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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut
Autoren: B Leix
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hatte eine stationäre Vergrößerungseinrichtung, die an einem Gelenkarm befestigt war, herangezogen und betrachtete die Kleckse nacheinander.
    »Blut? Meinst du Blut? Hm, nicht ausgeschlossen. Müssen wir untersuchen.«
    »Wie lange braucht ihr dazu?«
    »Kommt drauf an, was du alles wissen willst, Oskar. Die reine Analyse, ob es sich tatsächlich um Blut handelt, hast du bis in zwei Stunden. Fingerabdrücke sichern wir dann auch gleich. Falls du aber Recht hast und wir noch die DNA bestimmen sollen, dauert es auf jeden Fall bis morgen Mittag. Eventuell brauchen wir das Labor vom Landeskriminalamt dazu.«
    »Gut, dann fangt mal gleich an. Ach ...«, Lindt drehte sich unter der Tür nochmals um. »Kannst du den Plan noch kurz auf den Kopierer legen? Es gibt zwar bisher keine Anhaltspunkte, die zu einem aktuellen Fall passen würden, aber ich muss das Ganze noch mal in Ruhe anschauen. Es war an mich persönlich adressiert und das bestimmt nicht ohne Grund.«
     
    Aktuelle Fälle gab es im Dezernat für Tötungsdelikte eigentlich immer, aber in der Regel klärten sich die Umstände bereits nach kurzer Zeit. Beziehungstaten machten den größten Teil der Arbeit aus. Häufig waren die Täter schon von vornherein bekannt und auch geständig. Die Zahl der wirklich rätselhaften Angelegenheiten war sehr gering, dafür allerdings umso interessanter für die Öffentlichkeit.
    Lindt hatte in seiner langen Dienstzeit bisher lediglich vier Morde nicht aufklären können. Diese Zahl hielt er auch selbst für ein achtbares Ergebnis. Einige spektakuläre Fälle hatten sich zwar über mehrere Jahre hingezogen, konnten letztendlich aber doch gelöst werden.
    Momentan brachte Lindts Ermittlungsgruppe gerade einen Fall von fahrlässiger Tötung zu Ende, wobei für die Staatsanwaltschaft noch ein abschließender Bericht zu fertigen war.
    Während einer Gaststättenschlägerei waren verschiedene Gegenstände durch die Luft geflogen. Der scharfkantige Hals einer abgebrochenen Bierflasche hatte den Wirt erwischt und unglücklicherweise die Halsschlagader des gänzlich unbeteiligten Opfers durchtrennt. Die Tat geschah in einer etwas abgelegenen Landgemeinde an der Grenze zum Nachbarkreis und als der Rettungsdienst vierzehn Minuten nach der Alarmierung dort eintraf, war der Blutverlust schon so hoch, dass der Mann auf dem Weg ins Krankenhaus starb.
    Für den Kommissar und seine Mitarbeiter zwar ein tragischer Fall, aber trotzdem schnell erledigt. Nach einer Stunde Verhör waren die Tatumstände geklärt und der Flaschenhalswerfer ermittelt.
    Der nun vor ihm liegende Stadtplan gab Oskar Lindt da weitaus mehr Rätsel auf.
    ›Wer schickt mir diesen Plan? Was sollen diese fünf markierten Punkte bedeuten? Wieso sind keine weiteren Erklärungen dabei – oder wenigstens ein Anruf? Wieso gerade an mich adressiert?‹ Diese Gedanken kreisten in seinem Kopf, als er sich wieder an den Schreibtisch setzte, um die Plankopie eingehend zu betrachten.
    Lindt kannte die Karlsruher Innenstadt wie seine Westentasche. Mit einer kurzen Unterbrechung von zwei Jahren, in denen er am Bodensee war, hatte er sein gesamtes Berufsleben in dieser Stadt verbracht. Manchmal gab es auch Vorkommnisse irgendwo im Landkreis, so wie der verblutete Wirt, aber die überwiegende Zahl seiner Fälle spielten sich im Stadtgebiet ab. »Ist doch klar, da, wo die meisten Leute wohnen«, hatte Paul Wellmann erst vor kurzem einmal bestätigt.
    Der Kommissar versuchte, sich aus dem Gedächtnis heraus vorzustellen, wie die Örtlichkeiten aussahen, die auf dem Stadtplan markiert waren. Hinfahren und in Augenschein nehmen? Später vielleicht.
    Alle fünf Stellen lagen abseits großer Durchgangsstraßen in reinen Wohngebieten. Er war sich auch schon ziemlich sicher, dass an den gesuchten Orten keine größeren Geschäfte, Banken, Firmen oder Hotels lagen.
    ›Wohnhäuser, da stehen nur ganz normale Wohnhäuser.‹ Darüber war sich der Kriminalist nun mehr und mehr im Klaren. ›Also doch mal anschauen!‹
    Er wollte schon aufstehen, als ihm eine Idee kam. Er griff nach einem langen Lineal, legte es auf den Stadtplan und verband mit dünnen Bleistiftstrichen die Punkte untereinander.
    Ein unsymmetrisches Spinnennetz entstand. Lindt war mit dem Ergebnis seiner geometrischen Übung nicht zufrieden. Insgeheim hatte er gehofft, die Linien würden sich an einem gemeinsamen Punkt schneiden und so vielleicht auf einen bestimmten Ort hinweisen.
    ›Leider nicht, schade, wäre ja auch zu schön
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