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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen
Autoren: Jack Higgins
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soll ich antworten, Sir?« fragte Janvier.
      Für einen Moment hob der Kapitän das Fernglas an seine Augen, dann ließ er es wieder sinken. »Was können wir schon antworten? Wenn es wichtig genug ist, ein U-Boot hinter uns herzuschicken, dann wird die Sache wohl wichtig sein. Signalisieren Sie: ›Kommen Sie an Bord.‹« Er verzog das Gesicht und blickte den Quartiermeister an: »Ich habe mich schon so auf die Sonne gefreut; mein Rheumatismus hat mich in letzter Zeit fast umgebracht. Hoffen wir, daß wir nicht Brest anlaufen müssen.«
      Der Quartiermeister zuckte mit den Achseln: »In diesen Zeiten geschehen merkwürdige Dinge in der Republik.«
      »In welcher Republik?« forschte Duclos höhnisch. »Ganze Mannschaft Plätze einnehmen. Laßt eine Leiter runter.«
      Der Quartiermeister ging davon, und Janvier senkte die Lampe. »Sie bedanken sich für die Zusammenarbeit.«
      »Tatsächlich, schon?« bemerkte Duclos. »Hoffentlich verplempern sie nicht unsere Zeit. Alle Maschinen stop!«
      Janvier begab sich in das Ruderhaus. Der Kapitän zog seine Pfeife hervor, und während er sie mit dem Tabak aus einem abgegriffenen Tabaksbeutel stopfte, beobachtete er das U-Boot. Die Vorderluke wurde geöffnet und ein großes gelbes Schlauchboot herausgeworfen und aufgeblasen. Der Frachter verlangsamte seine Fahrt, und die beiden Schiffe trieben aufeinander zu, bis der Abstand schließlich nur noch zwanzig bis dreißig Meter betrug.
    Der U-Boot-Kommandant kletterte die Leiter vom Turm herunter, hielt am unteren Ende inne und beobachtete die Handvoll Matrosen, die sich am Schlauchboot zu schaffen machten. Er war schlank und wirkte sehr jungenhaft in seiner Matrosenjacke und den Gummistiefeln, die Schirmmütze verwegen in das Ge sicht gezogen. Er warf einen flüchtigen Blick hinauf zu Duclos, lächelte und winkte, schritt den Rumpf des U-Boots entlang und stieg in das Schlauchboot.
      Ein halbes Dutzend Matrosen folgte ihm. Die meisten trugen Maschinengewehre, die sie quer über den Rücken gehängt hatten. Vier von ihnen paddelten das Boot über den schmalen Wasserstreifen zur Strickleiter, die über die Außenwand der Kontore geworfen war. Zwei Matrosen, die noch an der Vorderluke des U-Boots standen, rollten sorgfältig eine Verbindungsleine ab.
    »Sie tragen eine Menge Eisen, was?« bemerkte Janvier.
      Duclos nickte. »Ich mag dies alles ganz und gar nicht. Kann uns alle in große Schwierigkeiten bringen. Vielleicht sind sie hinter jemandem aus der Besatzung her, ein O. A. S.-Mann, der versucht, sich aus dem Staub zu machen.«
      Die Matrosen erklommen das Schiff sehr rasch. Drei rissen ihre Maschinengewehre vom Rücken und postierten sich auf dem Hauptdeck, während der junge Offizier die Treppe zum Brückendeck hinaufstieg, dicht gefolgt von den anderen dreien.
      Er streckte dem Kapitän seine Hand entgegen und lächelte: »Kapitän Duclos? Mein Name ist Fenelon. Dies alles tut mir außerordentlich leid, aber ich habe Befehlen zu gehorchen, Sie verstehen?!«
      Der Mann, der als nächster die Leiter heraufkam, hatte ein narbiges, brutales Gesicht und verwildertes Haar. Wie Fenelon trug auch er eine Matrosenjacke und Gummistiefel, aber keine Mütze. Lässig lehnte er sich an die Reling und zündete sich eine Zigarette an. Die beiden Matrosen postierten sich hinter Fenelon, die MG's im Anschlag.
      Duclos begann, sich merklich unwohler zu fühlen. »Sagen Sie, was geht hier eigentlich vor? Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Alles zu seiner Zeit«, erwiderte Fenelon. »Sie haben meiner Bitte entsprochen, Funkstille zu bewahren?«
    »Natürlich.«
      »Gut.« Fenelon wandte sich um und nickte kurz einem seiner Männer zu. Dieser überquerte das Deck zum Funkraum, der sich hinter dem Ruderhaus befand, öffnete die Tür und ging hinein.
      Ein Schreckensschrei ertönte, unmittelbar gefolgt von einer Explosion. Einen kurzen Augenblick später taumelte der Funker aus der Tür, sein Gesicht blutüberströmt. Er fiel zu Boden. Janvier eilte hinüber, um ihm wieder auf die Beine zu helfen.
      »Das Funkgerät«, jammerte der Mann, »er hat es in die Luft gejagt.«
      Es erhob sich ein jähes, unheilvolles Murren in der Mannschaft auf dem Hauptdeck, das von einer Geschützsalve erstickt wurde: Kugeln zischten durch die stählerne Takelage. Duclos blickte über die Reling und bemerkte ein schweres Maschinengewehr, das auf einem Drehgelenk an der Kante des U-BootTurmes angebracht war. Selbst wenn
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