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Zuchthengst zu verkaufen

Zuchthengst zu verkaufen

Titel: Zuchthengst zu verkaufen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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sehen war.
    „Gut dass Sie hier sind.“ Sie packte kräftig zu und liess sich aufziehen, dabei durchzuckte sie beide ein undefinierbares Gefühl, so dass sie ihre Hände so rasch wie möglich losliessen und erst einmal betreten in verschiedene Richtungen sahen, bis sie sich wieder gesammelt hatten. Das Mädchen brach schliesslich das Schweigen:
    „Endlich, es wurde langsam Zeit, dass Sie kommen. Sind Sie nicht der Typ, der bei der Reality-Show einen Stallburschen gespielt hat?“
    Scott war völlig perplex. Es stimmte schon, um seine jetzige Schwägerin, Lea Tobler McLean, die Countess of Ayrshire zu beschützen, hatte er sich gemeinsam mit seinen Geschwistern in die Reality-Show einschleusen lassen, als klar wurde, dass ihr jemand nach dem Leben trachtete. Zum Glück war alles gut ausgegangen und die junge Frau hatte nur wenige Monate danach seinen Bruder geheiratet. Aber die ganze Hilfsaktion war vor den Augen der gesamten Welt abgelaufen. So jedenfalls hatte er es empfunden. Die Reality-Show, die auf einem schlossähnlichen Anwesen vor dem Hintergrund der Regency-Periode gespielt hatte, war weltweit auf riesiges Interesse gestossen und nebst dem Fernsehen auch am Computer ausgestrahlt worden. Man hatte sich laufend in Livecams einschalten können und die besten Szenen, fast alles solche mit Lea und daher auch mit ihm, hatten Kultstatus erreicht und mehrere Millionen Klicks verbucht.
    Was aber hatte seine Rolle in der Reality-Show mit seinem Hiersein zu tun? Wofür hielt sie ihn?
    „Sie können gleich anfangen. Leider sind Sie im Moment der Einzige, aber es sollten bald mehr Arbeiter kommen. Ich habe eine Agentur damit beauftragt – aber was rede ich da, Sie haben ja den Weg durch die Agentur hierhergefunden.“
    Sie holte einmal tief Luft und machte dann eine Ausladende Bewegung.
    „Wie Sie sehen gibt es eine ganze Menge zu tun. Ich weiss gar nicht, wo Sie am besten anfangen, aber Sie sind schliesslich der Fachmann. Also bitte.“
    Damit hatte sie die Hände auf die Hüfte gestützt und sah ihn auffordernd an.
    „Wo ist Sam O’Leary und wer sind Sie?“
    „Ach entschuldigen Sie. Ich bin Kate. Ich bin die neue Besitzerin. Sam ist vor einem Jahr gestorben.“
    Oh Mann – da hatte sich ja einiges verändert. Am besten machte er sich gleich auf den Heimweg. Hier gab es für ihn nichts mehr. Die einst königlichen Tiere waren in einem solch erbärmlichen Zustand, dass der Gnadenschuss das angemessene Schicksal für sie wäre.
    Kate schien zu merken, dass Scott sich mit Rückzugsgedanken beschäftigte, denn ihre Haltung änderte sich drastisch. Von der herrischen Vorgesetzten wurde sie innert Sekunden zur unterwürfigen Bittstellerin.
    „Bitte bleiben Sie, wenigsten solange, bis hier alles in Ordnung gebracht wurde. Ich habe das Gefühl, dass es den Pferden nicht so gut geht und weiss nicht, wie ich es ändern kann. Bitte bleiben Sie den Pferden zuliebe.“
    Gemässigten Schrittes ging er durch den Stall und sah sich jedes einzelne Pferd genauer an.
    „Ich werde sie nicht alle retten können. Bei einigen Tieren wäre es gnädiger, wenn wir sie von ihrem Leiden erlösen.“
    Als Kate nicht antwortete sah er zu ihr hinüber und bemerkte, wie sie eine Träne wegwischte.
    „Können wir es nicht einfach versuchen?“
    Tränen die von Herzen kommen, hatten ihn schon immer tief berührt und so konnte er den Wunsch dieser Frau auch jetzt nicht ausser Acht lassen.
    „Ich gebe mein Bestes. Aber ich kann Ihnen nichts versprechen.“
    Dann sah er sich suchend um und fragte schliesslich, wo er sich umziehen könne.
    „Keine Ahnung. Denken Sie, die Treppe dort drüben führt in Bedienstetenquartiere?“
    „Möglicherweise. Ich werde mich mal umsehen, mich umziehen und kümmere mich dann um die Tiere.“
    „Danke.“
     
    ***
     
    Die Quartiere waren in ähnlichem Zustand wie der Rest des Anwesens. Alles war schmutzig und es roch vergammelt. Wahrscheinlich hatte im letzten Jahr niemand mehr irgendwo ein Fenster geöffnet. Als erstes liess Scott daher die Sonne herein und riss alle Fenster der Quartiere über dem Pferdestall auf, um die Luft frei zirkulieren zu lassen. Wenn er Glück hatte, würde sich der Gestank bis zum Abend soweit verflüchtigen, dass er es zum Schlafen aushielt. Vergeblich suchte er nach frischer Bettwäsche und zog daher die Schmutzwäsche ab und machte sich auf die Suche nach einem Waschautomaten. Da es hier nichts gab, das einer Waschmaschine ähnelte, ging er mit den zusammengeknüllten Laken
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