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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
Autoren: Jill Shalvis
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mir helfen?«
    »Ich habe eine gesunde Angst vor tollwütigen, fauchenden Vierbeinern.«
    »Wir haben eben, als wir den Dachspeicher inspiziert haben, am Dach gebaumelt und zehn Meter in die Tiefe geblickt, und da hast du mit keiner Wimper gezuckt – aber so ein kleines Tierchen macht dir Angst?«
    »Ich habe als Kind nicht genug Liebe bekommen. Bist du sicher, es ist klein?«
    Joe betrachtete den gar nicht so kleinen Umriss, der dort hockte und sich offensichtlich völlig elend fühlte. »Es zittert wie Espenlaub, zählt das auch?« Aber weil er das Tier nicht genau erkennen konnte, rührte er sich immer noch nicht. »Lenk es ab, damit ich mich von hier zurückziehen kann.«
    Joes Blick fiel auf Kennys Stiefel, die nicht – so wie seine – mit einer dicken Schmutzschicht überkrustet waren. Kenny machte sich kaum einmal die Schuhe schmutzig. Im Grunde genommen machte sich Kenny nie schmutzig. Aber das war einfach eines der merkwürdigen kleinen, ungelösten Rätsel des Lebens.
    »Ich erschrecke das Tierchen mal von hinten«, sagte Kenny. »Pass also auf dich auf.«
    »Warte.« Joe kroch langsam unter dem Regal hervor, während sein Leben vor seinen Augen vorbeizog – die er sich auf keinen Fall auskratzen lassen wollte. »Okay. Jetzt!«, sagte er, während das schmutzige Wasser an ihm herabtropfte.
    Kenny schlug mit der Taschenlampe gegen das Metall. Und mit kreischendem Geheul flitzte das fauchende Tier unter dem Regal hervor, hinein in die tintige Schwärze des Kellers.
    Joe und Kenny drehten sich um, leuchteten mit ihren Taschenlampen über den nassen, feuchten Boden zur gegenüberliegenden Ecke. Und da sahen sie eine große, orangefarbene … Katze. Sie hatte weiße Pfoten, und eine Hälfte des Gesichts, aus dem ein grünes und ein braunes Auge leuchteten, wies eine tiefe Fleischwunde auf.
    »Eine Katze.« Kenny schüttelte den Kopf, worauf einige Tropfen schmutzigen Wassers seine Brille verunzierten. Er nahm sie ab und wischte die Gläser mit einem Taschentuch sauber, das er aus der Hosentasche zog. »Eine kleine Katze, verdammt noch mal.«
    Schmutzig, durchnässt und überhitzt zog Joe den oberen Teil seines Overalls aus und ließ Ärmel und Oberteil von den Hüften baumeln. Darunter trug er ein durchgeschwitztes T-Shirt, das er aber anbehielt. Ungläubig trat er näher. » Socks?«
    Unglücklich und nass schüttelte die Katze erst die eine, dann die andere Pfote und funkelte ihn dabei die ganze Zeit über böse an.
    Joe ging in die Hocke und streckte die Hand aus. »Hier, Socks.«
    Über ihnen krachte es unheilverkündend im Gebälk. Joe wusste, dass draußen noch immer eine ganze Feuerwehrmannschaft Gefahrenherde beseitigte und die Stabilität des Gebäudes überprüfte. Alle wussten, dass er und Kenny hier unten waren.
    Abermals krachte es in der Konstruktion.
    Kenny und Joe sahen einander an. Kenny schob die Brille ins Haar und deutete zur Treppe. »Komm, hauen wir von hier ab.«
    »Ja, aber wir kommen später zurück.«
    »Wieso, was hast du gefunden?«
    »Einen regenbogenfarben schillernden Schimmer im Wasser unter dem Regal.«
    Ihnen beiden war klar, dass das unter Unständen auf einen Brandbeschleuniger hindeutete, zum Beispiel Benzin oder Farbverdünner. Weil sich im Keller nichts befand außer Kartons mit Lagervorräten für ein Einrichtungsgeschäft, erregten solche chemischen Substanzen ganz selbstverständlich Verdacht.
    Oder war Joe nur deshalb so achtsam, weil er sich schon einmal genau an dieser Stelle befunden hatte, bei einem völlig anderen Brand? Einem, der mit einem schrecklichen, tragischen Tod endete?
    Wie auch immer: Am Schluss der Ermittlungen würden er und Kenny alles wissen, was es zu wissen gab. Wenn es Brandstiftung gewesen war, dann würden sie dahinterkommen. Den Täter zu überführen war allerdings eine ganze andere Geschichte. Was daran lag, dass Brandstiftung ein verflucht heimtückisches Verbrechen war, das normalerweise mitten in der Nacht verübt wurde, eine heimliche Handlung, leidenschaftlicher als Selbstbefriedigung. Die Indizien logen zwar nie, doch Motiv und Ursache tatsächlich nachzuweisen, ganz zu schweigen davon, einen Täter zu ermitteln, das hatte sich schon oft als sehr schwierig erwiesen.
    Im Laufe der Jahre hatte Joe auf die harte Tour gelernt, dass es in seinem Beruf entscheidend auf eine gewisse innere Distanz und unerschütterliche Ruhe ankam. Aber dieser Fall würde beides auf die Probe stellen, denn er hatte hier mit Erinnerungen zu kämpfen. Und
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