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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen
Autoren: Jack Higgins
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der Vorderluke des U-Boots postiert waren, die Leine unverzüglich ein.
      Sie kletterten aus dem Schlauchboot, ließen es treiben und verschwanden in der Luke. Nur Fenelon schritt über den Rumpf zum Turm und erklomm die Leiter. Er verharrte einen Moment lang und blickte zum Frachter hinauf, während die beiden Schiffe langsam auseinanderdrifteten. Auf der Kontore herrschte eine unheimliche Stille.
      Die beiden Matrosen bauten das schwere MG ab und stiegen in das Innere des Bootes. Fenelon zögerte noch ein, zwei Augenblicke, bevor er ihnen folgte. Die Luke des Kommandoturms schloß sich mit einem lauten Knall, dessen Echo sich matt über das Wasser breitete.
      Das schien den Bann, der über der Kontoro gelegen hatte, zu brechen, und alle strebten zur Reling hin. Noch nie in seinem Leben hatte sich Janvier so hilflos gefühlt wie jetzt, und aus einem unerklärlichen Grunde war er den für ihn ungewohnten Tränen nahe.
    In der Ferne begann der Wind die Wellen zu kräuseln und mit Schaumkronen zu zieren. Janvier erinnerte sich an die Sturmwarnung. Die Alouette sank in die Wellen wie ein grauer Schatten; kühn flatterte die Trikolore, bis auch sie verschwand. Dann war da nur noch Wasser.

    2
Mit dem Teufel speisen

    Dünner Nebel schwebte vom Meer her über die Bucht von Southampton, als das Taxi um die Straßenecke bog und am Randstein zu stehen kam. Anne Grant spähte durch die Scheibe auf den Gebäudekomplex, der düster in die Nacht ragte.
      Der ursprüngliche Bau war wohl georgianisch gewesen, das sah man deutlich; aber die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen. Eine Reihe ausgetretener Stufen führte zur Eingangstür hinauf, deren Anstrich Risse hatte und abbröckelte, wie im diffusen, gelben Schein der Straßenlaterne zu erkennen war. Darüber stand auf einem kleinen Glasschild Re gent Hotel.
      Sie klopfte an die Trennscheibe, und der Fahrer öffnete sie. »Sind Sie sicher, daß wir hier richtig sind?«
      »Regent Hotel, Farthing Lane. Das haben Sie mir gesagt, und genau da sind wir jetzt«, antwortete der Mann, »das ist nur so eine Seemannsabsteige, für Matrosen, die in ihrer ersten Nacht an Land einen Platz zum Schlafen suchen. Was haben Sie denn erwartet – das Ritz ?«
    Anne öffnete die Tür und stieg aus. Einen Augenblick blieb sie unschlüssig stehen, als sie an der feuchten, verfallenen Fassade des Hotels hochblickte. Um sie herum war vollkommene Stille, nur durch das Plätschern des Wassers gegen die Stützpfähle des Piers auf der anderen Straßenseite unterbrochen. Musik und Gelächter, die aus weiterer Entfernung erklangen, als dort die Tür einer Kneipe geöffnet wurde, schienen von einem anderen Stern zu kommen. Anne reichte dem Taxichauffeur zehn Shilling, bat ihn zu warten und stieg die Treppe hinauf.
      Der Korridor war nur spärlich beleuchtet, eine Treppe führte nach oben ins Dunkel. Anne rümpfte die Nase vor Ekel, als ihr eine Mischung aus Küchen- und Toilettendünsten entgegenkam. Schnell schritt sie weiter.
      Auf der linken Seite befand sich eine Tür, in deren Milchglasfüllung das Wort Bar geschliffen war. Als Anne sie öffnete, lag vor ihr ein langer, schmaler Raum, dessen hinteres Ende in Dunkelheit gehüllt war. Eine mit Marmor belegte Theke zog sich an der einen Wand entlang, dahinter ein zerbrochener Spiegel. Der Barmann lehnte neben der Zapfanlage und war in eine Zeitung vertieft.
      Kopfüber ausgestreckt auf einem Tisch lag ein Betrunkener. Sein schweres, pfeifendes Atmen durchbrach die Stille. An einem kleinen offenen Kamin saßen zwei Männer, die sich leise unterhielten, während sie Karten spielten. Sie drehten sich gleich neugierig nach ihr um. Anne zog die Tür zu und ging an ihnen vorbei.
      Der Barkeeper war alt mit schütterem Haar und dem müden, verbitterten Gesicht eines Mannes, der über das Stadium hinaus war, sich von irgend etwas noch überraschen zu lassen. Er faltete die Zeitung sauber zusammen und schob sie unter die Theke.
    »Was kann ich für Sie tun?«
      »Ich suche einen Herrn Van Sondergard«, erklärte sie. »Ich habe erfahren, daß er hier abgestiegen ist.«
    Die beiden Männer am Kamin beobachteten sie durch den Spiegel, der über dem Barmann hing. Der eine war von kleinem Wuchs, untersetzt, und hatte einen schmuddeligen schwarzen Bart. Sein Begleiter war gut ein Meter fünfundachtzig groß, mit einem harten, knochigen Gesicht und Händen, die nie zur Ruhe kamen und unaufhörlich die Karten mischten. Er grinste sie an,
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