Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
seinen Augen drehte es sich. Der Barkeeper kam herein und betrachtete ihn. »Wie fühlst du dich?«
    »Beschissen. Wer ist das Schwein?«
      »Mallory?« Der Mann von der Bar zuckte die Achseln. »Ich weiß nur eines: Er ist der kälteste Fisch, der mir je vorgekommen ist, und ich kannte etliche.« Er sah auf den Bärtigen hinab und schüttelte den Kopf. »Freddy sieht nicht besonders gut aus. Vielleicht sollte ich den Krankenwagen rufen?«
    »Mach, was du willst«, rief der Ire wütend.
      Der Barmann ging kopfschüttelnd zur Tür. »Ihr kennt doch das Sprichwort: ›Wer mit dem Teufel speist, braucht einen langen Löffel.‹ Ich schätze, ihr seid ihm etwas zu nahe gekommen.«
    Er seufzte schwer und verschwand in der Bar.

    3
London vertraulich

    Der Raum lag im Halbschatten, nur die Lampe auf dem Schreibtisch warf durch einen Schirm gedämpftes Licht. Der Mann, der seitwärts in seinem Drehsessel saß und aus dem breiten Fenster hinaus auf die glitzernden Lichter Londons schaute, war klein mit einem merkwürdig alterslosen Gesicht.
      Es war das Gesicht eines außergewöhnlichen Menschen, eines Mannes, der schmerzvolle Erfahrungen gemacht, sich erfolgreich mit ihnen auseinandergesetzt und sie überwunden hatte.
      Die grüne Gegensprechanlage auf dem Schreibtisch summte einmal. Er schwang in seinem Sessel herum und drückte auf einen Knopf. »Ja?«
    »Mr. Ashford ist hier, Sir Charles.«
    »Schicken Sie ihn herein.«
      Die Tür öffnete sich geräuschlos, und Ashford kam über den dicken Teppich herübergeschritten. Er war ein hochgewachsener, leicht ergrauender Mann in den Vierzigern. Sein angespanntes Gesicht war das eines Berufsbeamten, der einen zu großen Teil seines Lebens dicht an den Schalthebeln der Macht verbracht hatte.
    Er setzte sich in den Sessel gegenüber, öffnete seine Aktenmappe und holte daraus einen Ordner hervor, den er sorgfältig auf dem Schreibtisch ablegte. Sir Charles schob ihm eine silberne Zigarettendose hin.
    »Wie lautet das Urteil?«
      »O ja, der Premierminister stimmt voll mit Ihnen überein. Die ganze Angelegenheit muß untersucht werden. Wir möchten jedoch unbedingt die Presse heraushalten. Sie müssen verdammt vorsichtig sein.«
    »Sind wir immer.« Sir Charles' Stimme war eisig.
      »Es gibt nur eine Sache, über die der Premier nicht so erfreut ist.« Ashford öffnete die Akte auf dem Schreibtisch. »Dieser Mallory, glauben Sie wirklich, daß er der beste Mann für diesen Job ist?«
      »Mehr als das«, bekräftigte Sir Charles. »Er ist der beste Mann, den ich habe; und außerdem hat er früher schon mit dem ›Deuxième Bureau‹ erfolgreich zusammengearbeitet. Offen gesagt, die haben ihn schon zweimal angefordert. Seine Mutter war Französin, und das mögen sie natürlich.«
      »Es ist diese scheußliche Perak-Affäre 1954, die dem Premier unangenehm aufstößt. Verdammt noch mal, der Kerl konnte froh sein, am Gefängnis vorbeigekommen zu sein.«
      Sir Charles griff nach dem Ordner, zog ihn zu sich und drehte ihn herum. »Dies ist ein Bericht über einen ziemlich ungewöhnlichen Offizier.« Er setzte sich eine randlose Brille auf und begann laut vorzulesen, wobei er wahllos Daten herauspickte.
    »›Während des Krieges bei der Luftwaffe mit besonderen Aufgaben betraut… dreimal über Frankreich abgesprungen… an die Gestapo verraten… sechs Monate in Sachsenhausen überlebt… Fallschirmjäger-Hauptmann in Palästina… Major in Korea… zwei Jahre in einem Gefangenenlager in der Mandschurei… 1953 entlassen… Januar '54 in besonderer Mission nach Malaya geschickt…«
      Er schloß die Akte und blickte auf. »Oberstleutnant mit dreißig. Vermutlich damals der jüngste in der Armee.«
    »Und mit einunddreißig rausgeschmissen«, konterte Ashford.
      Sir Charles zuckte die Achseln. »Ihm war befohlen worden, die letzten kommunistischen Guerillas aus Perak zu vertreiben. Und genau das hat er getan. Ziemlich skrupellos, mag sein, aber er hat's getan. Seine Vorgesetzten seufzten befreit auf und warfen ihn den Wölfen zum Fraß vor.«
      »Und Sie haben nur darauf gewartet, ihn zu fassen, nehme ich an?« Sir Charles schüttelte den Kopf. »Ich ließ ihn ein Jahr lang umhertreiben: Bombay, Alexandria, Algier. Ich wußte immer, wo er sich aufhielt. Als ich mich davon überzeugt hatte, daß er der stahlharte Mann war, den ich brauchte, schnappte ich ihn mir. Seitdem hat er ständig für mich gearbeitet.«
      Ashford seufzte und stand auf.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher