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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut
Autoren: B Leix
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Gewaltverbrechen aus ...«
    Die Sprecherin verlas jetzt eine genaue Ortsbeschreibung: »Schmaler Waldweg zwischen Adenauerring und Schlossgartenmauer ... in der Nähe der Majolika-Manufaktur ...« und anschließend einen Appell, dass sich Zeugen beim Karlsruher Präsidium oder jeder anderen Polizeidienstelle melden sollten.
    »Wenn sich wichtige Hinweise ergeben, muss ich vielleicht heute Abend noch mal weg.«
    Carla Lindt nickte. Sie war es gewöhnt, dass sich die Arbeitszeiten ihres Mannes nach den Erfordernissen seiner Ermittlungen richteten.
    Beim Essen hörten sie die aktuellen Meldungen im Radio und schalteten um Viertel vor acht nochmals die Landesnachrichten im Fernsehen ein. Bild und Text wurden wieder in der gleichen Aufmachung ausgestrahlt.
    Lindts Telefon blieb vorerst stumm. Er hatte auch den Kollegen vom Kriminaldauerdienst, die Bereitschaft hatten, eingeschärft, ihn auf jeden Fall sofort zu informieren – »und wenn es mitten in der Nacht um halb drei Uhr ist. Aktionen nur nach Rücksprache mit mir.«
    Es war ihm wichtig, die Ermittlungen persönlich zu führen. Nicht, weil er den fachlichen Fähigkeiten anderer misstraut hätte, aber er nahm die Verantwortung für die Aufklärung ›seiner‹ Fälle sehr ernst und wollte die Fäden jederzeit in der Hand halten. Außerdem stießen Lindts oft unkonventionelle Methoden, zum Ziel zu kommen, nicht bei allen seiner Kollegen und Vorgesetzten auf Zustimmung.
    Auch nach der Sendung um zehn klingelte sein Handy nicht. »Jetzt müssen wir eben mal warten, ob sich morgen Früh jemand meldet, wenn das Bild in den Zeitungen erscheint.«
    »Scheint auch nirgends vermisst zu werden, die Frau«, meinte er anschließend zu Carla. Sie nickte: »Vielleicht allein stehend, oder sie stammt von anderswo und wohnt in einem Hochhaus, wo keiner den anderen kennt. Da fällt es lange nicht auf, wenn einer fehlt. Aber am Arbeitsplatz, da müsste man es doch merken. Morgen – bestimmt!«

3
    Lindt war schon kurz nach sieben im Büro, doch es hatte sich nichts Neues ergeben. Seine beiden Mitarbeiter Paul Wellmann und Jan Sternberg trafen kurz nacheinander ein und ließen sich über den aktuellen Stand der Ermittlungen informieren. Sternberg, der am Tag zuvor Überstunden abgebaut hatte, war direkt etwas enttäuscht: »Ausgerechnet, wenn ich mal frei habe, passiert was.«
    Lindt winkte ab: »So ein toller Anblick ist eine Leiche nun auch wieder nicht, aber wenn du die Tote unbedingt sehen willst, können wir ja gleich zusammen in die Pathologie fahren und den Obduktionsbericht abholen.«
    Sternberg überlegte kurz, ob seine Magennerven den Anblick aushalten würden, aber die Neugier siegte schließlich doch.
    »Gut, ich halte hier solange die Stellung«, meinte Paul Wellmann, »mir reicht es eigentlich noch von gestern. Fahrt schon mal los, ich rufe im Klinikum an, dass ihr gleich kommt.«
     
    Üblicherweise wurden die Opfer von Gewaltverbrechen direkt im forensischen Institut der Universität Heidelberg obduziert. Wann immer es ging, versuchte Lindt aber die Gerichtsmediziner zu überreden, ihre Arbeit im Karlsruher Städtischen Klinikum durchzuführen.
    Lindt und Sternberg kannten von früheren Fällen den Weg in den ›kalten OP‹, wie die Räume der Pathologie auch genannt wurden.
    Die Ärztin, die am Tag zuvor am Fundort gewesen war, hatte gerade die letzten Untersuchungen abgeschlossen und war beim Diktieren des Berichts.
    »Es hat sich alles bestätigt, was ich Ihnen gestern im Wald schon gesagt habe. Todeseintritt etwa fünfzehn Stunden vor dem Auffinden, also zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht. Todesursache ist eindeutig Erwürgen und zwar mit bloßen Händen.«
    Sie schlug die weiße Decke zurück, die über den Körper der Ermordeten ausgebreitet war und zeigte auf die Blutergüsse im Halsbereich.
    »Hier ... und hier ... und das da ... stammt alles ganz klar von zwei Händen, die den Hals umfasst und so lange zugedrückt haben, bis sich nichts mehr regte. Wäre ein Hilfsmittel benutzt worden, ein Seil zum Beispiel, oder vielleicht ein Draht, dann würden wir hier ganz anders geformte Spuren finden – ringförmig umlaufend und der Abdruck hätte die Form des benutzten Werkzeugs.«
    »Haben Sie auch den typischen Schaum gefunden?«, interessierte sich Jan Sternberg.
    Erstaunt blickte ihn die Ärztin an: »Da hat einer im pathologischen Unterricht aber gut aufgepasst. Ja, wir haben leicht rosafarbenen Schaum in der Luftröhre und in der Mundhöhle gefunden.
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