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Zu keinem ein Wort

Titel: Zu keinem ein Wort
Autoren: Lutz van Dijk
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Menschen spricht. Ihre Liebe zu Menschen, und ganz besonders zu Jugendlichen, ist dabei spürbar. Und ihre Ehrlichkeit, mit der sie auch bisherige Tabuthemen anspricht und sich selbst nicht schont, verdient Anerkennung. Aufschreiben wollte sie ihre Geschichte nicht, wohl aber in Interviews erzählen. Nachdem wir im Museum dann ihre Tagebücher und Briefe lesen durften, entstand die Idee, ein Jugendbuch schreiben zu lassen. Dem Schriftsteller Lutz van Dijk, dreißig Jahre jünger als Cilly, ist es gelungen, aus der Perspektive eines jungen Menschen in damaliger Zeit eindringlich zu erzählen.

CILLY LEVITUS-PEISER
    Stationen eines Lebens
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    1925: Am 19. Oktober wird Cäcilie, genannt Cilly, als zweite Tochter des Kaufmanns Ignatz Levitus und seiner Frau Regina, geborene Lesegeld, in Frankfurt am Main geboren. Die Familie ist tschechischer Nationalität und lebt mit einer Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Sie ist zunächst wohlhabend.
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    1928: Cillys jüngere Schwester Jutta wird geboren.
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    1929: Nach dem Börsenkrach in New York, dem so genannten »Schwarzen Freitag«, verlieren Cillys Eltern ihr gesamtes Vermögen.
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    1929 - 30: Cilly wird für einige Zeit zu den Großeltern in die Tschechoslowakei geschickt, da es der Mutter vor der Geburt des vierten Kindes, Josef - und belastet durch materielle Sorgen - gesundheitlich nicht gut geht.
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    1930: Cillys Bruder Josef, das jüngste Geschwisterkind, wird geboren.
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    1931: Cillys Vater stirbt mit 36 Jahren an Lungenkrebs. Er hinterlässt seine 29-jährige Frau mit den vier Kindern mittellos. Sie findet eine Arbeit als Haushälterin.
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    1932: Cilly und ihre ältere Schwester Hanna kommen in die Israelitische Waisenanstalt am Röderbergweg in Frankfurt am Main. Die jüngere Jutta und der Säugling Josef, genannt Jossel, bleiben bei der Mutter. Cilly wird in die Volksschule am Röderbergweg
eingeschult, die wie das Heim zur Israelitischen Religionsgemeinschaft gehört, einer orthodoxen Abspaltung der jüdischen Gemeinde Frankfurts. Ab dem 5. Schuljahr geht sie in die Samson-Raphael-Hirsch-Schule am Tiergarten, die zur gleichen Religionsgemeinschaft gehört.
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    1933: Nach dem Machtantritt der Nazis in Deutschland bekommt auch Cilly den geschürten Hass nichtjüdischer Kinder auf jüdische verstärkt zu spüren, vor allem auf dem Schulweg, auf dem sie öfter von älteren christlichen Schülern belästigt wird.
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    1935: Die Nürnberger Gesetze erklären Juden in Deutschland zu Bürgern zweiter Klasse. Die christlichen Angestellten im Waisenhaus, darunter auch das von Cilly geliebte Dienstmädchen Lisa, dürfen nicht mehr für Juden arbeiten und müssen das Heim verlassen.
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    1938: Ende Oktober werden alle polnisch-jüdischen Kinder im Rahmen der so genannten ›Polen-Aktion‹ aus dem Heim geholt, um nach Polen deportiert zu werden. Es glückt, sie in letzter Minute vom Bahnhof zurückzubringen.
    Am Tag nach der Pogromnacht (»Kristallnacht«) vom 9. / 10. November 1938 dringen junge Mitglieder der Hitlerjugend und der SA in das Waisenhaus ein, randalieren und zerstören Mobiliar und nehmen einige Angestellte fest. Die Kinder sind verstört und eingeschüchtert.
    Am 22. November kann Cilly, 13 Jahre, mit ihrer zehnjährigen Schwester Jutta und insgesamt 24 Kindern des Heims durch einen von der niederländischen Königin Wilhelmina ermöglichten Transport jüdischer Kinder nach Amsterdam ausreisen. Dort werden Cilly und Jutta vom Israelitischen Mädchen-Waisenhaus in der Rapenburgerstraat aufgenommen. Ihre ältere Schwester Hanna, der kleine Bruder Josef und die Mutter bleiben zurück in Frankfurt.

    1939: Cilly beginnt eine Ausbildung an der Fachschule für Haushaltung in Amsterdam, Jutta geht in die Volksschule.
    Am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. England und Frankreich erklären Deutschland den Krieg.
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    1940: Am 10. Mai überfällt die deutsche Wehrmacht im so genannten >Westfeldzug
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