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Zum Lieben verfuehrt

Zum Lieben verfuehrt

Titel: Zum Lieben verfuehrt
Autoren: Penny Jordan
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besprechen konnten.
    Richtig, sie hatten kein Geld – und das war ganz allein ihre Schuld, wie Lizzie zugeben musste.
    Nachdem vor sechs Jahren ihre Eltern im Urlaub von einer riesigen Welle erfasst worden und ertrunken waren, hatte Lizzie sich geschworen, alles zu tun, um die Familie zusammenzuhalten. Deshalb hatte sie damals ihr Studium abgebrochen und sich bei einer renommierten Londoner Firma für Innenausstattung beworben, in der Hoffnung, mit diesem Erfahrungshintergrund eines Tages vielleicht doch noch ihren Traumberuf als Filmdekorateurin ergreifen zu können. Charley hatte ihr Studium gerade erst begonnen, und Ruby stand kurz vor der mittleren Reife.
    Sie hatten ihre Eltern sehr geliebt, deshalb war es ein furchtbarer Schlag gewesen, so aus heiterem Himmel gleich Mutter und Vater auf einmal zu verlieren. Besonders Ruby, die in ihrer Verzweiflung Trost in den Armen eines Mannes gesucht hatte, war untröstlich gewesen. Und dann hatte dieser Mann sie auch noch sitzen gelassen, obwohl sie Zwillinge erwartete.
    Aber das Schicksal hielt noch weitere böse Überraschungen für sie bereit. Ihr angebeteter Vater und ihre ebenso heiß geliebte Mutter hatten für ihre Kinder eine Traumwelt erschaffen, die mit der Realität leider nur wenig zu tun gehabt hatte.
    Das wundervolle gregorianische Pfarrhaus in dem kleinen Dorf in Cheshire, in dem sie aufgewachsen waren, ächzte unter der schweren Last seiner Hypotheken, ihre Eltern hatten keine Lebensversicherung abgeschlossen, ihre einzige Hinterlassenschaft war ein Riesenberg Schulden gewesen. Am Ende war den drei Schwestern nichts anderes übriggeblieben, als das Haus ihrer Kindheit zu verkaufen, um die Schuldenlast so weit wie möglich zu reduzieren.
    In dem Bemühen, alles in ihren Kräften Stehende für ihre Schwestern zu tun, hatte Lizzie in Zeiten des boomenden Immobilienmarkts ihre wenigen Ersparnisse zusammengekratzt, um in einer aufstrebenden Gegend südlich von Manchester eine eigene Firma für Innenausstattungen zu gründen. Auf diese Weise wollte sie es Charley ermöglichen, ihr Studium an der Universität von Manchester fortzusetzen, während Ruby sich um die Zwillinge kümmern konnte. Sie selbst wollte sich als Geschäftsfrau etablieren und so für das Familieneinkommen sorgen.
    Und in der ersten Zeit war es auch wirklich gut gelaufen. Lizzie hatte mehrere lukrative Aufträge an Land gezogen, aus denen sich Folgeaufträge entwickelt hatten. Geblendet von ihrem Erfolg, hatte sie die Chance ergriffen, von einem der Bauträger, für die sie tätig war, ein größeres Haus zu erwerben, was natürlich eine höhere Hypothekenbelastung nach sich gezogen hatte. Trotzdem war ihr das Ganze damals als durchaus vernünftig und zweckmäßig erschienen, weil sie mit den Zwillingen den zusätzlichen Platz ja dringend gebraucht hatten. Und ein größeres Auto war auch kein Luxus gewesen. Sie benötigte ein Fahrzeug, um zu den oft außerhalb gelegenen Baustellen zu kommen, und Ruby musste die Zwillinge in den Kindergarten bringen.
    Aber dann war die Finanzkrise über sie hereingebrochen, und wieder war schlagartig alles anders gewesen. Die Blase am Immobilienmarkt war so überraschend geplatzt, dass sie es nicht geschafft hatten, ihre Ausgaben herunterzufahren und die Hypothekenbelastung zu reduzieren, weil der Wert des Hauses rapide gesunken war. Und Lizzie hatte plötzlich Probleme gehabt, an neue Aufträge zu kommen. Ihre Rücklagen für schlechte Zeiten hatten sich längst nicht so vermehrt wie erhofft, sodass es jetzt in finanzieller Hinsicht düster aussah.
    Charley arbeitete inzwischen als Projektmanagerin für eine örtliche Firma, während Ruby immer noch zu Hause war. Obwohl sie verzweifelt versuchte, einen Job zu finden, um ebenfalls etwas zum Familieneinkommen beizutragen. Doch dagegen wehrten sich Lizzie und Charley vehement. Sie beharrten darauf, dass die Zwillinge eine Mutter brauchten, die für sie da war, genauso wie ihre eigene Mutter immer für sie da gewesen war. Als sie vor sechs Monaten die ersten Auswirkungen der Finanzkrise zu spüren bekommen hatten, war Lizzie noch guter Hoffnung gewesen, dass sie es irgendwie schaffen könnten, wenn sie sich einen Zweitjob suchte.
    Doch am Ende hatte sich das alles als Illusion herausgestellt. Die Aufträge waren nicht nur bei ihr, sondern generell eingebrochen, was bedeutete, dass ihre Arbeitskraft schlicht nicht gebraucht wurde. Die meisten Firmen versuchten, sich irgendwie notdürftig über Wasser zu halten.
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