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Zuchthengst zu verkaufen

Zuchthengst zu verkaufen

Titel: Zuchthengst zu verkaufen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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Kate es nicht mehr aushielt.
    „Was ist – wo sind meine Eltern?“ Ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter, schriller und verzweifelter.
    „Es tut mir leid“, wiederholte er sich. „Sie sind als Einzige lebend aus dem Autowrack geborgen worden.“
    Bevor ihr Gehirn die Tragweite seiner Aussage überhaupt erfassen konnte, kam der Arzt ins Zimmer und fügte den Worten des Anwalts hinzu:
    „Und wenn dieser Mann hier nicht gewesen wäre, hätten Sie höchstwahrscheinlich auch nicht überlebt.“
    Mit Tränen überströmtem Gesicht blickte sie zwischen den beiden Männern hin und her und wartete auf weitere Erklärungen oder darauf, dass sie endlich jemanden aufweckte und ihr sagte, dass dies hier alles nur ein böser Traum war.
    „Graham hier hat dafür gesorgt, dass Ihre Kreditwürdigkeit sofort geklärt wurde und Sie so rasch wie möglich ins beste Spital verlegt wurden.“
    „Aber ich kann die Spitalkosten doch nie und nimmer bezahlen.“ flüsterte sie mit erstickter Stimme.
    „Keine Sorge, meine Liebe, als einziges Kind von David O’Leary geht sein ganzer Reichtum direkt auf Sie über.“
    „Aber mein Vater war nicht reich.“
    „Ihr Vater vielleicht nicht, aber sein Onkel war texanischer Grossgrundbesitzer mit einer weltweit bekannten Pferdezucht. Sein ganzer Besitz gehört nun Ihnen.“
     
     

 
     
    ***
     
    Buch I
     
    ***
     
     

Kapitel 1
     
    Ein Jahr später:
    Scott traute seinen Augen kaum. Als Junge hatte er dieses Gestüt in Texas zweimal mit seinem Vater besucht. Sie pflegten regen Handel mit dem hiesigen Besitzer. Seine Stallungen waren vergleichbar mit den Stallungen der Mcleans in Schottland. Na ja, Scott musste zugeben, dass ihr eigenes Gestüt nun trotz allem beeindruckender wäre auch ohne den desolaten Zustand, den er hier in Texas vorfand. In den letzten Jahren hatte er zuhause einen neuen Stall mit fünfzig zusätzlichen Pferdeboxen bauen lassen und es inzwischen geschafft, drei Viertel davon mit gesuchten Zuchtpferden zu füllen.
    Thunderbolt war ein solch gesuchter Zuchthengst, den er unbedingt haben wollte. Auf schriftlichem Wege hatte er sein Interesse kund getan, aber entgegen der üblichen Geschäftspraktiken hatte O’Leary plötzlich auf einer Anzahlung bestanden, der Scott nicht blindlings nachzukommen gedachte. Deshalb war er nun da – unangemeldet. Er hatte die Reise mit dem mehrtägigen Abstecher nach Seattle verbunden, wo er bei seiner Schwester nach dem Rechten gesehen hatte, die sich bei einem Wohnungsbrand verletzt hatte. Aber inzwischen hatte er sich davon überzeugt, dass sie bei Brandon in besten Händen war und zudem war sie selber nach Paris abgereist. Also war er nun hier. Sein Privatflugzeug stand auf dem nahegelegenen Privatflughafen und die leeren Pferdeboxen warteten darauf, dass sie gefüllt wurden. Normalerweise würde er auf einer so weiten Reise mehr als ein Pferd mit nach Hause bringen. Aber so wie das Gestüt im Moment aussah, würde keines der Tiere die anstrengende Reise überleben. Was war bloss los mit O’Leary? Hatte er den Verstand verloren, seine preisgekrönten Tiere, die Pferde, die Stallungen und sogar das ehemals herrschaftliche Haus dermassen vergammeln zu lassen? Irgendetwas stimmte da nicht. Er hatte sich richtig entschieden, einmal persönlich nach dem Rechten zu sehen. So wie es aussah, würde O’Leary seine Hilfe dringend benötigen.
    Auf sein Klingeln regte sich erstmals überhaupt nichts. Also ging er ums Haus herum und auf den grössten Stall zu, auf der Suche nach O’Leary. Was er dort erblickte, liess ihn sofort erbleichen. Ein Junge, von Kopf bis Fuss mit Matsch bedeckt, der auch den gesamten Boden in diesem Gebäude zierte, versuchte beruhigend auf eine Stute einzureden. Seiner zittrigen Stimme konnte man aber anhören, dass der Junge von Pferden keine Ahnung hatte, sich völlig falsch zum Tier hingestellt hatte und vor Angst wie Espenlaub zitterte.
    „Wenn Du da nicht sofort weggehst, wird Dich das Tier verletzen, sollte es ausschlagen.“
    Erschrocken machte der Junge einen Satz nach hinten, rutschte auf dem Matsch aus und fiel fluchend auf seinen Allerwertesten. Scott trat an ihn heran und streckte ihm die Hand hin, dass er sich daran aufziehen konnte. Mit grossen Augen sah er zu ihm auf und Scott stellte verwundert fest, dass es sich gar nicht um einen Jungen handelte. Hier sass eine junge Frau undefinierbaren Alters, da ausser ihren grauen Augen, die an Sturmwolken erinnerten, unter dem braunen Matsch nichts zu
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