Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
»Machen Sie es, wie Sie's für richtig halten, aber wenn etwas schiefgeht…«
      Sir Charles mußte lächeln. »Ich weiß, dann ende ich wie Neil Mallory: Im Regen stehengelassen.«
      Ashford lief rot an. Er drehte sich um und verließ hastig den Raum. Die Tür schloß sich hinter ihm, und er ließ Sir Charles in Gedanken versunken zurück. Einige Zeit später drückte dieser erneut einen Knopf der Gegensprechanlage.
    »Schicken Sie Mallory zu mir.«
      Er zündete sich eine Zigarette an und stellte sich ans Fenster. Sein Blick wanderte hinaus über die Stadt, die immer noch die größte war, was immer auch andere sagen mochten. Er öffnete das Fenster und atmete den Duft ein, der vom Fluß heraufstieg. Der Klang der Sirene eines Schiffes, das gerade das Hafenbekken verließ, wurde matt durch die stille Luft zu ihm hochgetragen.
    Er war müde, und irgendwo hinter seinem rechten Auge spürte er diesen leichten Schmerz. Er sollte deswegen endlich einmal einen Arzt aufsuchen. Andererseits, vielleicht war es besser, nichts Näheres darüber zu erfahren? Er fragte sich, ob Mallory sich lang genug am Leben halten könnte, um eines Tages in diesem stillen Raum den Platz hinter dem Schreibtisch einzunehmen. Es wäre ein beruhigender Gedanke gewesen, jedoch, das war nicht sehr wahrscheinlich.
      Die Tür hinter ihm wurde geöffnet und wieder geschlossen. Als er sich umdrehte, stand Mallory neben dem Schreibtisch. Er trug einen bequemen dunklen Kammgarnanzug, der seine breiten Schultern betonte. Sein Adlergesicht vermittelte den Eindruck von Willensstärke und Bildung, die an jedem Ort und in jeder Situation ihre Wirkung nicht verfehlt hätten.
      Sir Charles trat vom Fenster zurück und setzte sich wieder in seinen Sessel. »Wie geht es Ihnen, Neil?«
      »Wieder ganz schön fit, Sir. Ich war jetzt sechs Wochen auf der Insel.«
    »Ich weiß. Was macht Ihre Schulter?«
      »Keine Probleme mehr. Die haben mich wieder gut hergerichtet.«
      Sir Charles nickte. »Beim nächsten Mal sollten Sie etwas vorsichtiger sein.« Er schlug einen Aktendeckel auf, zog maschinengeschriebene Papiere hervor und schob sie zu Mallory hinüber. »Sehen Sie sich das mal an.«
      Während er sich mit einigen anderen Schriftstücken beschäftigte, überflog Mallory die drei engbeschriebenen Seiten. Als er damit fertig war, reichte er sie mit ausdruckslosem Gesicht zurück.
    »Wo befindet sich die K ontoro jetzt?«
    »Der Zerstörer, der sie fand, brachte sie unverzüglich nach Brest. Im Augenblick halten die Franzosen absolutes Stillschweigen. Höchste Sicherheitsstufe und so weiter. Sie können es jedoch nicht länger als drei, vier Tage geheimhalten. Solche Ereignisse pflegen früher oder später doch nach außen zu dringen.«
    »Was unternehmen die Franzosen in dieser Angelegenheit?«
      »Die üblichen Überprüfungen von allen Leuten, die auch nur entfernt verdächtigt werden, mit O. A. S. oder C. N. R. etwas zu tun zu haben. Darüber hinaus wurden ›Deuxième Bureau‹ und ›Brigade Criminelles die von allen verfügbaren Kräften des militärischen Sicherheitsdienstes unterstützt werden, der Befehl erteilt: ›Findet das U-Boot.‹«
    »Das kann doch nicht allzu schwer sein.«
      »Da bin ich nicht so sicher«, meinte Sir Charles, »vor allem ist das kein normales U-Boot. Es ist ziemlich klein. Ein Schiff, mit dem die Deutschen bei Kriegsende herumexperimentierten.«
    »Wie groß ist sein Radius?«
    »Kaum mehr als tausend Meilen.«
      »Was bedeutet, daß es in Spanien und selbst in Portugal untergeschlüpft sein könnte.«
      »Genau das sind die Vermutungen, denen die Franzosen gerade nachgehen. Sie müssen jedoch sehr vorsichtig sein. Darüber hinaus durchkämmen sie die gesamte Biskaya-Küste, jede Bucht, jede Insel.« Er seufzte schwer. »Ich habe das furchtbare Gefühl, daß sie ihre Zeit vertun.«
      »Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wann Sie zu diesem Punkt kommen würden«, bemerkte Mallory.
      Sir Charles schmunzelte schelmisch, öffnete eine Schublade und nahm eine Karte heraus, die er auf dem Schreibtisch ausbreitete. Es war eine Marinekarte mit großem Maßstab, die die Kanal-Inseln und den Golf von St. Malo abbildete.
    »Schon mal von Philippe de Beaumont gehört?«
    »Dem Oberst der Fallschirmjäger, der geholfen hat, de Gaulle wieder an die Macht zu bringen?«
      »Genau den. Er war einer der Anführer des Militärcoups vom Mai 1958 und ein frühes Mitglied des Komitees für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher