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Zuchthengst zu verkaufen

Zuchthengst zu verkaufen

Titel: Zuchthengst zu verkaufen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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übers Gesicht und liess es gut sein.
     
    ***
     
    Auf der Veranda stand tatsächlich ein halbvoller Zuber. Daneben türmten sich Stoffe von undefinierbarer Farbe. Bei genauer Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich dabei um Bettzeug und Vorhänge handelte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie das stinkende Zeug am liebsten verbrannt, aber ihre beschränkten finanziellen Mittel musste sie mit Bedacht einsetzen. In Ermangelung anderer Möglichkeiten, goss sie eine grosszügige Menge von ihrem mitgebrachten Duschgel ins Wasser. Das Wichtigste aber zuerst: Duschtücher, Waschlappen und Geschirrtücher standen auf ihrer Wunschliste an sauberen Gegenständen ganz oben. Danach wusch sie vier Laken, weil es für sie, Scott und die beiden Männer, die im Verlaufe des Tages eintreffen würden galt, vier Betten frisch zu beziehen. Die Vorhänge schupste sie mit der Schuhspitze von der Veranda. Lieber hängte sie keine Vorhänge auf, solange das Budget keine neuen zuliess, als dass sie diese vermoderten Dinger wusch.
    Der Trockner funktionierte zum Glück einwandfrei. Erleichtert machte sie sich auf in die Küche. Nach dieser Plackerei auf nüchternen Magen hatte sie einen Bärenhunger. Bestimmt ging es Scott nicht anders. Als sie Eier, Speck und Toastbrot zum Warmhalten in den Ofen geschoben hatte, machte sie sich auf die Suche nach ihrem bisher einzigen Mitarbeiter und entdeckte ihn im hinteren Teil des grossen Stalls. Er war gerade dabei, eine Karre mit matschigem Stroh zu beladen.
    „Frühstück ist fertig“, rief sie einladend.
    „Wurde auch langsam Zeit“, grummelte er und schritt hinter ihr in die Küche.
    Auch wenn Scotts Bemerkung nur ganz leise und möglicherweise nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen war, fühlte sie sich von ihm falsch verstanden, völlig zu Unrecht schlecht behandelt. Schliesslich tat sie alles, was in ihrer Macht stand, um für ihn und die Tiere möglichst rasch eine bessere Lösung zu finden, beziehungsweise um ihnen das Leben zu erleichtern. Aber sie konnte ihn ja verstehen. Er musste selber fast übermenschliche Arbeit leisten und das erst noch ohne Bezahlung – wovon er aber bisher nichts ahnte. Und sie würde sich hüten, ihm von ihrer prekären Finanzsituation zu erzählen. Dann würde er bestimmt seine Sachen packen und so rasch verschwinden, dass sie nur noch dem Staub seines Autos hinterher sehen konnte. Nein, sie konnte seinen Frust verstehen – teilte ihn sogar mit ihm und deshalb biss sie auf die Zähne, damit ihr keine scharfe Erwiderung entwischte.
    Das Essen schmeckte wiederum vorzüglich. Bei dieser Mahlzeit wäre sie ihm in nichts nachgestanden, ihr Hunger war so gross. Aber als sie sah, wie Scott gierig auf ihren halbvollen Teller starrte, schob sie ihn über den Tisch und erklärte, sie sei satt. Schliesslich musste sie diesen Mann bei Kräften halten. Er war das Einzige das zwischen den Pferden und ihrem sicheren Tod stand.
     
    ***
     
    Das Geschirr spülte sie mit Wasser aus dem See und nutzte das seifige Wasser, um die schmuddelige Küche zu schrubben. Wenigstens dieser Raum sollte möglichst keimfrei sein, damit niemand von ihnen an einer Darminfektion oder Schlimmerem erkrankte. Einen Ausfall konnte sie sich bei der Personalknappheit nicht leisten.
    Unermüdlich machte sie sich danach auf, drei Zimmer über den Stallungen für ihre drei Stallarbeiter zu putzen. Scott hatte sie leergeräumt. Es standen jeweils ein Tischchen, ein Stuhl, ein Bettgestell mit Rost und ein Nachttischchen drin. Die Matratzen hatte er in einer leer stehenden Pferdebox aufgestapelt. Sie konnte gut verstehen, dass er auf den ekligen Dingern nicht schlafen wollte, die nach fauligem Moder stanken.
    „Scott. Ich bin oben mit Putzen fertig. Könntest Du mir mit den Matratzen helfen? Ich habe sie bis auf die Veranda geschleppt. Aber über den grossen Hausplatz sollten wir sie lieber gemeinsam tragen, damit sie nicht am Boden aufkommen.“
    Er war angenehm überrascht, als sie die Räume über den Stallungen betraten. Verschwunden war der unangenehme Gestank und befreit von allem Unrat und Schmutz sahen die Kammern trotz ihrer geringen Grösse einladend und gemütlich aus.
    „Wonach riecht es hier?“ erkundigte er sich schnuppernd.
    „Ich habe keine Putzmittel gefunden. Vielleicht kannst Du welche mitbringen, wenn Du nächstes Mal zum Einkaufen fährst.“ Seine gute Laune schwappte bei ihren Worten gleich wieder in Missmut um. Na klar, er war ihr Lakai, den sie nach Belieben mit
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