eine unermüdliche und fröhliche Helferin und beschrieb in allen Einzelheiten, welche Projekte sie alle übernommen hatte. Sie plante nicht nur, das Durcheinander auf dem Dachboden zu lichten und aus diesen Beständen einen Flohmarkt zu organisieren, sie hatte auch vor, alle Informationen aus den staubigen alten Akten in einen neu gespendeten Computer zu übertragen. Und wenn ihr noch ein paar Minuten Zeit blieben, übersetzte sie die französischen Tagebücher von Pater Henri VanKirk, einem kürzlich verstorbenen Priester. Tom lachte sich ins Fäustchen, als er dieses glühende Empfehlungsschreiben für seine Schwester zu Ende gelesen hatte. Tatsächlich hatte sich Laurant für keine dieser Aufgaben freiwillig gemeldet. Sie lief nur gerade zufällig in der Abtei herum, als er auf diese Ideen kam, und sie hatte auf Grund ihrer übertriebenen Gefälligkeit nicht abgelehnt.
    Als Tom die restliche Gazette ausgelesen hatte, klebte sein durchweichter Kragen am Hals. Er legte die Zeitung auf den Sitz neben sich, wischte sich wieder über die Stirn und zog in Erwägung, fünfzehn Minuten früher Schluss zu machen.
    Diesen Gedanken ließ er jedoch, sobald er ihm gekommen war, wieder fallen. Er wusste, dass er von Monsignore eins aufs Dach kriegen würde, wenn er den Beichtstuhl zu früh verließ. Und nach dem Tag harter körperlicher Arbeit, den er eingelegt hatte, fühlte er sich einer Gardinenpredigt einfach nicht gewachsen. Am ersten Mittwoch jedes dritten Monats – Aschermittwoch nannte er ihn insgeheim – zog Tom bei Monsignore McKindry ein, einem alten Iren mit gebrochener Nase und rissiger Haut, der nie eine Gelegenheit ausließ, so viel körperliche Arbeit wie möglich in sieben Tagen aus seinem Hausgast herauszupressen. McKindry war barsch und mürrisch, hatte aber ein goldenes Herz und eine mitfühlende Natur, der Sentimentalität jedoch fremd war. Er glaubte fest daran, dass Müßiggang aller Laster Anfang
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