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Zum ersten Mal verliebt

Titel: Zum ersten Mal verliebt
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Jahr in Medizin hinter sich.«
    »Faith Meredith mausert sich langsam zum hübschesten Mädchen, das ich je gesehen habe«, kommentierte Miss Cornelia, während sie sich über ihre Filetstickerei beugte. »Erstaunlich, was aus diesen Kindern geworden ist, seit Rosemary West ins Pfarrhaus gekommen ist. Die Leute haben schon fast vergessen, was für Flegel Jerry, Faith, Una und Carl früher waren, bevor der Pfarrer endlich zum zweiten Mal geheiratet hat. Weißt du noch, liebste Anne, was für ein Theater die immer veranstaltet haben? Wirklich erstaunlich, wie gut Rosemary mit ihnen zurechtgekommen ist. Sie ist auch eher wie eine Freundin zu ihnen als wie eine Stiefmutter. Alle mögen sie sehr und Una liebt sie heiß und innig. Was den kleinen Stiefbruder Bruce betrifft, muss ich sagen, dass Una sich regelrecht zu seiner Sklavin macht. Er ist zwar ein netter Kerl. Aber seid ihr jemals einem Kind begegnet, das seiner Tante dermaßen ähnlich sieht wie Bruce seiner Tante Ellen? Genauso dunkelhaarig und genauso energisch. Von Rosemary hat er überhaupt nichts, finde ich. Norman Douglas behauptet ja steif und fest, der Storch hätte Bruce eigentlich für ihn und Ellen vorgesehen gehabt und hätte ihn nur aus Versehen im Pfarrhaus abgeliefert.«
    »Bruce bewundertjem«, sagte Anne. »Wenn er zu uns kommt, dann folgt er Jem überallhin, wie ein braver kleiner Hund, und sieht ehrfürchtig unter seinen schwarzen Augenbrauen hervor zu ihm auf. Ich glaube ernsthaft, der würde für Jem alles tun.«
    »Wollen Jem und Faith eigentlich heiraten?«
    Anne lächelte. Man wusste ja, dass Miss Cornelia - ehemals überzeugte Männerhasserin - mit den Jahren dazu übergegangen war, Ehen zu stiften.
    »Bis jetzt sind die beiden nur gute Freunde, Miss Cornelia.« »Sehr gute Freunde, das könnt ihr mir glauben«, betonte Miss Cornelia. »Mir entgeht nichts von dem, was die jungen Leute so treiben.«
    »Ich schätze, dafür wird Ihre geschwätzige Mary Vance schon sorgen, liebe Mrs Marshall Elliott«, sagte Susan und tat sehr wichtig. »Ich jedenfalls finde, es ist eine Schande, so über Kinder zu reden.« »Kinder! Jem ist einundzwanzig und Faith neunzehn«, regte sich Miss Cornelia auf. »Vergiss nicht, Susan, dass wir alten Leute nicht die einzigen Erwachsenen sind auf der Welt.« Susan hasste es, wenn jemand eine Anspielung auf ihr Alter machte, nicht etwa aus Eitelkeit, sondern aus Angst, man könnte sie dann zum Arbeiten für zu alt halten. Wütend vertiefte sie sich wieder in ihre Notizen.
    »Carl Meredith und Shirley Blythe sind vergangenen Freitag von der Queen’s Academy nach Hause zurückgekehrt. Laut unseren Informationen wird Carl nächstes Jahr die Schule in Harbour Head übernehmen. Sicherlich wird er ein beliebter und erfolgreicher Lehrer werden.«
    »Den Kindern alles über Käfer beizubringen wird er wohl noch schaffen«, sagte Miss Cornelia. »Jetzt, wo er die Queen’s hinter sich hat, wollten Mr Meredith und Rosemary ihn eigentlich im Herbst in Redmond weiterstudieren lassen, aber Carl hat seinen eigenen Willen und will erst mal sein eigenes Geld verdienen. Das wird wohl auch das Beste für ihn sein.«
    »Walter Blythe hat seine Lehrertätigkeit in Lowbridge aufgegeben, wo er zwei Jahre lang tätig war«, las Susan. »Es heißt, dass er im Herbst nach Redmond gehen will.«
    »Ist Walter denn schon kräftig genug, um nach Redmond zu gehen?«, wunderte sich Miss Cornelia.
    »Bis zum Herbst ist er hoffentlich stark genug«, sagte Anne Blythe. »Ein erholsamer Sommer in frischer Luft und Sonnenschein wird ihm sehr gut tun.«
    »Von Typhus erholt man sich nicht so schnell«, bemerkte Miss Cornelia, »schon gar nicht, wenn man wie Walter nur mit knapper Not davongekommen ist. Ich finde, er sollte lieber noch ein Jahr mit dem College warten. Andererseits ist er so ehrgeizig. Gehen Di und Nan denn auch?«
    »Ja. Sie wollten beide noch ein Jahr unterrichten, aber Gilbert möchte lieber, dass sie schon diesen Herbst nach Redmond wechseln.«
    »Da bin ich froh. Die werden dann ein Auge auf Walter haben und aufpassen, dass er sich nicht überanstrengt«, sagte Miss Cornelia und fuhr mit einem Seitenblick auf Susan fort: »Ich nehme an, dass es für mich nicht ratsam ist, nach der Abfuhr von vorhin die Vermutung zu äußern, dass Jerry Meredith Nan schöne Augen macht?«
    Susan ging nicht darauf ein und Anne musste lachen. »Liebste Miss Cornelia, habe ich nicht schon genug Verliebte um mich herum? Es würde mich ja umbringen, wenn
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