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Zu keinem ein Wort

Titel: Zu keinem ein Wort
Autoren: Lutz van Dijk
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das Dorf R. von den Engländern befreit und Cilly lernt den englischen Soldaten Bob kennen. Bald darauf meldet sie sich als Krankenschwester für die Arbeit in einem Notkrankenhaus in Eindhoven, wo aus den Konzentrationslagern befreite, kranke Menschen gepflegt werden. Für sich und Jutta mietet sie dort eine kleine Wohnung.
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    1945: Am 5. Mai 1945 sind die Niederlande überall befreit. Am 8. Mai kapituliert Hitler-Deutschland bedingungslos und der Zweite Weltkrieg ist in Europa endlich vorbei. Von Juli 1942 bis September 1944 sind von den insgesamt 140 000 niederländischen Juden etwa 105 000 deportiert worden. Nach der Befreiung kehren nur etwa 5000 von ihnen aus den Vernichtungslagern der Nazis zurück.

    Cilly lernt in Eindhoven den in Palästina aufgewachsenen jungen Soldaten der ›Internationalen Jüdischen Brigade‹ Nachum Guertzovsky kennen.
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    1946 - 1955: Cilly heiratet Nachum und wandert mit Jutta mithilfe der ›Jüdischen Brigade‹ illegal über Belgien und Frankreich nach Palästina ein. Dort wird im Oktober ihre Tochter Rina geboren. Sie arbeitet in Palästina und dann ab 1948 in Israel vor allem in pädagogischen Berufen mit besonders bedürftigen Kindern und Jugendlichen. Die Staatsgründung Israels im Mai 1948 erlebt sie als besonderen Höhepunkt in ihrem Leben. Nach ihrer Scheidung von Nachum heiratet sie ein zweites Mal. Auch diese Ehe geht nicht gut.
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    1956: Erst in ihrer dritten Ehe, die sie mit dem Funk-Offizier Hans Peiser in Haifa, Israel, schließt, wird sie glücklich.
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    1957 - 1969: Cilly kehrt mit ihrem dritten Mann, der elfjährigen Tochter Rina und dem drei Monate alten Sohn Benny, der 1957 in Haifa geboren wurde, nach Deutschland zurück.
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    1970 -1986: Nachdem ihr Mann nach schwerer Krankheit Frührentner wird, bildet sich Cilly durch verschiedene Kurse und Lehrgänge fort und ist bis 1986 als Sonderpädagogin im Hessischen Schuldienst tätig.
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    Seit 1986: Bis heute therapiert sie in Kooperation mit der Kinderklinik Offenbach Kinder mit Legasthenie (Lese-Rechtschreib-Schwäche) in ihrer eigenen Praxis. Seit einigen Jahren folgt sie Einladungen als Zeitzeugin an Schulen. 1993 wird sie für eine Dokumentation des niederländischen Fernsehens über ihre Zeit in Amsterdam interviewt.
    Im Jahr 2000 gründet sie mit anderen Betroffenen eine Organisation, die ›Child Survivors Deutschland‹, die sich Menschen widmet, die als Kinder die NS-Zeit überlebt haben. Cilly ist die erste Vorsitzende dieser Organisation.

ANMERKUNGEN
    1 Isidor Marx und seine Frau Rosa leiteten die Israelitische Waisenanstalt (gegründet 1876, im Neubau am Frankfurter Röderbergweg seit 1903) ab 1918. Sie wohnten selbst im zweiten Stock des Waisenhauses und ihre Tür stand allen Kindern immer offen. Sie waren sehr beliebt und wurden von allen Onkel Isidor und Tante Rosa genannt. Das Haus war für 75 Kinder geplant, ab 1935 kamen immer mehr Kinder hinzu. Quelle: Jüdisches Museum Frankfurt (Hg.): Ostend. Blick in ein jüdisches Viertel, Frankfurt/M. 2000, S. 140 - 142
    2 1935 wurden in Deutschland die so genannten ›Nürnberger Gesetze‹ erlassen. Damit wurden Juden zu Bürgern zweiter Klasse erklärt. Das Gesetz behauptete, Juden gehörten einer eigenen ›Rasse‹ an, die minderwertig sei. Gleichzeitig wurde der Kontakt zwischen Juden und Nichtjuden immer mehr eingeschränkt. So wurden zum Beispiel Eheschließungen verboten, selbst Liebesbeziehungen zwischen Juden und Nichtjuden galten als ›Rassenschande‹ und konnten mit Zuchthaus bestraft werden.
    3 Am 28. und 29. Oktober 1938 schob die deutsche Regierung von den über 50 000 in Deutschland lebenden polnischen Juden rund 15 000 über die Grenze nach Polen ab (die so genannte ›Polen-Aktion‹). Vorausgegangen war die Drohung der polnischen Regierung, allen im Ausland lebenden polnischen Juden die polnische Staatsangehörigkeit zu entziehen. Die deutsche Regierung wollte nicht auf staatenlosen Juden ›sitzen bleiben‹ und trieb sie - oft mit Gewalt - über die Grenze. Die polnische Regierung wollte sie nicht aufnehmen und ließ sie in von jüdischen Hilfsorganisationen errichteten Notlagern an der Grenze hausen, bis - zum Teil erst nach Monaten - neue Unterkünfte gefunden werden konnten.

    4 Mehrere ehemalige Kinder aus der Israelitischen Waisenanstalt erinnern sich, wie sich Isidor
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