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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind
Autoren: Sean Slater
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uns, Mann. Ohne Freunde hast du kein Sozialleben.«
    »Mein bester Freund ist Jack Daniel’s, und außerdem hab ich heute Abend frei.« Banner stellte seinen Instrumentenkoffer hinter der Zimmertür ab. »Konntest du nicht Marty anrufen? Der hat schließlich Dienst.«
    »Das hier ist mir persönlich wichtig, Noodles. Dafür wollte ich den Besten haben.«
    Der Techniker zuckte wegwerfend mit den Schultern, heimlich ging ihm das Kompliment aber runter wie Öl. »Der Beste, scheiß drauf«, brummte er. »Du kannst mir Honig ums Maul schmieren, so viel du willst, Schiffswrack – dafür bist du mir was schuldig.«
    »Such dir was aus.«
    »Eine Flasche Jack Daniel’s. Gentleman’s Blend.«
    »Sollst du haben. Und jetzt mach dich an die Arbeit. Die Zeit läuft.«
    Noodles erwiderte nichts darauf; bevor er seine Kamera hervorholte, verschaffte er sich einen ersten optischen Eindruck. Striker vertraute auf die lange Erfahrung seines Kollegen. Er führte ihn zu der toten Mandy Gill und zeigte ihm die Stelle am Fenster, wo die Videokamera gestanden hatte.
    »Bei mir trug der Typ zwar Handschuhe, aber vielleicht hatte er die nicht die ganze Zeit an. Ich hoffe schwer auf ein paar Fingerabdrücke an der Scheibe«, erklärte er. »Vor allem außen, da, wo die Kamera stand.« Er zeigte auf die Stelle. »Check sämtliche Pillenröhrchen. Eins liegt neben ihrem Stuhl – Felicia hat die auf der Anrichte sichergestellt. Wir hatten beide Handschuhe an. Wenn du fertig bist, muss der Kühlschrank in 305 untersucht werden, von wegen brauchbare Spuren und so. Der Kerl hielt sich darin versteckt.«
    »In dem Apartment?«
    »In dem Kühlschrank .«
    Noodles wackelte verblüfft mit den Brauen. »Wird gemacht. Wenn es nicht anders geht, bleib ich über Nacht hier.« Eine kurze Weile konzentrierte er sich auf die Leiche von Mandy Gill, sein rundes, faltiges Gesicht völlig ausdruckslos.
    »Die Kleine war noch verdammt jung«, meinte er kopfschüttelnd.
    »Sie war ein verdammt nettes Mädchen«, gab Striker zurück. »Es ist nicht fair.«
    Seine Laune sank in den Keller. Er schob Felicia aus dem Zimmer. Sie nickten Noodles zum Abschied zu. Striker wollte nur noch weg. Bloß raus hier, dachte er. Zum einen arbeitete Noodles schneller und effizienter, wenn er allein war; zum anderen musste der Handschuh schleunigst ins Labor geschickt werden. Außerdem konnte Wagen 10, der Wagen vom Boss, jede Minute auf der Bildfläche aufkreuzen. Und das musste er nicht unbedingt haben.
    Er konnte Deputy Chief Laroche nicht ausstehen – eine Tatsache, die auf Gegenseitigkeit beruhte.

9
    Striker startete den Jeep mit Felicia auf dem Beifahrersitz. Auf halber Höhe der Union Street ging er hart in die Bremse und starrte aus dem Wagenfenster auf das Gebäude neben dem unbebauten Grundstück.
    Es war ein Altbau, zweistöckig, direkt westlich vom Lucky Lodge. Davor stand ein großes Plakat, mit der Ankündigung des städtischen Bauamtes, dass hier ein Neubau geplant sei. Eigentumswohnungen in verschiedenen Größen.
    Typisch für die Gegend. Auf diese Weise konnte man eine Menge Kohle machen.
    Die meisten Fenster waren mit Brettern zugenagelt, überall auf dem Boden lagen Glasscherben und Müll. Vor dem Grundstück hing der Galgen eines Immobilienmaklers, plakativ rot, mit Anschrift und Handynummer. Striker starrte einen langen Moment dorthin.
    »Was hast du?«, wollte Felicia wissen. »Irgendwas Besonderes entdeckt?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte er und stieg aus.
    Sofort riss der eisige Wind an seinen Haaren, und er knöpfte hastig seinen Trenchcoat zu. Er schlug die Fahrertür zu, umrundete den Wagen und stapfte zu der leeren Parzelle zwischen den beiden Häusern.
    Felicia, die ebenfalls ausgestiegen war, folgte ihm.
    Mitten auf dem Grundstück blieb Striker stehen. Er blickte zu Mandy Gills Fenster hoch und von dort zu dem unbewohnten Nachbarhaus. Oben war der Speicher, die Fenster von außen mit dicken Holzbrettern versehen. Drinnen schien alles dunkel und leer.
    Er zeigte darauf.
    »Der Speicher. Er befindet sich direkt gegenüber Mandys Apartment und ist ungefähr auf gleicher Höhe – das ist ideal, wenn man jemanden beobachten will.«
    »Stimmt«, bekräftigte sie. »Wollen wir uns das mal näher ansehen?«
    Striker nickte. Er umrundete Bauschutt und Löcher, um in den nächsten Hof zu gelangen. Er baute sich vor dem Haus auf. Ostseite, Parterre.
    Er ließ den Strahl der Maglite über das Gebäude wandern. Von dem Mauerwerk aus Holzfachwerk
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