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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher
Autoren: Heidi Hohner
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hier sein und selbst entscheiden, ob er sie gleich nach Prien in die Psychosomatische schickt oder sie mit nach Hause nimmt. Und dann kann ich mit dir deinen Geburtstag so feiern, wie du das verdient hast!«
    Kurzer Kuss.
    »Und vor allem feiern wir, dass es laut dieses Schadstoffgutachtens keine Woche dauern wird, bis du wieder aufmachen kannst, weil es nämlich gar keinen Schimmel bei dir gibt, und der Katzlberger Hias, der alte Betrüger, dir den kompletten Schaden ersetzen muss, inklusive Verdienstausfall. Und der Öhi …«, bei der Erwähnung seines Names hebt der Setter seinen Kopf, den er auf mein Knie gelegt hat, und zieht die Lefzen nach oben, als würde er grinsen, »… der bleibt hier.«
    »Das glaube ich alles nicht«, murmle ich, leicht Nopi- und Kuss-sediert. Sind wirklich Michi, Clarissa und die Todessporen aus meinem Leben? Aber es muss stimmen, warum fühle ich mich denn sonst so … So aufgeräumt? So angekommen?
    »Gut, ich glaube es. Was ich noch nicht verstehe«, sage ich langsam und schaue Janni an, »warum du dich so ins Zeug gelegt hast.«
    »Weißt Kati«, Janni stupst verlegen seinen Cowboyhut nach oben, »der Michi, der ist damals in der Schule von seinem Bappa mit einem Gameboy bestochen worden, damit er für dich eckerlsteht, das weiß ich, weil er nämlich danach bei mir mit dem neuen Spielzeug angegeben hat wie ein Sack Flöh. Das hat der Katzlberger sich damals schon gedacht, dass man zu dir nett sein muss, wegen deinem Grundstück. Langfristige Planung, sozusagen! Seit zwanzig Jahren trag ich diese Geschichte mit mir rum, und hab sie schon fast vergessen, aber dann hat mir die Emerenz erzählt, wie sie den Hias in Marquartstein nennen: den Sporthallenkönig! Und dass er sich da schon nirgends mehr blicken lassen kann, weil er immer alles umbauen will, weil er doch im Aufsichtsrat sitzt von dem blöden Outdoorcenter, warum meinst, hat der Michi da so einen Job gekriegt? Ich hab’s mir einfach nicht mehr mit ansehen können, auch wenn der Michi ganz lang mein bester Spezi war.«
    »Jaja, Liebe und die Leidenschaft«, mischt sich die Emerenz ein, »gell, so hat er getan, bei mir hat er immer über dich gredt, als wärst du eine verarmte Prinzessin, der wo man unter die Arme greifen muss, der falsche Fuchzger, der falsche!«
    Die Vormittagssonne scheint der Emerenz auf die Pudelfrisur und verleiht ihr einen Heiligenschein, der mir durchaus angemessen erscheint, vergleicht man ihr harmloses Getratsche mit dem, was die Katzlbergers unternommen haben, um an den Sonnfischergrund zu kommen.
    »Wer meinst denn, hat dich beim Zoran verpfiffen und gemosert, er soll sich das nicht gefallen lassen, dass du an alle Wirte lieferst? Des war der Michi! So ist des nämlich alles losgegangen! So kann man doch mit einer Insulanerin nicht umspringen.«
    Ich lege den Kopf in den Nacken, der Himmel ist kornblumenblau, wolkenlos bis auf einen schnurgeraden Kondensstreifen, der langsam in kleine Flöckchen zerfällt. Wohin das Flugzeug wohl geflogen ist? In die Schweiz? Womit mir gleich eine neue Ungereimtheit in den Sinn kommt: »Aber sagt mal, der David ist doch gar nicht von hier. Warum habt ihr den nicht einfach der Clarissa überlassen?«
    »Mei, wir Insulaner mögen halt einen jeden, vorausgesetzt, er gefällt uns«, sagen Janni und die Emerenz unisono.
    »Ich weiß, was ihr meint«, seufze ich, und hole mir endlich meinen ersten angemessenen Geburtstagskuss.

David bringt mich nach Hause, und jetzt, wo ich weiß, dass Michi und sein Vater die Schimmelsporen nur eingeschleppt haben, um mir die Gewerbeaufsicht auf den Hals zu hetzen, kommen mir die Löcher in Putz und Boden nur mehr vor wie kleine Schönheitsfehler. Alles halb so wild.
    »Du musst mich für zwei, drei Stunden entschuldigen, auch wenn du heute Geburtstag hast. Ich muss jemanden verabschieden. Und ich muss eine Menge Leute anrufen.«
    Mit diesen Worten lässt David mich alleine, und ich weiß, dass Clarissa jetzt ihr feines Rollköfferchen packen muss. Ich dusche, lege mich auf mein Bett und schlafe sofort ein, so tief, wie ich seit Wochen nicht geschlafen habe, und als ich aufwache, hat David seinen Laptop schon im Biergarten aufgestellt und alle, die er eingeladen hat, sind auch gekommen.
    Der erste Teil meiner Geburtstagsparty ist erst einmal fest in Davids Hand: Nach Davids Powerpointpräsentation über die goldene Umsatzprognose und die neu erstarkte Auftragslage der Sonnfischerei prostet Herr Koferl von der Gewerbeaufsicht dem
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