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Zum Glück Pauline - Roman

Zum Glück Pauline - Roman

Titel: Zum Glück Pauline - Roman
Autoren: C.H.Beck
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du willst …»
    «…»
    «Du bist ein Schlappschwanz. Ein sagenhafter Schlappschwanz. Und ein einzigartiger Fußabtreter. Der langsamste Fußabtreter der Welt. Du brauchst ewig, um zu irgendwelchen Entscheidungen zu kommen. Manchmal denke ich mir, vielleicht bist du auch einfach nur ein bisschen blöd.»
    «…»
    «Hörst du? Ich denke mir, dass du ein bisschen BLÖD bist!»
    «…»
    «Ist das gut so?»
    «Ja, das ist gut. Aber zu einem richtigen Streit gehört, dass wir ein paar Sachen kaputtschlagen, ja?»
    «Ah okay …»
    «…»
    «Dann fang ich gleich mit deiner Plattensammlung an. Die ist noch hier.»
    «Oh nein …»
    «Doch! Deine BLÖDEN alten Platten haben mich schon immer aufgeregt!»
    Élise rannte nach oben in unser ehemaliges Schlafzimmer. Ich hinterher. Sie ergriff eine Schallplatte. Ein Live-Konzert von John Coltrane in Japan. Eine sehr seltene Aufnahme …
    «Nein, nicht die … bitte …»
    «…»
    Sie schaute mir tief in die Augen und zerbrach die Platte mit einem Sadismus, wie ich ihn noch nie an ihr gesehen hatte. Um Rache zu nehmen, öffnete ich ihren Kleiderschrank und zerriss ihre Lieblingsbluse. Anschließend begab ich mich in die Küche. Ich ließ sämtliche Teller auf den Boden fallen. Élise nahm sich die Gläser und die Schüsseln vor. Der Raum glich einem Schlachtfeld. Überall Scherben. Élise benutzte die Eier aus dem Kühlschrank als Cruise-Missiles und feuerte sie auf mich ab. Ich wäre fast hingefallen. Geschlagen hob ich die Hände, um mich zu ergeben. Ich wollte wieder Frieden schließen. Élise kam auf mich zu, und wir umarmten uns. Sie keuchte:
    «Du hattest recht, das hat mir jetzt aber auch total gutgetan.»
    Eine ganze Weile standen wir in dem Saustall, den wir angerichtet hatten, herum. Wir hatten nun die Fähigkeit erworben, ohne den anderen leben zu können. Das Kapitel war abgeschlossen.

12
    Intensität der Schmerzen: 0

Gemütslage: in die Zukunft blickend

13
    Ich betrachtete mich im Spiegel. Es war einige Zeit her, dass ich das letzte Mal einen Anzug getragen hatte. Als Pauline mich so sah, schien sie dem Charme eines Unbekannten zu erliegen. Ich hatte ihr zum Dank für ihre wertvolle Hilfe ein Geschenk gemacht. Sie hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Es war unser Abend. Beim Öffnen des Geschenks stieß sie einen leichten Freudenschrei aus: «Oh, das war mein Traum, mit dir dahin zu fahren!» Wir gaben uns einen dicken Kuss. Der von Vassilis unterbrochen wurde. «Jetzt ist’s aber gut, ihr Turteltäubchen. Heute ist der große Abend!» Er war total im Stress. Doch wir hatten keine Zweifel, dass alles gut über die Bühne gehen würde.
    Wenige Stunden später war das Fest in vollem Gange. Meiner Bekannten war es gelungen, zahlreiche Journalistenund auch einige Persönlichkeiten des Literaturbetriebs anzulocken. Von allen Seiten wurde uns Wertschätzung zuteil. Ein Verleger meinte zu mir: «Man müsste den Pyramides-Literaturpreis ins Leben rufen.» Na ja, warum nicht? Ich hatte von solchen Dingen keine Ahnung. Ein Schriftsteller trat auf mich zu: «Okay, das ist ein schönes Hotel … aber wieso gibt es kein Zimmer, das nach mir benannt ist?» Er begann zu lachen, und die Leute um ihn herum lachten mit. Sie klopften mir freundschaftlich auf die Schulter, bevor sie weiterzogen. Ich ging zu Sylvie, die mit ihrem Glas ganz allein in einer Ecke stand. Zu meinem großen Erstaunen war sie in Begleitung von Édouard erschienen. Noch erstaunlicher war, dass die beiden zusammen so glücklich aussahen wie am ersten Tag.
    «Wie geht’s?», fragte ich. «Hoffentlich langweilst du dich nicht zu sehr.»
    «Nein, es ist wirklich eine sehr schöne Party. Du kannst stolz auf dich sein.»
    «Freut mich, dass ihr anscheinend wieder zusammen seid.»
    «Ja. Mich auch.»
    «…»
    «Weißt du, nach dem, was zwischen uns passiert ist … also du erinnerst dich doch … als ich mit dir … na ja, jedenfalls ging es mir danach dann gar nicht gut … ich hatte das Gefühl, mein Leben dreht sich irgendwie im Kreis … und Édouard hat mich so verhätschelt … das hat mich wahnsinnig gemacht … ich brauchte einfach frische Luft …»
    «Verstehe …»
    «Aber Édouard hat das überhaupt nicht verstanden … ich musste richtig brutal werden … ich hab sogar eine Affäre mit einer Frau vorgetäuscht, damit er mich endlich loslässt …»
    «Oh …»
    «Ich weiß jetzt, wo ich stehe. Und mir geht’s besser. Ich hab mit dem Malen aufgehört … das heißt, ich gebe Malkurse für
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