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Zuhause in deinen Armen

Zuhause in deinen Armen

Titel: Zuhause in deinen Armen
Autoren: Sara Wood
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Morgan bot ihm einen Finger als Ersatz. Der kleine Mund schloss sich fest darum, und die Lider senkten sich vor Behagen. "Kein Wunder, dass Matt dich anbetet. Bei dir geht jedem das Herz auf. Aber jetzt wollen wir baden, damit du ganz sauber bist für deinen ... "
    Nein, er konnte es nicht laut sagen. Einen andern ausdrücklich als Jacks Vater zu bezeichnen ging immer noch über seine Kraft. Alles konnte man von ihm verlangen, aber das nicht.
    Morgan trug den Kleinen ins Kinderzimmer hinauf und kam sich dabei wie ein Lump vor. Er spürte förmlich, wie sich das Lügennetz um ihn zusammenzog.
    Was hatte er eben getan? Jack an seinem Finger saugen lassen, weil die Mutterbrust fehlte. So würde er ihn immer weiter betrügen, jeden Tag ein bisschen mehr.
    Doch das wollte er nicht! Sein Vaterherz, das er gerade erst entdeckt hatte, verlangte nach einer offenen Erklärung, nur sein Verstand sagte Nein. Herz gegen Verstand - ein verzweifelter Kampf, dessen Ausgang ungewiss war.
    Einen Moment lang war Morgan versucht, den Kopf zurückzuwerfen und einen lauten, wilden Schrei auszustoßen, aber Jack hielt ihn davon ab. Mit erzwungener Ruhe setzte er das tägliche Baderitual fort und konzentrierte sich ganz auf die Bedürfnisse des Babys.
    Nach dem Baden machten sie es sich im Wohnzimmer vor dem Kaminfeuer bequem. Morgan hielt Jack auf dem Schoß und sah zu, wie er aus der Flasche trank. Seine Gesichtszüge entspannten sich, der gequälte Ausdruck wich einem scheuen, fast ehrfürchtigen Lächeln.
    Für Morgan war das Kind ein Wunder an Vollkommenheit. Dunkles Haar, makellose Haut, dichte schwarze Wimpern. Vorsichtig berührte er die kleine Hand mit den zarten Fingern und den winzigen Fingernägeln. Dies war sein Sohn, und jeder sollte es wissen. Warum ließ sich dieser Traum nicht erfüllen?
    "Matt wird stolz auf dich sein", sagte er leise und gab sich damit selbst ein Versprechen.
    Allmählich ließ Jacks Hunger nach. Er wirkte satt und zufrieden, seine Lippen öffneten sich, der Kopf sank schläfrig zur Seite. Morgan sehnte sich ebenfalls nach Schlaf. Er stellte die Flasche weg und änderte seine Haltung, damit er und das Baby es bequemer hatten. Nur ein kurzer Schlummer, schwor er sich. Mehr würden seine rastlosen Gedanken ohnehin nicht zulassen.
    Morgan hatte bisher noch keine Haushaltshilfe gefunden, und in der Küche musste dringend Ordnung geschaffen werden. Danach musste er Flaschen sterilisieren, neue Babynahrung zubereiten, die Waschmaschine anstellen und bügeln. Irgendwann im Lauf des Tages musste er auch im Büro anrufen, um festzustellen, ob es noch existierte. Und natürlich durfte er den Besuch bei Matt nicht vergessen, für den er Jack warm einpacken musste.
    Morgan stöhnte bei dem Gedanken, welche Pflichten ihn noch erwarteten. Es war bereits halb zwölf, und er hatte sich noch nicht rasiert - geschweige denn, seinen Morgenkaffee getrunken. Es war jeden Tag dasselbe. Wenn er nicht an Matts Bett saß, den Haushalt erledigte oder das Baby versorgte, wanderte er unruhig auf und ab, grübelte nach und beobachtete, wie er sich langsam ruinierte.
    Die Zukunft sah nicht gerade verlockend aus. Jahrelang hatte er tun können, was er wollte, reisen können, wohin es ihm beliebte, sic h frei bewegen können wie ein Vogel. Jetzt waren ihm die Flügel beschnitten worden, und es fiel ihm schwer, sich an das beschränkte Leben zu gewöhnen.
    Wie aufregend war es, wenn ein Entwurf auf dem Reißbrett allmählich Gestalt annahm. Wie beglückend, wenn das Gebäude auf dem Bauplatz langsam, aber stetig in die Höhe wuchs und mit der Umgebung zu einer Einheit verschmolz.
    Das alles war jetzt infrage gestellt, denn sein Leben hatte sich von Grund auf verändert.
    Nie würde er den Augenblick vergessen, als er im Krankenhaus erschienen war und Teresa ihm gebeichtet hatte, dass Jack sein und nicht Matts Sohn sei. Die Empfängnis fiel in die Zeit ihrer Beziehung mit Morgan, als Matt sie noch gar nicht gekannt hatte.
    Sobald Morgan von dem Autounfall gehört hatte, war er von seiner Londoner Wohnung nach Sussex ins Krankenhaus geeilt. Noch jetzt sah er Teresas Gesicht vor sich, furchtbar entstellt und doch einst so schön. In der Gewissheit des nahen Todes hatte sie nur noch den Wunsch gehabt, ihm die Wahrheit zu sagen, und er hatte nicht eine Sekunde an ihrem Wort gezweifelt. Kurz darauf hatte man sie in den OP gebracht, um wenigstens das Kind mit einem Kaiserschnitt zu retten.
    Morgan hatte den kleinen Jack als Erster in den Armen
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