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Zuchthengst zu verkaufen

Zuchthengst zu verkaufen

Titel: Zuchthengst zu verkaufen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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Gestank würde er dabei aber nicht vertreiben können. Für den Anfang würde es ausreichen müssen, aber in Zukunft käme er nicht darum herum, den ganzen Stall sauber auszufegen.
    Wiederum fragte sich Scott, worauf er sich eingelassen hatte. Zwar war er sich nicht zu gut, um auch zuhause bei solchen Arbeiten mit anzupacken. Aber dort hatte er genügend Männer, die ihm dabei halfen und zudem war es niemals vergleichsweise schmutzig. Was Kate wohl sagen würde, wenn sie wüsste, dass er ein reicher Mitbesitzer der exklusivsten Pferdezucht Europas war? Oder wenn ihr bekannt wäre, dass er der Bruder eines einflussreichen Earls war? Beim Gedanken an zuhause musste er lächeln. Sein Bruder Ewan hatte ihm vor wenigen Stunden eine MMS geschickt mit einem Bild von seinem neu geborenen Sohn: Thomas Ewan Mclean – zukünftiger Earl of Ayrshire. Mit seinen beiden anderen Geschwistern würde er Pate und als Taufgeschenk hatte er in seinem Stall das passende Pony stehen. Es würde zwar noch ein paar Monate dauern, bis er Thomas erstmals darauf setzen konnte, aber diese Zeit würde er brauchen, um das Pony optimal zu dressieren.
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass alle Tiere mit vollem Magen in einem etwas besseren Gemütszustand waren und die Nacht wohl überleben würden, machte er sich auf den Weg zum Abendessen ins Haupthaus. Jedenfalls hoffte er, dass Kate sich in der Zwischenzeit nützlich gemacht und etwas Essbares gekocht hatte. Seine pessimistische Laune verflog sofort, als er die Türe aufstiess und ihm ein angenehmer Duft nach frischem Brot und würzigem Fleisch in die Nase stieg.
    Die Stiefel hatte er auf der Veranda gelassen aber der Rest seiner Aufmachung wirkte nicht gerade einladend. Seine Eltern hätten niemals geduldet, dass er so schmutzig am Esstisch erschien. Aber was sollte er machen – eine Dusche lag nicht im Bereich des Möglichen und im Wasserloch wollte er lieber nicht im Finstern baden, irgendwie musste er die Zeit bis nach Sonnenaufgang überbrücken. Er rechnete es Kate hoch an, dass sie keine Bemerkung machte oder gar die Nase rümpfte, als er sich in seiner schmutzigen Pracht an den Tisch setzte.
    Steaks, Maisbrot und Salat – das Essen, das sie ihm vorsetzte schmeckte genauso hervorragend wie es roch. Vielleicht lag es auch daran, dass er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Jedenfalls verschlang er das Essen bis zum letzten Krümel in Rekordzeit.
    Wegen des fehlenden Wassers konnten sie sich den Abwasch sparen und so suchte er kurz darauf hundemüde sein Schlafquartier auf. Leider hatte sich der Geruch nicht gross gebessert. Wahrscheinlich müsste man erst alle Vorhänge, das ganze Bettzeug und am besten auch gleich alle Matratzen austauschen oder zumindest professionell reinigen. Kurz entschlossen legte er sich quer über die Vordersitze des Pickups und war nach wenigen Sekunden in völlig erschöpftem Schlaf versunken.
     
    ***
     
    Kate blieb alleine im grossen Haus zurück. Es war ihre erste Nacht hier. Wo bloss sollte sie schlafen? Es war überall unheimlich schmutzig. Wenn sie sich in eines der Betten legte, war sie bis zum Morgen bestimmt übersät mit juckenden Stich- und Bisswunden von kleinen Insekten, die sich in den letzten Monaten ungehindert hatten einnisten und verbreiten können. Hatte niemand zum Hof ihres Grossonkels gesehen während sie diverse Operationen über sich hatte ergehen lassen müssen? Völlig hilflos hatte sie alles ihrem Anwalt überlassen. In den ersten Wochen war sie vor Trauer wie betäubt gewesen, danach hinderten die vielen Wunden und gebrochenen Knochen sie daran, das Spital physisch zu verlassen. So hatte sie wenigstens ihrem Geist Freilauf verschafft und sich innerhalb der letzten Monate zu einer gefragten Autorin erotischer Romanzen gemausert. Ihre Lektorin hatte sich über die Datenmenge gewundert, die sie fast wöchentlich übermittelt hatte. Aber sie hatte ja sonst nichts zu tun. Die einzige Abwechslung waren Grahams sporadische Besuche und die schmerzhafte Physiotherapie. Ansonsten hatte sie sich in ihre Romane geflüchtet, um den quälenden Schmerzen zu entfliehen.
    Jedenfalls war sie buchstäblich aus allen Wolken gefallen, als sie das verlotterte Anwesen betreten hatte. Anfangs hatte sie das Ausmass der Verwahrlosung gar nicht richtig wahr genommen, weil sie vor der Reise ein starkes Beruhigungsmittel geschluckt hatte. Vor allem die Taxifahrt vom Flughafen hätte sie sonst kaum überstanden. So war sie sich ihrer Umgebung
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