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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher
Autoren: Heidi Hohner
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herumtreiben.
    »Na, der wird sich freuen, dass wir den gefunden haben. Wann kommt er denn?«, rufe ich Janni entgegen, der mit wehendem Vokuhila vom Telefonieren zurückkommt.
    »Kati, Fränzi«, ruft der schon von Weitem, »wir haben ein Problem. Die haben gesagt, der Boni war seit April nicht mehr am Aufzuchtbecken. Seit einem halben Jahr!«
    Die Geburtstagsgesellschaft teilt sich sofort in drei Suchtrupps: Professor Geiger, Fränzi, Xaver und Emerenz bleiben zu Hause, Janni, Caro und die Segler nehmen sich das Gstadter Ufer zu Wasser und zu Land vor, die Wasserwacht sucht in Prien und in Übersee, und David, Öhi und ich übernehmen die Inseln.
    »Was, wenn er plötzlich vergessen hat, wie man schwimmt?«, schluchze ich, ich habe es nämlich aufgegeben, die Optimistische zu markieren.
    »Schwimmen verlernt man nicht. Es wird ihm gut gehen«, beruhigt mich David, aber ich merke an seinen Augenbrauen, die grimmig aneinanderstoßen wie zusammengewachsen, dass auch er nicht so zuversichtlich ist, wie er tut.
    »Oder wenn er versucht hat, sich etwas anzutun, weil ich das Haus verkaufen wollte? Der weiß ja noch gar nicht, dass alles gut ausgegangen ist! Wenn er nur so entspannt getan hat, damit ich mir keine Sorgen mache? Was, wenn er wirklich schwer krank ist, und ich habe nicht rechtzeitig etwas unternommen?«
    Keine zwei Minuten später sind wir bei der unbewohnten Krautinsel, der See hat wenig Wasser, sodass wir weit draußen auf Grund laufen und durchs Wasser waten, um auf die Insel zu gelangen. Nichts bewegt sich außer zwei weißen Ziegen, die die kahlgefressenen Enden eines Weidenzweiges herunterziehen, um an ein paar grüne Blätter zu kommen.
    »Bleib kurz hier, ich schau schnell auf die andere Seite«, sagt David, nachdem wir in wenigen Schritten die Schafweide auf der Anhöhe der Insel erreicht haben, und ich warte und wische mir das Blut ab, weil ich überhaupt nicht gemerkt habe, dass ich mir die Beine an den Dornen der Brombeerhecken aufgeritzt habe. David kommt schnell zurück, den aufmerksamen Öhi neben sich.
    »Nichts. Nur ganz da hinten komme ich nicht hin, da ist zu viel Gestrüpp. Vielleicht sollten wir da noch einmal anlegen und an Land gehen?«
    »Ich weiß nicht, wir haben doch vom Wasser aus auch nichts gesehen«, meine ich zögernd, »ich würde gerne gleich zur Herreninsel, die ist so viel größer, dafür werden wir sicher ein paar Stunden brauchen.«
    »Überlass die Herreninsel lieber doch der Wasserwacht mit dem Hubschrauber, wir suchen hier und zwar gründlich«, beschließt David und ist schon auf dem Weg zurück ins Boot.
    »Versuchst du schon wieder, alles an dich zu reißen? Lass mich ans Steuer! Mein Vater ist verschwunden, nicht deiner!«, explodiere ich, als er das Boot tatsächlich um die Krautinsel herumlenkt, anstatt Richtung Herreninsel zu fahren.
    David stoppt sofort den Motor. Und sagt ganz ruhig:
    »Sorry, ich hätte wissen müssen, dass du das nicht magst. Und ich wünsche dir zu deinem Geburtstag, dass dein Vater gesund und wohlbehalten wieder auftaucht. Und wenn wir ihn finden, dann verspreche ich dir, dass ich ab morgen ganz offiziell den Winnetou Spritz auf die Karte schreiben werde. Mirabellenholzgeräucherte Renke dazu, und schon ist das Sonnfischerinnen-Spezialmenü fertig, und der Erlös davon geht in die Altervorsorge deines Vaters und … Was ist das?«
    Ich folge seinem ausgestreckten Zeigefinger, und sehe etwas Rotes schimmern, schwer zu erkennen, weil wir wegen einer Sandbank einen großen Bogen um die Südseite der Krautinsel fahren müssen, aber ich weiß trotzdem sofort, was es ist.
    »Los, hin, das ist seine Kühltasche!«, rufe ich, und stürze mich ins Wasser, den begeistert bellenden Öhi neben mir.

Mein Vater ist schwer zu erkennen, weil er so nahtlos braun ist, dass man ihn kaum von den Baumstämmen unterscheiden kann, nur sein weißer Haarschopf hebt sich von der Umgebung ab. Er dreht mir den Rücken zu, und bis auf einen Badmintonschläger in der rechten Hand ist er nackt.
    »Papa! Alles okay?«, schreie ich, und als er sich mir zuwendet, sehe ich, dass er sich in einem Zustand befindet, den man durchaus als beginnende sexuelle Erregung bezeichnen könnte, zumindest auf Halbmast, ein Zustand jedenfalls, in dem eine Tochter ihren Vater nicht sehen will. Außer sie will sich unbedingt sofort in eine lebenslange Psychoanalyse begeben.
    »Ups«, qietsche ich deshalb, schlage die Hand vor die Augen, und verstecke mich unter Davids Achsel, der mit
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