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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
Autoren: Jill Shalvis
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berührte.
    Sie schaute ihn an und spürte, wie gekränkt er war. Es schnürte ihr fast die Brust zu. Sie schlang die Hände um die dicke, verängstigte Socks, die sich daraufhin gefügig, ja glücklich mit der Schnauze in ihre Halsbeuge schmiegte. »Miau.«
    Sie drückte Socks an sich, wobei sie sich ungewöhnlich ungelenk vorkam. Er will nicht, dass ich hierbleibe. Will mich nicht sehen . »Hast du den Brand gelöscht?«
    »Nein. Ich bin Fire Marshal.«
    »Also … stellst du Ermittlungen an.«
    »Ja.«
    Die Antwort fand sie ebenso beunruhigend wie tröstend. »Letztes Mal, das war ein Unfall. Ein schrecklicher Unfall.«
    Seine Gesichtszüge wurden weicher. »Ich weiß.«
    »Diesmal auch?«
    »Das werde ich feststellen.«
    Er machte einen so selbstsicheren, so selbstbewussten Eindruck. War so anders als der Joe, den sie von früher her kannte. Sein Funkgerät krächzte, er griff danach und sprach erschreckend selbstbewusst hinein.
    Dieser Joe, der ihr so vertraut vorkam und doch wie ein Fremder, verwirrte sie. Sie hatte ihm so vieles zu sagen – und auch wieder nichts. Sie streichelte Socks, dann wandte sie sich ab, um Joe – und auch sich selbst – einen Augenblick Privatheit zu gönnen.
    Dass das Lagerhaus völlig niedergebrannt war, bedrückte sie und machte sie noch müder. Ob Mutter und Tante Tina es wohl wieder aufbauen würden? Sie blickte erneut zu Joe hinüber.
    Er sprach gerade in sein Funkgerät und hatte anscheinend nicht bemerkt, dass sie sich ein paar Schritte von ihm entfernt hatte.
    Und so ging sie weiter, umgeben von Menschen und dennoch einsamer, als sie sich seit Jahren gefühlt hatte. Absolut einsam und allein.

3
     
    »Noch eine Viertelstunde bis zur Personalbesprechung, Walker.«
    Joe schaute von seinem mit Papieren überladenen Schreibtisch in der Zentrale des San Diego Fire Department auf und sah seinen pedantischen Kontrollfreak von Chef an. »Ich werde da sein.«
    Chief Michael nickte kurz und ging weiter, behielt aber die strenge Miene auf, bereit, den nächsten Untergebenen zu terrorisieren.
    Joe war nicht eingeschüchtert – ihn schüchterte niemand mehr ein -, sondern frustriert. Er hatte eine enorm anstrengende Woche hinter sich, und das nicht nur wegen der Berührung mit der Vergangenheit einige Tage zuvor – obgleich das sicher nicht förderlich gewesen war, vor allem mitten in der Nacht, wenn die düsteren Träume manchmal zurückkehrten und er sich darin noch immer als hoffnungslosen Fall sah und Summer als den einzigen Lichtblick in seinem Leben.
    Aber diese Gedanken konnte er tagsüber beiseiteschieben. Schließlich tat er das schon seit Jahren.
    Nun jedoch hatte er sie wiedergesehen.
    Hatte den Jungen vor sich gesehen, der er einmal gewesen war.
    Wieder erschien der Chief in der offenen Tür. »Vergessen Sie nicht, Sie sprechen über Brandverhütung.«
    Aber Joe sprang nicht auf, sondern blickte einfach nur auf die Wanduhr. Er hatte noch dreizehneinhalb Minuten Zeit. »Ich werde da sein«, wiederholte er. Kaum war er allein, stand er auf, drehte das WILLKOMMEN-Schild auf die Rückseite, auf der DRAUSSEN BLEIBEN! stand, und schloss die Tür.
    Anschließend machte er sich wieder über die Stapel her, die von drei seiner Kameras gestützt wurden. Er schob sein Lieblingsgerät – die neu erstandene, sehr teure Digitalkamera – vorsichtig beiseite und zog einen der vierzehn Konstruktionspläne hervor, die er für die Baubehörde absegnen musste. Hinter den Bauplänen befand sich ein weiterer Stapel, bei dem es um Baustellen ging, die geprüft werden mussten. In diesem Jahr schien das gesamte County zu bauen oder umzubauen, weshalb er dreimal so viel Arbeit wie üblich zu bewältigen hatte.
    Was Cindy gar nicht glücklich stimmte.
    Da sie seit Tagen reichlich gereizt war, hatte er nicht bei ihr übernachtet. Und jetzt hatte sie ihm auch noch ein Ultimatum gestellt. Arbeite weniger, oder das mit uns ist vorbei. Basta!
    Eines musste er allerdings zugeben: Cindy stellte durchaus keine unvernünftigen Forderungen; doch weniger zu arbeiten – das ging einfach nicht, nicht zu diesem Zeitpunkt im Jahr.
    Aber es gab noch anderen Ärger: Seit dem Brand im Lagerhaus waren drei Tage vergangen, er bezweifelte jedoch, dass die Ermittlungen schon beendet waren. Bei dem mutmaßlichen Brandbeschleuniger handelte es sich um Benzin, das Camille und Tina nicht im Lagerhaus aufbewahrten, wie sie ihm in getrennten Telefonaten versichert hatten. Der geheimnisvolle Obdachlose war nicht
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