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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen
Autoren: Jack Higgins
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blind«, erzählte sie, »aber er ist immer noch erstaunlich aktiv. Er hat sich einen Namen gemacht als Kriegsgeschichtsschreiber. Er spricht seine Berichte auf Band, und Fiona, seine Tochter, und ich tippen sie dann in die Maschine.«
      »Sie sagten, daß Sie von Sondergard Erfahrung im Sporttauchen erwarteten? Wofür war das?«
    »Das war nicht unbedingt nötig, aber es wäre von Vorteil gewesen. Ein kleines Fischerdorf mit Burganlage auf der Île de Roc wurde im fünfzehnten Jahrhundert überschwemmt und ging unter. Die Ruinen befinden sich jetzt einige hundert Meter vor der Küste in ungefähr fünfzehn Meter Tiefe. Wir nehmen eine eingehende Untersuchung und Vermessung vor. Fiona und ich haben bisher die meiste Taucharbeit selbst geleistet.«
      »Klingt interessant«, bemerkte er. »Sie werden keine Schwierigkeiten haben, von der Vermittlung einen anderen Mann zu bekommen, der einen solchen Job übernehmen würde.«
      Er schaute zum Fenster hinaus in den gelblichen Nebel, als er sie sagen hörte: »Ich frage mich, ob Sie nicht vielleicht interessiert wären?«
      Langsam drehte er sich zu ihr hin, und ein leichter Zweifel lag auf seinem Gesicht. »Sie wissen doch gar nichts von mir.«
      »Was gibt es da zu wissen? Sie selbst erzählten mir, daß Sie Seemann sind.«
      »Aus Notwendigkeit«, stellte er fest, »nicht aus freiem Willen.«
    »Sie meinen, Sie könnten mit der Foxhunter nicht umgehen?«
      »So heißt sie also?! Doch ja, ich habe schon mit solchen Booten zu tun gehabt. Ich habe sogar schon ein wenig Sporttauchen betrieben.«
      »Achtzig Pfund im Monat und alle Unkosten«, erklärte sie. »Könnte Sie das reizen?«
      Er konnte sich eines Grinsens nicht erwehren: »Das tut es in der Tat, Mrs. Grant.«
      Mit einer gezwungen burschikosen Geste streckte sie ihm ihre Hand entgegen: »Ich freue mich.«
    Einen Augenblick lang hielt er die Hand und schaute Anne fest in die Augen. Und wieder war sie sich dieser unbestimmten, irrationalen Angst bewußt. Etwas davon muß sich auf ihrem Gesicht widergespiegelt haben, denn sein Griff wurde fester, und er lächelte weich. In diesem einzigen Augenblick verflog ihre Furcht, und eine unerklärliche Zärtlichkeit durchflutete sie. Draußen auf der Straße ertönte eine Autohupe. Er half ihr aufzustehen. »Es ist Zeit. Wo wohnen Sie?«
    »In einem Hotel im Stadtzentrum.«
      »Sie werden einiges Aufsehen erregen, wenn Sie durch die Halle gehen«, bemerkte er, als er ihren Arm nahm und sie zur Tür hinübergeleitete.
      Der Nebel schien sich ein wenig zu lichten. Mallory half ihr in das Taxi. Sie kurbelte die Scheibe herunter und lehnte sich hinaus: »Ich muß mich morgen noch um einige Dinge kümmern; daher kann ich vor dem Abend nicht nach Lulworth hinunterkommen. Wir treffen uns dann dort.«
      Er nickte zustimmend: »Sie könnten einen Vormittag im Bett vertragen.«
      Sie lächelte matt in das bleiche Licht, doch bevor sie etwas erwidern konnte, war das Taxi schon angefahren. Mallory blieb eine Weile stehen, schaute in den Nebel und lauschte dem Motorgeräusch, bis es in der Ferne erstarb. Er wandte sich um und stieg die Stufen hinauf.
      Er betrat die Bar. Der Barmann war wieder in seine Zeitung vertieft. »Wo sind sie?« fragte Mallory.
      Der hob den Arm, und sein Daumen bewegte sich in Richtung Hintertür. »Dort drinnen.«
      Als Mallory die Tür öffnete, fand er den Iren an einem Tisch neben dem Kamin sitzend, vor sich eine Schüssel mit heißem Wasser. Seine Kleidung war schlammverschmiert, und er wischte sich Blut ab, das aus einer klaffenden Wunde rann, die sich vom Ohr bis zur Kinnspitze hinzog. Der Mann mit dem schwarzen Bart lag auf einem alten Roßhaarsofa, hielt sich den rechten Arm und wimmerte leise.
      Der Ire erhob sich taumelnd; seine Augen sprühten vor Wut. »Du Schwein. Wolltest du uns umbringen?«
    »Ich habe euch aufgetragen, dem Mädchen ein wenig Angst zu machen, das war alles. Aber ihr wolltet natürlich schlauer sein. Was ihr gekriegt habt, habt ihr euch selbst zuzuschreiben.« Mallory zog ein paar Banknoten aus seinem Geldbeutel und warf sie auf den Tisch. »Das sollte die Rechnung begleichen.«
      »Zehn Pfund!« schrie der Ire, »zehn lausige Pfund! Und was ist mit Freddy? Du hast seinen Arm gebrochen.«
      »Ist nicht mein Bier«, erwiderte Mallory gelassen, »sag ihm, er soll es beim Gesundheitsdienst versuchen.«
      Er verließ den Raum. Der Ire fiel in seinen Stuhl zurück; vor
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