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Zuchthengst zu verkaufen

Zuchthengst zu verkaufen

Titel: Zuchthengst zu verkaufen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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weiteren Aufträgen losschicken konnte – schliesslich hatte er ja sonst kaum etwas zu tun, dachte er sarkastisch. Dann aber fügte sie an: „Jedenfalls habe ich heute zum Putzen und Waschen mein Duschmittel und Haarshampoo aufgebraucht. Deshalb riecht es hier nach grünem Apfel.“
    Ihre Worte entlockten ihm nun doch ein leises Schmunzeln. Die piekfeine Lady vom Haupthaus hatte den Stallburschen die Zimmer mit ihrem teuren Shampoo geputzt und lief mit verklebten Haaren herum. Scott war verwirrt. Diese Frau sendete so widersprüchliche Signale aus. Manchmal wirkte sie hilflos, dass er sie am liebsten in den Arm genommen hätte. Manchmal wirkte sie überheblich, dass er sie am liebsten lauthals in ihre Schranken verwiesen hätte und manchmal wirkte sie regelrecht verloren, dass es ihn selbst schmerzte, wenn er in ihre stürmischen grauen Augen blickte. Im Moment hatte er keine Zeit, diese widersprüchlichen Gefühle genauer zu untersuchen. Er gab sich mit dem momentanen Fazit zufrieden, dass sie eine Frau mit einer vielschichtigen Persönlichkeit sei.
     
    ***
     
    Als es schon dämmerte trafen endlich Grant und Irving ein. Leider hatten sie nicht allzu viel Gepäck mitnehmen können. Aber das Wichtigste – die drei Sättel und zwei grosse Flaschen Whisky waren dabei.
    „Was ist das denn?“ Grant konnte seine Empörung über den desolaten Zustand des Gestüts besser unter Kontrolle halten als ihr bester Stallbursche. Kein Wunder, der Mann war sozusagen auf dem Rücken der Pferde gross geworden und war nicht ohne Grund die Nummer Zwei nach Murdoch, dem Stallmeister.
    „So etwas ist Tierquälerei. Den Besitzer muss man anzeigen!“ wetterte Irving.
    Sie hatten bei ihrer Begrüssung nicht bemerkt, dass Kate an sie herangetreten war und sahen daher verwunder auf, als sie Irvings Empörung kommentierte.
    „Sie können mich gerne anzeigen. Aber im Moment wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie sich erst um die Tiere kümmerten, denn nur wegen einem Gerichtsverfahren, in dem festgestellt wird, dass meine Pferde nicht fachgerecht behandelt worden sind, geht es ihnen eindeutig nicht besser.“ Das hatte sie mit fester, fast herrischer Stimme gesagt, etwas sanfter fügte sie an: „Aber bitte, wollen Sie nicht erst ihre Sachen auf die Zimmer bringen, dann kann Ihnen Scott alles zeigen. Nachtessen gibt es heute um neun.“
    Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und stapfte zurück ins Haus.
    „Wer war das denn?“ fragte Grant perplex.
    „Das ist eine lange Geschichte – sie heisst Kate O’Leary und hat Sams Anwesen hier geerbt. Irgendwie hat sie es geschafft, aus der einst blühenden Pferdezucht diesen Schlammassel hier zu veranstalten. Ich weiss, es ist nicht an uns, hier aufzuräumen und nach dem Rechten zu sehen. Aber wenn wir uns nicht um die Tiere kümmern, wird sie die Pferde langsam verrecken lassen.“
    „Eine schöne Pferdebesitzerin ist das. Wenn wir hier fertig sind, werden wir dafür sorgen, dass sie Zeit ihres Lebens nicht mehr näher als ein paar hundert Schritte an ein Pferd herantreten darf.“ Irvings Empörung hatte sich noch nicht gelegt. Als er kurz darauf eine weitere Triade loslassen wollte wegen seinem spartanisch eingerichteten Zimmer, hielt Scott es für angebracht, ein gutes Wort für Kate einzulegen.
    „Du kannst froh sein, dass hier keine Vorhänge mehr hängen. Es hat zum Himmel gestunken. Ich musste letzte Nacht im Auto schlafen. Kate hat heute sauber gemacht – mit ihrem Haarshampoo.“ Als er sah, dass Irving gleich weiter über ihre Chefin herziehen wollte, informierte er die beiden Neuankömmlinge über die prekäre Situation: Kein Wasser, alles vergammelt, Pferde halb verhungert und völlig vernachlässigt, wildes Durcheinander im Büro, keine Essensvorräte usw.
    „Da kommen wir tatsächlich in allerletzer Minute.“ Grant seufzte schwer. Es schien ihm als würde er in letzter Zeit nur noch die Feuer seiner Geschwister löschen, bevor sie zum reissenden Steppenbrand ausarteten. Erst benötigte sein ältester Bruder Ewan seine Hilfe mit der quirligen Lea, dann wurde Morag bei einem Zimmerbrand verletzt – noch immer war er sich zwar nicht schlüssig, ob seine sofortige Anreise in Seattle nicht überflüssig gewesen war, sie schien bei Brandon in besten Händen – und jetzt das hier mit Scott und dieser Kate. Obwohl die Situation jetzt etwas anders lag. Bei Ewan und Lea konnte man gleich sehen, dass die beiden zusammen gehörten. Auch für Morag wünschte er sich ein Happyend mit
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