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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen
Autoren: Chris Mooney
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dauerte genau zweiundzwanzig Sekunden. Sie wissen, dass wir ihn nicht zurückverfolgen konnten.»
    «Aber Sie meinten doch, es sei Sarah gewesen. Taylor sagte Ihnen, ihre Tochter hätte sie weinend gefragt, wann sie sie abholen würde.»
    «Darby, die Frau hat eine Lobotomie hinter sich. Sie hat einen schweren Hirnschaden. Taylor weiß nicht, welchen Wochentag wir haben, und glaubt, dass Jack sie jede Minute abholen kommt.»
    «Ich will mit ihr sprechen.»
    «Nein. Wir bringen sie in eine andere private Einrichtung – in dieselbe wie Darren Waters. Dort werden beide gut betreut. Sie müssen sich von Ihrem Wahn befreien, Darby.»
    «Sarah Casey ist zwölf Jahre alt.»
    «Und mein Sohn war fünf, als sie ihn holten.»
    Darby stützte den Arm auf den Münzfernsprecher, sah zu, wie die Autos über den Highway jagten. Die Sonne wärmte ihr Gesicht.
    «Mein Sohn kommt nie mehr zurück», sagte Sergey. «Damit musste ich mich abfinden. Ich will Sie nicht anlügen – damit leben zu lernen war nicht leicht. Eine Zeit lang fühlte ich mich wie ein lebender Toter. Aber das ist vorbei. Sicher, es gibt immer noch Tage, an denen ich aufwache und mir wünsche, ich könnte alles ganz anders machen. Nur leider gehört es zu den traurigen Tatsachen des Lebens, dass das nicht möglich ist. Was passiert ist, ist passiert. Mein Sohn ist verschwunden. Und Sie müssen auch anfangen loszulassen.»
    Darbys Augen brannten. «Und was dann?»
    «Leben», sagte Sergey. «Coop hat mich angerufen. Er will wissen, wo …»
    «Sagen Sie es ihm nicht.»
    «Er will mit Ihnen reden.»
    «Nein. Das Risiko ist zu groß.»
    «Sie können sich nicht ewig verstecken.»
    «Sagen Sie es ihm nicht.» Darby legte auf.
     
    Sie brachte das Bild ins Bostoner Büro, dann fuhr sie zum Four Seasons. Die Suite, in der sie mit Coop gewesen war, war belegt. Also nahm sie die günstigste, die sie bekommen konnte, plünderte die Minibar und betrank sich.
    Danach träumte sie von Männern und Frauen, die in einer mondlosen Nacht der Brandung entstiegen. An ihren geisterhaften Gesichtern und aufgedunsenen Körpern hatten Fische gefressen. Die Toten schleppten sich über den Sand, schleiften ihre Ketten hinter sich her, und sie war so müde, dass sie nicht aufwachte, als sie ins Zimmer kamen.
    Darby schreckte auf. Die Glock lag neben ihr. Mit der Waffe im Anschlag durchsuchte sie die Suite.
    Schwitzend saß sie danach auf der Couch in dem kleinen Wohnzimmer. Die Waffe hielt sie auf die Tür gerichtet.

87. Kapitel
    Zwei Tage später rief Sergey sie an. Es war fünf Minuten nach Mitternacht.
    «Wo sind Sie?» Darby hörte ihn erleichtert aufseufzen.
    «Wieder in Oguinquit. Ich packe. Bin grade erst angekommen.»
    «Meine Leute hatten Sie aus den Augen verloren.»
    «Ich war viel unterwegs.»
    «Wenn Sie Angst haben, kann ich Sie in Schutzhaft nehmen lassen …»
    «Ich schaffe das schon.»
    «Gut. Gut, wenn es so ist. Aber melden Sie sich, falls Sie auf das Angebot zurückkommen wollen. Brauchen Sie Hilfe beim Packen? Ich kann Ihnen jemanden schicken. Meine Leute können Sie fahren, wohin Sie wollen.»
    «Danke, aber nein. Ich komme zurecht.»
    Sergey schwieg. Darby spürte, dass er noch etwas sagen wollte. Sie hörte auf zu packen, setzte sich auf die Bettkante und betrachtete durch das Fenster den schwarzen Nachthimmel.
    «Das Foto bringt uns nicht weiter. Keine Fingerabdrücke. Dasselbe gilt für die Kaffeemaschine und das ganze Haus.»
    «Dachte ich mir.»
    «Das FBI setzt die Leute von der ISU auf die Sache an. Die kümmern sich um ungelöste Fälle. Frische Köpfe, ein neuer Ansatz. Das könnte vielleicht helfen.»
    «Und Sie?»
    «Ich nehme mir eine Zeit lang frei. Dann sehen wir weiter.»
    Man hatte ihn also aus dem Fall herausgedrängt, ihm vermutlich eine goldene Brücke gebaut, damit er sich zurückzog.
    «Was ist mit Ihnen?», fragte er. «Was tun Sie jetzt?»
    «Keine Ahnung.»
    «Haben Sie je daran gedacht, für uns zu arbeiten?»
    «Für das FBI ?»
    «Die ISU . Es gab interne Gespräche. Der neue Mann an der Spitze der Profiling-Abteilung hat sich nach Ihnen erkundigt, und ich habe sie empfohlen.»
    Darby wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Es gab nichts zu sagen.
    «Ich wünsche Ihnen alles Gute, Sergey.»
    «Danke. Ich Ihnen auch. Passen Sie auf sich auf und melden Sie sich, wenn Sie etwas brauchen.»
    «Augenblick noch.»
    «Ja?»
    «Ich hatte nie die Gelegenheit, Ihnen zu sagen, wie leid mir das mit Ihrem Sohn tut. Ich hoffe …»
    «Ja», sagte
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