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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen
Autoren: Jack Higgins
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er den Höhenunterschied zwischen den beiden Schiffen in Betracht zog, war das Maschinengewehr in der Lage, auf dem größten Teil des Decks der Kontoro ein Blutbad anzurichten.
      Er wandte sich langsam um. Sein Gesicht war totenblaß. »Wer sind Sie?«
      Fenelon lächelte: »Genau die, die wir zu sein scheinen, Kapitän: Kommandant und Mannschaft des U-Boots Alouette. In besonderer Mission; in Frankreichs Diensten, wie ich Ihnen versichern kann.«
    »Was wollen Sie von uns?« fragte Duclos.
      »Einen Ihrer Passagiere, Pierre Bouvier. Ich habe erfahren, daß er gedenkt, mit Ihnen nach Madeira zu reisen.«
    Duclos' Wut, die er bisher kaum zurückhalten konnte, ergoß sich nun in einem unbeschreiblichen Gebrüll: »Bei Gott, vorher schicke ich euch alle zur Hölle! Noch bin ich hier Kapitän.«
      Jacaud, der noch immer lässig an der Reling lehnte, zog die Luger. Ein sauberer Schuß durchschlug das linke Bein des Kapitäns. Duclos schrie auf, als die schwere Kugel seine Kniescheibe zersplitterte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fiel er vornüber auf das Deck.
      »Nur, um euch Beine zu machen«, bemerkte Jacaud mit unbeteiligter Stimme. »Jetzt bringt Bouvier hierher.«
      Als Janvier sich umwandte, vernahm er eine ruhige Stimme: »Nicht nötig, Monsieur. Er ist schon hier.«
      Der Mann, der nun aus dem Gang heraustrat, hatte die Lebensmitte schon überschritten. Er war hochgewachsen und dünn, mit hängenden Schultern. Sein Gesicht, eckig mit hervortretenden Backenknochen, war das eines Asketen, und sein graues Haar war stark gelichtet. Er trug einen Regenmantel, den er sich über den Pyjama gezogen hatte. Eine kleine grauhaarige Frau klammerte sich ängstlich an seinen Arm. Hinter ihnen standen zwei weitere Passagiere, die Kleider hastig übergeworfen, zögernd in der Tür.
    »Sie sind Pierre Bouvier?« forschte Fenelon.
    »Ja.«
    Jacaud gab einem der Matrosen ein Zeichen: »Bring ihn her.«
      Sogleich schrie die Frau auf; Bouvier jedoch beruhigte sie und ließ sich von dem Mann fortführen. Der Matrose stellte ihn mit dem Rücken zur Reling. Dann ging er hinüber und blieb neben Jacaud stehen.
    »Was wollen Sie von mir?« fragte Bouvier.
      »Vor etwa einem Monat waren Sie Ankläger bei einem Prozeß in Fort-Neuf«, erklärte Fenelon, »ein Prozeß, in dem sechs unserer Freunde zum Tode verurteilt wurden.«
    »Aha, die O. A. S. steckt dahinter!« Bouvier hob die Schultern. »Ich habe meine Pflicht getan, wie ich es für richtig hielt. Kein Mensch hätte anders handeln können.«
      »Sie werden uns, dessen bin ich sicher, dasselbe Recht einräumen.« Fenelon zog ein Papier aus seiner Tasche, entfaltete es und begann zügig zu lesen: »›Pierre Bouvier, ich muß Sie davon in Kenntnis setzen, daß gegen Sie in Abwesenheit vor einem Gericht des Rates des Nationalen Widerstandes ein Verfahren stattgefunden hat und Sie des Verrats an der Republik für schuldig befunden wurden.‹«
      Er hielt inne, und Bouvier warf höflich ein: »Das Urteil des Gerichts lautet auf Tod?«
      »Selbstverständlich«, antwortete Fenelon. »Haben Sie noch irgend etwas zu sagen?«
      Bouvier zuckte mit den Achseln, und ein Ausdruck von Verachtung glitt über sein Gesicht: »Sagen? Was sagen? Es gibt keinerlei Anschuldigung, auf die zu antworten nötig wäre. Das wissen Sie genausogut wie ich. Franzosen, wo auch immer, werden…«
      Jacaud riß dem nächstbesten Matrosen das MG aus den Händen, zielte schnell und feuerte eine ganze Salve ab, die Bouvier gegen die Reling warf. Er wirbelte herum; der Stoff des Mantels fing Feuer, als die Kugeln in seinem Rücken einschlugen. Dann stürzte er zu Boden.
      Seine Frau schrie auf, tat einen Schritt vorwärts und brach zusammen; einer der Passagiere fing sie auf, als sie fiel.
      Ein stummer Seufzer ging durch die Reihen der Besatzung auf dem Hauptdeck. Dann trat Stille ein. Jacaud warf dem Matrosen das MG wieder zu, dem er es vorher entrissen hatte, und kletterte die Treppe hinab, wobei er kurz zurückschaute. Fenelon machte den Eindruck, als würde ihm jeden Moment schlecht werden. Er nickte seinen Männern zu und folgte hastig dem großen Mann. Auf halbem Wege abwärts verpaßte er eine Stufe und wäre fast auf das Deck gestürzt.
    Nacheinander kletterten sie an der Schiffswand der Kontoro hinunter, während vom Kommandoturm des U-Boots das Ma schinengewehr ihren Rückzug deckte. Als sich alle Mann im Schlauchboot befanden, holten die beiden Matrosen, die an
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