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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
Autoren: Jill Shalvis
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zwar sehr lebhaften.
    An jenem längst vergangenen Tag, an dem alles so schrecklich schiefgegangen war und der Tim Abrams das Leben, Summer Abrams den Rest ihrer Jugend und Joe den einzigen Lichtblick seines damaligen Leben gekostet hatte, war Socks noch ein Kätzchen gewesen.
    Aber ganz gleich, ob die Katze, die ihm dort zu Füßen saß, nun Socks war oder nicht, er konnte sie nicht einfach hier unten lassen, dazu war sie einfach zu stark verletzt und verängstigt. »Hier, mein Kätzchen.«
    »Ich würde das nicht tun«, warnte Kenny, als Joe die Hand nach der Katze ausstreckte und diese sich in seinen Armen – natürlich – in eine Furie verwandelte, die ihm fauchend mit beiden Pfoten die Brust zerkratzte, bis er selbst fauchte. Aber dann vergaß er die Schmerzen, denn in diesem Augenblick bebte das Gebäude.
    Plötzlich quäkten ihre Funkgeräte. »Walker, Simmons. Kommt da raus! «, hörten sie gleichzeitig eine dröhnende Stimme. »Habt ihr mich verstanden? Das Dach stürzt gleich ein. Kommt da sofort raus! «
    »Verstanden«, schrie Kenny, während Staub auf die beiden Männer herabrieselte. Er schnappte sich den Beweismittelbeutel und Joes Taschenlampe. »Komm, verschwinden wir von hier.«
    Joe hatte immer noch alle Hände voll zu tun mit der wütenden Katze. Die Brust brannte ihm von den Kratzern, und er schüttelte den Kopf, als Kenny sich zur Treppe umdrehte, die durch die ausgebrannte Hülle des Lagerhauses nach oben führte. »Nicht hier entlang.«
    »Das ist unser Ausgang, Joe. Es ist höchste Zeit, aus dem Zug auszusteigen.«
    »Es gibt da einen Hinterausgang, und wenn die Flammen ihn nicht zerstört haben, kommen wir da schneller raus.«
    »Wenn wir hier unten krepieren, nehme ich die Katze mit in die Hölle«, fluchte Kenny, der Joe so dichtauf folgte, dass dieser Kennys Atem im Nacken spürte.
    »Wir sterben schon nicht, jedenfalls nicht heute.« Während sie durch einen schmalen Gang zu einer zweiten Treppe liefen, die nach oben führte, verwandelten sich der Staub und der Schmutz, die auf sie herabrieselten, auf Joes durchgeschwitztem Körper zu einer klebrigen Kruste.
    Diese Treppe waren er und Summer immer dann hinaufgestiegen, wenn sie nicht hatten gesehen werden wollen.
    »Du warst nicht dabei, als der Brand gestern Nacht bekämpft wurde«, sagte Kenny atemlos, als sie die wackligen Holzstufen hinaufstiegen. »Außerdem haben wir noch nicht mal die Konstruktionspläne gesehen. Wieso weißt du eigentlich …«
    »Ich war schon mal hier. Geh weiter …«
    Hinter ihnen ertönte erneut ein unheilverkündendes Rumpeln, und plötzlich begann alles um sie herum zu erzittern, wie bei einem Erdbeben.
    Aber es war ja nur ein Lagerhaus, das mehr Schläge eingesteckt hatte, als es verkraften konnte. Joe betete zu Gott, dass alle Leute vom Dach runtergekommen wären, denn dieser Schuppen würde im nächsten Moment tatsächlich einstürzen.
    Es wäre nicht das erste Mal. Bilder des Grauens stürmten auf Joe ein. Summer, die nach ihrem Vater geschrien hatte, während sie die andere Treppe zum Erdgeschoss hinaufgerannt war und die Tür aufgerissen hatte, noch ehe er sie hatte aufhalten können, wodurch der Rauch und die Flammen sie überwältigt hatten … Er war hinter ihr hergewetzt, durch die züngelnden, heißen Flammen, gerade als das Dach von der Mitte her einstürzte. Er hatte in dem undurchdringlichen Rauch und Staub dagestanden und wie ein Verrückter nach ihr geschrien, bevor er sie, bewusstlos und blutend, in dem Schutt fand. Er hatte sie nach draußen gezogen zu der Stelle, zu der sich auch Danny geflüchtet hatte, ohne dass er ihnen zu Hilfe geeilt wäre.
    An jenem Tag waren die Feuerwehr und auch ein Notarztwagen sofort vor Ort gewesen, doch zu spät, um Tim Abrams aus dem eingestürzten Dachgeschoss retten zu können. Erst nach zwei Tagen war Summer mit ihrer Kopfverletzung aus dem Koma erwacht. Nach ihrem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt – der Beerdigung ihres eigenen Vaters hatte sie nicht beiwohnen können – hatte sie die Stadt verlassen und sich noch im Sommer als Guide einem Veranstalter von Flussreisen in Colorado angeschlossen.
    Joe hatte sie nicht wiedergetroffen, dafür hatte sie gesorgt. Summer war dann im Herbst vorzeitig von der Schule abgegangen und hatte kurz darauf bei einem anderen Reiseveranstalter angefangen. Sie hatte nicht, wie geplant, zusammen mit ihm das Studium an der State University von San Diego aufgenommen. Mehr noch: Sie hatten seit jenem schrecklichen,
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