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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen
Autoren: Jack Higgins
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Beinen auf dem Boden und schenkten ihm ihre volle Aufmerksamkeit. Ganz oben auf der Galerie der Sporthalle lehnte Mallory über die Ballustrade gebeugt und schaute zu.
    »Die wörtliche Bedeutung der beiden japanischen Zeichen, die das Wort ›Karate‹ bilden, ist ›leere Hand‹«, belehrte sie Yoshiyama. »Dies beruht auf der Tatsache, daß sich ›Karate‹ als System der Selbstverteidigung entwickelte, das ganz allein auf unbewaffnete Techniken aufgebaut war. Das System entstand vor Jahrhunderten auf der Insel Okinawa, als den Bewohnern dort das Tragen von Waffen unter Androhung der Todesstrafe verboten war.«
      Seine Redeweise schien merkwürdig veraltet, als ob er eine mühsam gelernte Lektion wiederholte. Er drehte sich zu einer Wandkarte hin, auf der der Umriß eines menschlichen Körpers abgebildet war. Alle lebenswichtigen Stellen, Organe etc., und die zugehörigen Schlagzonen waren genau markiert.
      »Das System besteht aus Techniken des Abwehrens eines Angriffs und dem Gegenangriff durch Fausthiebe, Hand- und Armschläge sowie Fußtritten.« Er drehte sich um. »›Karate‹ bedeutet jedoch mehr als nur eingeübte Tricks und körperliche Gewalt.« Mit dem Finger tippte er sich an den Kopf. »Ganz wesentlich ist auch die Anwendung der Geisteskraft. Man wird Ihnen beibringen, Ihre ganze Willensstärke und -energie jederzeit auf ein bestimmtes Ziel hinzulenken. Lassen Sie mich vorführen, was ich damit meine.«
      Ein kurzes Kopfnicken, und seine beiden Assistenten hoben drei Holzbretter hoch, wovon jedes knapp einen Meter lang und zweieinhalb Zentimeter dick war. Die beiden Männer nahmen vor Yoshiyama Aufstellung. Sie hielten die aufeinandergelegten Bretter etwa in Hüfthöhe zwischen sich. In einem einzigen unglaublich flüssigen Bewegungsablauf stampfte der alte Mann mit seinem linken Fuß nach vorne auf und riß gleichzeitig seine Faust aus der Hüfte nach oben, wobei die Knöchel der Finger sich scharf abzeichneten. Es gab einen Knall wie ein Pistolenschuß, und die Bretter zersplitterten.
      Ein lebhaftes Gemurmel erhob sich in der Gruppe. Yoshiyama wandte sich ihnen gelassen zu. »Es ist übrigens auch durchaus möglich, mit der Handkante einen Ziegelstein zu zerschlagen.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Aber das bedarf harter Übung. Darf ich Sie bitten, Major Adams?«
    In der hinteren Reihe der Gruppe erhob sich ein kleiner, drahtiger Mann mittleren Alters mit ergrauendem Haar und einer schwarzen Binde über dem rechten Auge. Er trat nach vorne. Wie Yoshiyama trug auch er den schwarzen Gürtel. Anstelle des linken Armes jedoch baumelte eine Stahlprothese.
      »Sie sehen, daß Major Adams ein recht kleingewachsener Mann ist, er ist auch nicht mehr in der Blüte seiner Jahre«, stellte Yoshiyama fest. »Wenn wir noch die Tatsache hinzunehmen, daß er nur noch über einen gesunden Arm verfügt, würde man ihm normalerweise im Falle eines körperlichen Angriffs keine Chance einräumen. Nun, bei ihm handelt es sich eben nicht um einen normalen Fall.«
      Er gab einem seiner Assistenten ein Zeichen und trat einige Schritte zurück. Der junge, kräftig gebaute Japaner lief hinüber zum entgegengesetzten Ende der Halle, griff sich von einem Tisch, auf dem verschiedenste Arten von Waffen lagen, ein Messer, machte kehrt und rannte mit einem schauerlichen Schrei vorwärts.
      Er wich ein wenig zur Seite, stoppte plötzlich ab, griff dann unvermittelt an und stieß das Messer scheinbar in das Gesicht des Majors. Adams reagierte mit unglaublicher Schnelligkeit. Er fing die Hand mit dem Messer durch seinen ausgestreckten Abwehrarm ab. Im gleichen Augenblick ließ er sich schräg nach vorn fallen und verabreichte seinem Angreifer einen Tritt in die Leistengegend. Noch im gleichen Bewegungsablauf trat er mit demselben Fuß seinen Gegner in das Kniegelenk. Der Japaner überschlug sich und kam flach auf seinem Rücken zu liegen, und der Fuß schlug dumpf über seinen Kehlkopf hinweg.
      Einen Augenblick lang lagen die beiden Männer regungslos da. Dann rappelten sie sich mit einem breiten Grinsen wieder auf. »Unter anderen Bedingungen, wenn die Schläge mit voller Wucht ausgeführt worden wären, läge mein Assistent jetzt tot da«, bemerkte Yoshiyama gelassen.
    Adams griff sich ein Handtuch und wischte sich damit den Schweiß aus dem Gesicht, dabei entdeckte er Mallory, der oben auf der Galerie stand. Er nickte ihm kurz zu, wechselte ein paar Worte mit Yoshiyama und verließ die
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