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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen
Autoren: Jack Higgins
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und einen Moment lang erwiderte Anne seinen Blick. Dann wandte sie sich ab.
    »Sondergard?« Der Barmann versuchte sich zu erinnern.
      »Sie wird den Norweger meinen«, bemerkte der hochgewachsene Mann mit einer weichen irischen Stimme.
      »Ach, der Kerl!?« nickte der Barmann. »Ist gestern abgereist.«
      Er wischte mit einem Tuch über die Bar. Anne Grant war verdutzt: »Das kann doch nicht wahr sein. Ich habe ihn erst letzte Woche über die Seemannsvermittlungsstelle angeheuert. Er sollte morgen eine Motorjacht, die momentan in Lulworth liegt, zu den Kanal-Inseln überführen»
      »Da werden Sie sich aber beeilen müssen, wenn Sie ihn noch erwischen wollen«, unterbrach sie der Ire. »Er hat heute morgen den Hafen an Bord der Ben Alpin als Quartiermeister verlassen, Richtung Suez und alles, was weiter östlich liegt.« Er erhob sich und kam langsam zur Bar herüber. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
      Noch ehe sie antworten konnte, schnitt ihr eine Stimme scharf das Wort ab: »Wie wär's, wenn man zur Abwechslung mal hier hinten bedient würde?«
      Sie wandte sich überrascht um und bemerkte erst jetzt, daß am hinteren Ende der Bar im Halbdunkel ein Mann stand. Er hatte den Kragen seiner Matrosenjacke hochgeschlagen, sein seltsam bleiches Gesicht, in dem die Augen wie dunkle Höhlen lagen, wurde von einer Schirmmütze beschattet.
      Der Barkeeper ging zu ihm hinüber, während der Ire sich an die Bar lehnte und Anne angrinste. »Wie wär's mit 'nem Drink?«
    Sie schüttelte höflich den Kopf, drehte sich um und ging zur Tür. Sie schritt durch den Korridor nach draußen und blieb oben an der Treppe stehen. Das Taxi war weg; und der Nebel, der vom Hafen herüberkam und wie etwas Lebendiges um die Straßenlaternen herumwirbelte, war noch dichter geworden.
      Sie stieg die Stufen hinunter und ging auf dem Gehsteig entlang. Unter der ersten Straßenlaterne blieb sie stehen und schaute zurück. In der Eingangstür des Hotels standen der Ire und sein Begleiter. Als Anne sich zum Weitergehen wandte, kamen die beiden die Treppe herunter und folgten ihr.

    Neil Mallory zündete sich noch eine Zigarette an, hob sein Glas und hielt es gegen das Licht; dann setzte er es wieder ab. »Das Glas ist dreckig.«
      Der Barkeeper näherte sich ihm mit finsterem, wildem Blick: »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Mir ein neues bringen«, erwiderte Mallory gelassen.
      Seine Stimme hatte einen eigenartigen Unterton, und seine dunklen Augen schienen etwas auszudrücken, das den Barmann eine scharfe Entgegnung schlucken ließ und ihm ein Lächeln abrang. Er füllte ein frisches Glas und ließ es schwungvoll über die Bar gleiten.
    »Wir sind bestrebt, jedermann zufriedenzustellen.«
      »Genau das dachte ich«, meinte Mallory, während seine Augen den Iren und dessen Freund beobachteten, als sie durch die Tür gingen, um der Frau zu folgen. Er trank den Whisky in einem Schluck und ging ihnen nach.
      Oben an der Treppe blieb er stehen und lauschte in den dichten Nebel, der alles, auch Geräusche, zu schlucken schien. Ein Schiff glitt durch das Wasser: Er vernahm den matten Klang des Nebelhorns, fremdartig und sonderbar, und es rührte etwas tief in seinem Innern an. Unwillkürlich schauderte ihn. In eben diesem Augenblick hörte er Anne Grant aufschreien.
    Er lief die Stufen hinunter, hielt inne und lauschte mit leicht nach vorn geneigtem Kopf. Der Schrei ertönte abermals von links, merkwürdig matt und gedämpft durch den Nebel. Er lief los. Auf leisen Sohlen eilte er um die Hausecke auf einen Pier am Ende der Straße zu. Dort überraschte er sie. Im gelblichen Schein einer Straßenlampe hielten die beiden Männer die sich verzweifelt wehrende Frau am Boden fest.
      Dem Iren, der sich erschreckt umdrehte, versetzte Mallory einen Fußtritt ins Gesicht; der Mann taumelte mit einem Schmerzensschrei zurück, rollte über die Kante des Piers und blieb drei Meter tiefer im weichen Morast des Uferschlamms liegen.
      Der Bärtige riß ein Messer aus der Hosentasche. Mallory wich zurück. Der Mann stürzte sich mit hämischem Grinsen auf ihn. Als das Messer vorzückte, suchte Mallory das Handgelenk des Angreifers zu fassen, riß den Arm hoch, wobei er ihn nach außen drehte, und hielt ihn mit eisernem Griff fest. Der Mann schrie auf und ließ das Messer fallen. Mit seinem Unterarm versetzte Mallory ihm einen wuchtigen Schlag in den Nacken, so daß er zu Boden stürzte.
      Anne Grant lehnte an der Mauer, ihr
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