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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
Autoren: Jill Shalvis
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dass du es bist.«
    »Leibhaftig.« Er drehte sich um und griff sich ein dunkelblaues T-Shirt, das über dem Beifahrersitz hing.
    »Möchtest du nicht erst die Kratzer behandeln?«, fragte sie.
    »Später.«
    »Aber …« Sie dachte an die Kräutersalbe, die sie immer bei sich trug – gegen die Blasen, Kratzer und anderen unangenehmen Überraschungen, die sie regelmäßig auf den Touren verarzten musste, und griff nach ihrer kleinen Schulterhandtasche. »Ich habe …«
    »Mir geht’s gut.« Als er sich das Hemd über den Kopf zog, spannten sich seine Bizepsmuskeln, sein straffer Waschbrettbauch zeigte kein Gramm Fett; dann setzte er sich auf. Jetzt bedeckte ein Feuerwehrabzeichen seine Brust, wodurch er höchst offiziell wirkte. Erwachsen. Und da ging es ihr auf: Er fühlte sich wohl in seiner Haut. Er hatte nicht mehr diesen gequälten Gesichtsausdruck, so wie während seiner Jugend, sondern offenbar eine Art Heimat gefunden.
    So wie sie. Weit weg von hier. Leider war der Grund für die Entfernung ein tragisches Ereignis gewesen, was – wie sie festgestellt hatte – kein hinreichend tragendes Fundament darstellte. Ja, sie hatte ein völlig freies Leben geführt, und sie hatte es toll gefunden, aber irgendwie ahnte sie, dass sie mit dem Verlassen aller geliebten Menschen irgendetwas versäumt hatte.
    Aber sie wusste nicht, was genau dies war.
    Und doch: Hier zu stehen, das Lagerhaus vor Augen, und Joe zu sehen – das war wie eine Direktverbindung zum traumatischsten Ereignis ihres Lebens, und plötzlich verschwamm ihr, ohne jede Vorwarnung, alles vor Augen. O verdammt. Die dritte und letzte Warnung.
    »Summer?«
    Sie sah Joe in die Augen. Er packte sie am Handgelenk, stand auf und drückte sie auf den Fahrersitz. »Setz dich mal.«
    »Mir geht’s gut. Es fällt mir nur … schwer, hier zu sein.«
    »Verstehe.« Er sah sie forschend an. »Aber es wird noch schlimmer werden. Du solltest nicht länger als nötig bleiben.«
    »Nein.« Weiteratmen, Summer . Es dauerte eine Weile, bis sie wieder ruhig atmen konnte, sich wieder im Griff hatte. Wie demütigend …
    Er wartete. Währenddessen wirkte seine Mundpartie sehr entschlossen, die Augen blickten voller Gefühl. Auch ihm fiel das alles offenbar schwer, unbeschreiblich schwer, und trotzdem konnte sie es immer noch nicht glauben, dass er neben ihr saß. »Du siehst gut aus, Joe.«
    Er lachte.
    »Was ist so komisch daran?«
    »Gar nichts.«
    Es war ein kleiner Schock, dass sie so gar nicht seine Gedanken zu lesen vermochte. »Früher hast du deine Gefühle immer ganz offen gezeigt.«
    »Ja, stimmt, aber das hat mir auch nichts genützt.«
    Sie nickte und stand auf – hatte wieder festen Boden unter den Füßen, wie sie sich einredete. »Sieh mal, es tut mir leid. Ich weiß, ich bin damals Hals über Kopf abgehauen. Ich habe nicht Adieu gesagt, ich …«
    »Es spielt keine Rolle.«
    Er hörte sich so müde an, wie sie sich fühlte. Erst gestern war sie in San Franciso gewesen, um für eine große Gruppe von Geschäftsfrauen eine Wanderung durch die Sierras zu organisieren. Dann hatte ihre Mutter sie morgens um halb zwei angerufen. Das war allein schon merkwürdig, denn während der vielen Jahre hatte Camille stets strikt Summers Haltung akzeptiert, nicht nach Ocean Beach zurückzukommen, und sie auch nie darum gebeten.
    Und deshalb hatte Summer die riesengroße Freiheit genossen zu tun, was ihr gefiel. Und gefallen hatte ihr, sich überall umzusehen, alles kennen zu lernen.
    Doch jetzt brauchte ihre Mutter sie, und das hatte Summer einen solchen Schrecken versetzt, dass sie sich ins Auto gesetzt hatte und sieben Stunden bis Ocean Beach durchgefahren war. Dass sie kein Auge zugetan hatte, machte sich jetzt allerdings bemerkbar. Aber als sie in Joes Augen blickte, wurde ihr klar, dass auch er eine lange Nacht hinter sich hatte. Und vermutlich einen noch längeren Morgen. »Es tut mir leid«, wiederholte sie und griff dann nach kurzem Zögern an ihm vorbei nach Socks. »Na, Kätzchen, mein Kätzchen.«
    »Pass auf, sie ist noch ganz verschreckt.«
    »Ich pass schon auf.« Sie streifte mit ihrer Schulter seine Schulter. Unter dem Hemd fühlte er sich warm und kräftig an, aber nicht das war es, was auf sie fast unerträglich vertraut wirkte. Sondern sein Duft, denn er roch so wie früher, und sie musste sich wirklich zusammenrei ßen, dass sie sich ihm nicht in die Arme warf.
    Doch er atmete tief durch und trat einen Schritt zurück.
    Um zu verhindern, dass sie ihn
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