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Zuchthengst zu verkaufen

Zuchthengst zu verkaufen

Titel: Zuchthengst zu verkaufen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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Europa.“
    „Oh ja, ich will Aida in Florenz sehen und auf dem Donauturm Knödel essen!“ Kate sprudelte fast über vor kindlicher Vorfreude.
    „Dies können wir alles tun, aber jetzt sollten wir erst zur Bank gehen. Vielleicht finden wir dort noch Informationen, die wir morgen der Polizei übergeben können.“
     
    ***
     
    „Der gemietete Safe entpuppte sich als metallene Schublade. Ein Angestellter trug die Kiste in einen kleinen Raum und liess sie dann mit Scott allein. Was würde sie gleich entdecken? Geschäftspapiere – eine Münzensammlung – Schmuck? Langsam hob sie den Deckel. Obenauf lag ein dickes Bündel Papier, das sich als persönlicher Brief an ihren Vater entpuppte. Als sie seinen Namen lass, wurde sie von einer Welle tiefster Traurigkeit übermannt. Scott hob sie kurzerhand auf seinen Schoss und hielt sie eng umschlungen, bis sie sich wieder im Griff hatte.
    „Wollen wir einfach alles mitnehmen und später durchsehen?“
    „Nein, ich will das jetzt lesen.“
    Kate nestelte sich an Scotts Brust und gemeinsam lasen sie die letzten Worte, die Onkel Sam an Kates Vater geschrieben hatte:
     
    Wenn Du das hier liest, ist es Kevin Hale und Richard Tweet ganz offensichtlich gelungen, mich endlich aus dem Weg zu räumen. Es tut mir leid, dass wir keine Gelegenheit hatten, uns besser kennenzulernen. Wie Du inzwischen weisst, war Dein Vater mein Zwillingsbruder. Als wir uns in die selbe Frau verliebten, entschied sie sich für Deinen Vater und ich zog weg, weil ich es nicht ertrug, den beiden glücklich Verliebten beim Turteln zuzusehen.
     
    „Lange sind die beiden leider nicht glücklich gewesen.“ kommentierte Kate.
    „Ein einziges Mal habe ich meinen Grossvater von früher erzählen hören. Er hat mir erklärt, dass er aus einer sehr reichen Familie stamme, dass seine egozentrische Frau es allerdings geschafft habe, das ganze Vermögen innert zweier Jahre zu verprassen. Danach habe sie ihn mit einem Baby allein zurückgelassen – mit meinem Vater.“
     
    Mit meinem Teil unserer Erbschaft kaufte ich eine grosse Farm in Texas, gewährte dem Verkäufer jedoch lebenslängliches Wohnrecht im alten Bauernhaus und baute stattdessen für mich die neue Ranch mit den weitläufigen Stallungen. Mein Nachbar war ein Erfinder und setzte all sein Geld für seine Projekte ein. Wir wurden über die Jahre gute Freunde. Als wir einmal beisammen sassen, tauchte sein Neffe, Kevin Hale, auf und konfrontierte ihn mit geologischen Unterlagen. Es war festgestellt worden, dass auf meinem Grundstück grössere Ölvorkommen lagerten. Nur hatte der Neffe keine Ahnung, dass das ganze Land längst nicht mehr seinem Onkel gehörte. Von da an passierte einiges: Mein Freund starb, kurz darauf auch mein Anwalt und ich wurde erpresst. Eines meiner Pferde wurde abgeschlachtet und ein Anschlag auf meine Person verübt. Da alle Anwälte aus der Gegend ebenfalls eingeschüchtert worden waren und ich keine Hilfe finden konnte, entschied ich mich schliesslich, all mein Geld in die Schweiz zu transferieren, wo es sicher vor Diebstahl und Betrug ist.
    Anbei findest Du die Kontoinformationen zu allen Konti mit dem Geld, das ich in den letzten rund fünfzig Jahren erwirtschaftet habe. Das Erbe, das ich von meinen Eltern erhalten habe war so üppig, dass ich es nicht komplett für die Pferdezucht aufbrauchen musste. Ich führte die Tradition meines Vaters weiter und handelte mit Aktien. Die entsprechenden Inhaberaktien sind in diesem Schliessfach. Anbei findest Du zudem die Papiere zu meinem Grundstück in Texas, wie auch die Dokumente zu drei weiteren Liegenschaften.
    Es tut mir leid, dass ich niemals die Möglichkeit hatte, mich mit meinem Bruder zu versöhnen. Oft habe ich mich gefragt, ob er wohl glücklich war und was er aus seinem Leben gemacht hatte. Eines jedenfalls hat er erreicht, was ich nie geschafft habe – er hat Nachkommen, in Form von einem Sohn und einer Enkelin. Darum beneide ich ihn nicht nur, ich bin im dafür auch immens dankbar, weil ich so mein Lebenswerk weitergeben kann und in guten Händen weiss.
     
    Onkel Sam hatte noch ein paar rührende Worte an sie und ihre Mutter hinzugefügt und ihnen alles Glück der Welt für ihre Zukunft gewünscht. Darunter hatte er schwungvoll seine Unterschrift gesetzt, die nun benetzt von Kates Tränen langsam zerlief.
    „Das ist wirklich rührend.“
    „Ich hätte ihn gerne besser gekannt.“
    „Bestimmt war er ganz ähnlich wie Dein Grossvater. Wie war dieser denn
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