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Zu keinem ein Wort

Titel: Zu keinem ein Wort
Autoren: Lutz van Dijk
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Wörtlich heißt es in dem Flugblatt, das zum Streik am 25. Februar 1941 in Amsterdam aufruft, unter anderem: »Protestiert gegen die schreckliche Judenverfolgung! Die Nazis haben Samstag und Sonntag wie Bestien in den Stadtteilen mit viel jüdischer Bevölkerung gehaust... sie stürzten sich als bewaffnete Übermacht auf wehrlose Männer, Frauen und Kinder. Hunderte junge Juden wurden mit rauer Gewalt und vollkommen willkürlich von der Straße in Gefängniswagen geschleppt und zu einem noch unbekannten Schreckensort gebracht... STREIKT! STREIKT! STREIKT! Organisiert in allen Betrieben einen Proteststreik! Kämpft einig gegen den Terror! Fordert die unmittelbare Freilassung aller festgenommenen Juden! Seid solidarisch mit dem schwer getroffenen jüdischen Teil des arbeitenden Volkes! Schützt die jüdischen Kinder vor der Nazi-Gewalt und nehmt sie in euren Familien auf!« Quelle: de Jong, Lou: De bezetting, Amsterdam 1985, S. 160 - 161
    10 Henriette H. Pimentel leitete seit 1926 die Crèche in der Amsterdamer Plantage Middenlaan 31, wo die als modern geltende Einrichtung zwei Jahre vorher ihre Türen geöffnet hatte. In drei Altersgruppen, von Säuglingen bis zu den Sechsjährigen, wurden hier zwischen 100 und 125 Kinder vor allem aus armen Elternhäusern der Umgebung, in denen die Mütter tagsüber mitverdienen mussten, versorgt. In dieser Zeit waren etwa drei Viertel der Kinder jüdisch, sodass auch koscher gekocht wurde und das Haus am Samstag geschlossen war. Ab Ende 1941 durften nur noch
jüdische Kinder die Crèche besuchen. Quelle: van Wijngaarden, Janwouter: De hulp aan Joodse kinderen (Examensarbeit), Hekendorp 1990, S. 6-7
    11 Der Jüdische Rat in Amsterdam war das oberste Gremium der jüdischen Gemeinde, der von den Deutschen ausdrücklich eingestellt und ermächtigt worden war, alle administrativen Angelegenheiten der Juden zu regeln. Faktisch war der Jüdische Rat zumeist gezwungen, die Befehle der deutschen Autoritäten auszuführen. Gleichwohl gab es Mitarbeiter im Jüdischen Rat, die genau hier die einzige Möglichkeit sahen, in konkreten Fällen zumindest einigen bedrohten Menschen zu helfen. Sowohl während des Krieges als auch nach dem Kriege blieb die Rolle des Jüdischen Rates umstritten.
    12 Das Lager Westerbork im Norden der Niederlande war bereits 1939 von der niederländischen Polizei als Durchgangslager für jüdische Flüchtlinge aus Deutschland errichtet worden. Ab 18. Mai 1940 wurde es von den deutschen Besatzern übernommen. Von anfangs rund 1 500 wuchs die Aufnahmekapazität bis Ende 1942 auf rund 10 000 Personen, wobei hier nun auch Roma und Sinti (›Zigeuner‹) gefangen gehalten wurden. Ab Juli 1942 begannen die Deportationen in die deutschen Vernichtungslager in Osteuropa. Von den etwa 69 000 Deportierten sind rund 68 000 ermordet worden. Zur Bewachung des Lagers wurde vorwiegend niederländische Polizei eingesetzt.
    13 Wörtlich aus dem Niederländischen übersetzt nach einer Sonderausgabe des vom Jüdischen Rat zwangsweise veröffentlichten ›Jüdischen Wochenblatts‹ vom 7. 8. 1942 (24 Menachem 5702), vgl. auch: de Jong, Lou: De bezetting, Amsterdam 1985, S. 376
    14 Über die Abholung im Waisenhaus berichtet Jutta Rosen-Levitus in ihrem Buch ›Jutta - Te midden van vreemden‹, Haifa 2001, hier zitiert nach der deutschsprachigen Manuskriptfassung, S. 6: »Eines Morgens kamen dann schließlich die Deutschen in unser Heim. Gingen rauf in unsere
Schlafzimmer und sagten, wir sollten uns anziehen. Wir zogen doppelte Kleider an, damit wir mehr Platz im Rucksack hatten. Auch zogen wir unsere braunen Strümpfe unter den schwarzen an. Wir wussten jetzt, dass unsere Zeit gekommen war. Wir lachten und machten Witze unter uns. Alles taten wir, nur um ihnen nicht zu zeigen, dass wir Angst hatten. Was hatten wir noch zu verlieren?«
    Betsy Vromen-Snapper (Frau Vromen), die überlebt hat, sagt im Buch von Lea Appel (1982, S. 108, siehe Literaturliste) aus: »An der Panamakade wurden wir in einen Zug gestopft und es wurde deutlich, dass außer unserem Waisenhaus noch vier weitere abgeholt worden waren, die alle nach Westerbork gebracht werden sollten. Noch dürfen Menschen bis an den Zug kommen, und als klar wird, dass es noch keine Bewachung gibt, können auch hier noch viele Kinder entkommen. Nach einer Stunde kommt die Bewachung dann doch und die
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