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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut
Autoren: B Leix
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Aber wissen Sie auch, wieso es zu einer solchen Ausscheidung kommt?«
    Der Versuch, mit dieser Frage Sternberg aufs Glatteis zu führen misslang, denn er hatte zur Vorbereitung auf den demnächst anstehenden Kommissar-Lehrgang schon intensives Literaturstudium betrieben und sich dabei auch eingehend mit der forensischen Medizin befasst.
    Lindt nickte ganz zufrieden, als sein Mitarbeiter souverän antwortete: »Vermehrte Bronchialsekretion, quasi als Gegenreaktion zum Verschluss der Stimmritze im Kehlkopf. Der Körper wehrt sich halt gegen den Tod.«
    »Alle Achtung«, meinte die Ärztin anerkennend. »Da konnten Sie aber einen kompetenten Mitarbeiter an Land ziehen.«
    »Ist doch klar, eigene Zucht natürlich«, witzelte der Kommissar. »Jan war schon während seiner Ausbildung längere Zeit bei uns. Da scheint doch was hängen geblieben zu sein.«
    »Konnten Sie denn noch andere Spuren sichern?«, wollte Lindt anschließend wissen.
    »Unter den Fingernägeln der Frau haben wir Proben genommen und lassen die auf fremde DNA oder irgendwelche Fasern untersuchen. Allerdings war mit bloßem Auge nichts sichtbar, keine Hautfetzen oder Gewebe. Wenn die KTU da was findet, dann höchstens Mikrospuren.«
    »Wie steht es mit Fingerabdrücken?«
    »Die Fingerabdrücke des Opfers, die haben wir natürlich abgenommen. Vielleicht helfen sie Ihnen bei der Identifizierung, aber fremde Abdrücke gab es keine.«
    »Handschuhe«, fiel Jan Sternberg schnell ein, »also muss der Mörder Handschuhe getragen haben.«
    »Genau richtig«, lobte die Gerichtsmedizinerin. »Wir können sogar auch sagen, welche Art von Handschuhen.« Sie bemerkte die staunenden Blicke der Beamten.
    »Nicht gerade die Marke, aber immerhin wissen wir, dass es Einmalhandschuhe waren. Wahrscheinlich aus Latexmaterial, denn die meisten Sorten sind leicht gepudert, damit sie nicht so zusammenkleben. Reste dieses Puders konnten wir am Jackenkragen der Frau feststellen.«
    »Das sind doch medizinische Artikel, solche Handschuhe?«
    »Ja, Herr Lindt, eigentlich schon.« Die Pathologin ahnte, in welche Richtung der Kommissar dachte. »Aber Sie können diese Artikel ja kartonweise in jeder Apotheke kaufen. Der Mörder muss also nicht unbedingt der Arzt auf Hausbesuch gewesen sein. Viele Leute benutzen solche Handschuhe für feine Arbeiten, bei denen die Hände nicht schmutzig werden sollen.«
    »Na ja«, brummte der Kommissar, »vielleicht aber doch ein Täter aus dem medizinischen Umfeld, ein wichtiges Detail ist es jedenfalls ...«
    Er lachte: »Oder es war jemand von der Polizei ...« Er griff in seine Jackentasche: »Ich habe immer welche dabei, um Beweisstücke anzufassen. Meistens benutze ich sie auch ...«
    Dabei dachte er an den Rüffel von Ludwig Willms und den Stadtplan, den er unvorsichtigerweise ohne Handschuhe angefasst hatte.
    »So wird der Kreis der Verdächtigen ganz schön groß«, fuhr die Ärztin schmunzelnd fort, »und wir können ihn auch nicht mehr wesentlich eingrenzen.«
    Sie nannte noch ein paar Details: Es lag kein Sexualverbrechen vor, das hatte sie ebenfalls untersucht. Einige Druckstellen an den Armen und Beinen könnten durch den Transport des leblosen Körpers verursacht worden sein.
    »Kofferraum«, warf Jan Sternberg ein.
    »Durchaus möglich«, gab ihm die Ärztin Recht. »Aber es muss schon ein geräumiger Wagen gewesen sein. Allzu viel Druck wurde nicht ausgeübt.«
    »Vielleicht ein Kombi?«, überlegte Lindt.
    »Könnte sein, allerdings sind diese Druckstellen erst einige Stunden nach dem Eintritt des Todes entstanden. Die sehen ganz anders aus, als die Blutergüsse am Hals.«
    »Also wurde die Leiche erst nach längerer Zeit abtransportiert«, konstatierte der Kommissar und fragte gleich weiter: »Gab es denn noch weitere Anhaltspunkte, die uns bei der Identifizierung helfen könnten, Zahnsanierungen oder Operationsnarben?«
    »Da muss ich Sie leider auch enttäuschen. Nichts Besonderes, was ich gefunden habe. Die Narbe einer Blinddarm-OP und drei plombierte Zähne, aber im Mund keine Brücken oder Kronen. Insgesamt war die Ermordete gesundheitlich in sehr guter Verfassung. Kein Übergewicht, gut bemuskelt an Armen und Beinen, wahrscheinlich hat sie öfter Sport getrieben.«
    Lindt hob bei den Stichworten Sport und Übergewicht leicht die Augenbrauen, was sein Gegenüber gleich bemerkte.
    »Ja, ja, Herr Lindt, das kann man alles feststellen. Die Frau hat gut auf sich aufgepasst. Erstaunlich eigentlich, denn mit zirka vierzig hat man
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