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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
Autoren: Jill Shalvis
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den Kopf. »Danke für die Erinnerung.«
    Kenny legte ihm die Hand auf die Schulter. »Kein Problem, Kumpel.«
    Nachdem Summer für sich entschieden hatte, dass die beiden Männer hier vermutlich das Sagen hatten, schloss sie die Wagentür und ging auf sie zu. Und marschierte damit in Joes Leben, so wie sie damals hinausmarschiert war; gleich einem ungebändigten, furchterregenden, tödlichen Wirbelwind, der Schrecken und Verwüstung hinterlässt. Bei jedem Schwung ihrer Hüften schmiegte sich der weiche Stoff ihres Sommerkleids an ihre Schenkel und Brüste.
    Joe lächelte grimmig. Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, dann kehrte er ihr den Rücken zu, wobei seine schmerzenden Kratzwunden eine willkommene Ablenkung bildeten. »Ich will das nicht. Nicht jetzt.«
    »Ich höre mir mal an, was sie will«, sagte Kenny.
    Joe nickte dankbar; Kenny ging los, um sie an der Absperrung abzufangen.
    Joe stieg in seinen Pick-up. Während er seinen Overall auszog, warf er einen Blick auf die bedauernswerte Katze.
    Socks fauchte ihn an.
    Er seufzte. »Ja. Ich weiß genau, wie du dich fühlst.«

2
     
    Das Leben ist kurz, darum pack es an den Eiern und renne.
    So lautete Summer Abrams’ Lebensmotto. Und deshalb hatte sie Berge erklommen, Canyons durchquert und war mit dem Kajak Stromschnellen hinuntergepaddelt, die nicht für Menschen gemacht waren.
    Das alles hatte sie überstanden – und mehr.
    Aber dass sie jetzt genau dort stand, wo einst ihr Leben zusammengebrochen war, das konnte wirklich gefährlich werden. Beim Anblick des verkohlten Gebäudes, des verwirrenden Getümmels von Feuerwehrfahrzeugen, Feuerwehrleuten und Polizisten beschleunigte sich ihre Atmung. Sie konnte es nicht bewusst kontrollieren, denn dies alles hier versetzte sie in die Vergangenheit zurück.
    Wie sich ihre Mutter gefühlt haben musste, als sie an genau derselben Stelle gestanden hatte, vermochte sie nur zu erahnen. Einst hatten Camille und Tim Abrams alles füreinander bedeutet, sie hatten eine alles umfassende Liebe geteilt, die noch während ihrer Schulzeit begonnen hatte. Ihre Verbindung hatte nicht nach einem Kind verlangt, aber Summer war dennoch geboren worden, als Camille erst achtzehn war. Sie und Tim hatten ihr Schicksal akzeptiert, eine Blitzhochzeit an einem Strand in Mexiko organisiert, und die folgenden sechzehn Jahre war ihr Leben Glückseligkeit gewesen, die reine Glückseligkeit.
    Bis zum ersten Lagerhausbrand.
    Summer ahnte, dass ihr Vater ihrer Mutter immer noch fehlte, und zwar so sehr, dass sie sich im Grunde nie wieder emotional gebunden hatte. Es hatte da zwar Männer in ihrem Leben gegeben, aber nichts Tiefgehendes, nichts Emotionales – was auch die Beziehung zu ihrer eigenen Tochter einschloss.
    Summer war sich zwar durchaus bewusst, dass sie die Ereignisse des längst vergangenen Tages nicht hatte verhindern können – niemand hätte das gekonnt -, trotzdem fühlte sie sich verantwortlich. Wenn Joe und sie doch nur früher in das Lagerhaus gegangen wären, wenn sie den Rauch doch nur früher gerochen hätten, wenn sie doch nur …
    So viel Wenn sie doch nur … .
    Die Brust wurde ihr eng vor Angst. Zweites Warnsignal . Sie atmete tief durch, denn sie wollte jetzt auf keinen Fall eine Panikattacke bekommen. Sie hatte seit Jahren keine mehr gehabt. Aber schließlich war sie ja auch seit Jahren nicht hierher zurückgekehrt, aber sie konnte es.
    Um das zu beweisen lächelte sie erstaunlich gelassen dem Feuerwehrmann zu, der mit langen Schritten auf sie zukam. Weil er mit einer dünnen Staubschicht bedeckt war, konnte sie nicht erkennen, ob er blonde oder graue Haare hatte, merkwürdigerweise war sein Gesicht jedoch völlig sauber. Er trug eine Brille mit schwarzer Fassung, die seine wasserblauen Augen und das freundliche Lächeln größer wirken ließ. Sie ließ den Glückskristall in ihrer Tasche los und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Summer Abrams, meine Mutter ist eine der Eigentümerinnen des Lagerhauses.«
    »Kenny Simmons, Fire Marshal vom Metro Arson Strike Team.« Er schob seine Brille hoch. »Tut mir leid wegen des Verlusts.«
    »Ist es ein Totalschaden?«
    »Höchstwahrscheinlich. Aber wir wissen bald mehr.«
    Summmer rutschte fast das Herz in die Hose. Ihre Mutter und ihre Tante taten ihr ungeheuer leid. Unfähig, den Blick von der Stelle abzuwenden, an der das Dach eingestürzt war, sah sie vor ihrem inneren Auge immer wieder das erste Lagerhaus, das zwölf Jahre zuvor hier gestanden hatte. Hörte
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