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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind
Autoren: Sean Slater
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Wette. Alles schimmerte in der Sonne. Es lag Frühling in der Luft.
    Striker fühlte sich richtig gut.
    Er lief die Stufen zum Haus hinauf. Drinnen stellte Felicia als Erstes den Gaskamin an, dann warf sie sich auf die Couch und zog sich eine Decke über die Beine.
    »Mach es dir bequem«, sagte er.
    Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und gähnte. »Schon passiert.«
    Gerade als er überlegte, ob er sich ein Bier holen und sich zu ihr setzen sollte – warum eigentlich nicht? Er hatte es sich verdient –, kam Courtney auf Krücken in die Halle. Sie humpelte durch den Flur und umarmte ihren Vater mit einem Arm.
    »Hey, Dad«, sagte sie.
    »Hey, Kleines. Wie läuft’s mit der Gehhilfe?«
    Sie funkelte ihn gereizt an. »Dad, ich hab dir schon mal gesagt, das ist keine Gehhilfe, sondern …«
    »Ein Spazierstock ?«
    Seine Tochter verdrehte die Augen, dann verzogen sich ihre Lippen zu einem schiefen Lächeln. Sie beugte sich vor und boxte ihn in die Schulter.
    »Du bist ein Idiot«, giggelte sie.
    »Ich weiß, aber ich liebe dich.«
    Striker freute sich, dass sie gut drauf war. Es gab ihm ein gutes Gefühl. Sie war glücklich.
    Dann fiel ihm noch etwas anderes an seiner Tochter auf. Sie trug schwarze Lululemon-Yogapants mit einem magentaroten Workout-Top, das knalleng saß, wie eine zweite Haut. Pinkfarbener Lippenstift ließ ihre schmalen Lippen voller und sinnlicher erscheinen, schwarzer Eyeliner betonte ihre blauen Augen, als wären es getönte Kontaktlinsen. Außerdem hatte sie irgendwas mit ihren Haaren gemacht. Mit dem Glätteisen gestylt.
    »Mächtig aufgebrezelt für die Therapie«, stellte er fest.
    Courtney tauschte einen vielsagenden Blick mit Felicia aus, und wie auf ein geheimes Zeichen hin klingelte es draußen. Als Striker zur Haustür sprinten wollte, trat Courtney ihm in den Weg und schoss ihm einen todbringenden Blick zu.
    »Ich mach auf«, fauchte sie.
    »Okay, tu dir keinen Zwang an.«
    Courtney riss die Tür auf. Draußen stand ein junger Mann, lässig in Jeans und Dufflecoat. Zwei Minuten später erfuhr Striker, dass er Jeremy Holmes hieß, Grafikdesign am BCIT studierte und Courtney mit seinem gelben Elektro-Smartcar zur Therapie fahren wollte.
    Bevor Striker ihn mit weiteren Fragen löchern konnte, ging Courtney dazwischen. Sie zog Jeremy zur Tür, winkte und grinste.
    »Tschüssi, Leute. Wartet nicht auf uns.«
    »Tschüss, Kleines«, sagte Striker.
    Er stellte sich in den Türrahmen, und Felicia gesellte sich zu ihm. Sie beobachteten, wie Courtney und ihr Freund zu dessen Wagen gingen. Jeremy öffnete ihr die Beifahrertür, half ihr beim Einsteigen, verstaute die Krücken und drückte die Tür behutsam zu. Er winkte den beiden Detectives, dann stieg er selbst ein.
    »Der Kerl ist mir unsympathisch«, grummelte Striker. »Der hat so was Aufgesetztes.«
    Felicia lachte. »Du magst ihn nicht, weil er Courtneys Freund ist.«
    »Das macht es umso schlimmer.«
    Sie drückte seinen Arm. »Freu dich mit ihr, dass sie jemanden gefunden hat, außerdem scheint er ein echt netter Kerl zu sein. Jedenfalls macht er auf mich nicht den Eindruck, als wäre er ein schlimmer Finger .«
    Striker starrte dem kleinen gelben Auto hinterher. »Ich tippe mal, schlimme Finger fahren selten gelbe Elektroautos.«
    »Definitiv nicht.« Sie schüttelte ihre lange Mähne zurück und zwinkerte ihm zu. »Was hast du in seinem Alter gefahren?«
    »Einen alten VW -Bus.«
    »Demnach warst du der Typ, der Vätern schlaflose Nächte bereitete.«
    »Ich doch nicht!«
    »Das ist Karma«, kicherte sie.
    Striker grinste über ihre Bemerkung. Und blieb wie festgeklebt stehen. Auch als das kleine Elektroauto um die Ecke bog und hinter den Häuserreihen verschwand.
    »Ich hab das Gefühl, sie wird zu schnell erwachsen«, stöhnte er.
    »Sei froh, dass sie erwachsen wird, Jacob. Sie hatte letztes Jahr verdammt Glück. Es hätte dich viel schlimmer treffen können.«
    Das war nur zu wahr. Striker nickte versunken.

4
    Sie schlenderten von der Camosun die Dunbar Street hoch, auf dem kurzen Stück kamen sie an einem Starbucks und einem Kino vorbei. Striker war froh über ein bisschen Ablenkung, er mochte nicht zu Hause herumsitzen.
    Und mit Felicia machte alles gleich viel mehr Spaß.
    Im Old English Pub aßen sie zu Mittag. Felicia bestellte Hähnchen und ein Glas Rotwein, Striker Würstchen im Schlafrock und dazu ein großes Glas Guinness. Das frisch gezapfte Bier war dunkel wie Melasse mit einer prickelnden Schaumkrone.
    Striker
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