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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen
Autoren: Chris Mooney
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heilige Katharina von Alexandrien hatte mit einem solchen Gerät zu Tode gefoltert werden sollen. Als es zerbrach, war sie enthauptet worden.
    Darby entdeckte den Tisch mit den eigentümlichen und uralten Folterinstrumenten neben dem Thron des Archon. Dort lag ein mit Metall beschlagener Helm mit Klingen, die jeweils über den Ohren saßen, daneben stachelige Knüppel, Peitschen und Metallzwingen, mit denen man Knochen zerquetschen konnte. Und es gab Halsbänder mit metallenen Zähnen.
    Du kannst sie nicht retten
, sagte eine Stimme in ihrem Kopf.
    Darby wusste, dass die Stimme recht hatte. Ohne Waffen und ohne massive Verstärkung würde sie hier nichts ausrichten. Trotzdem rührte sie sich nicht von der Stelle. Diese Meute wartete darauf, dass sie den Saal betrat, dass sie Casey tötete oder seine Tochter. Vielleicht auch beide.
    Du kannst diese Verrückten nicht allein besiegen. Du brauchst Hilfe.
    Aber was wurde aus Casey und seiner Tochter, wenn sie jetzt ging? Bis Hilfe eintraf, konnten sie längst tot sein.
    Wenn du sie retten willst, musst du erst dich selbst in Sicherheit bringen. Du bist ihre einzige Überlebenschance. Worauf wartest du noch?
    Darby zog sich lautlos zurück. Sie erklomm die kalte Metallleiter, die hoch in die Dunkelheit ragte. Die Leiter endete an einer Türklappe.
    Sie war verschlossen.
    Darby spürte Panik in sich aufsteigen, doch das Gefühl ebbte ab, als einer der Schlüssel in das Vorhängeschloss passte. Sie stemmte die Klappe auf und kletterte hinaus in einen in helles Mondlicht getauchten Wald.
    Leise schloss sie die Luke und rannte los. Dabei sagte sie sich, dass sie richtig gehandelt hatte. Sie hasste es davonzulaufen – das hatte sie noch nie im Leben getan. Aber sie wusste, dass sie diesmal keine Wahl hatte. Sie saugte die kalte Nachtluft ein und versuchte, den Teil ihres Wesens nicht zu beachten, der instinktiv jubeln wollte, weil sie nun frei war. Und lebte.

83. Kapitel
    Darby rannte.
    Der Wind war kalt und schneidend. Er riss an den Ästen und Zweigen hoch über ihrem Kopf. Das Terrain war größtenteils flach, der Waldboden voller frischgefallener Blätter. Darby rannte einfach geradeaus, hoffte, dass sie irgendwann eine Straße oder eine Lichtung erreichen würde.
    Plötzlich drängten sich Bilder von Fallen in ihren Kopf – von Trichtern und Fangeisen unter den Blättern, von Vorrichtungen mit stählernen Klauen und mit gezackten Metallzähnen, die ihr Fleisch zerfetzen und ihre Knochen brechen konnten. Sie verlangsamte das Tempo. Die Archonten hatten für den Fall einer Flucht sicher Vorkehrungen getroffen. Sie brauchte nur mit einem Fuß festzustecken, und man würde sie zurück unter die Erde schleifen und sie für eine Amputation oder gar für eine Lobotomie an einen improvisierten Operationstisch schnallen.
    Suchten sie vielleicht bereits nach ihr? Sicher hatten sie inzwischen die Leichen entdeckt, wussten, dass sie die Schlüssel hatte, durchsuchten jeden Gang, jeden Raum und jeden Winkel. Die Leiter. Sie stellte sich vor, wie einer von ihnen den Kopf aus der Falltür steckte, sich umschaute und ihre Fußabdrücke in der feuchten Erde entdeckte. Sie sah ihn herausklettern und die Ghuls wie Schweißhunde auf sie hetzen. Ihr blieb nicht viel Zeit. Sie rannte wieder schneller.
    Der Wald schien unendlich, ging wie in einem Albtraum immer weiter und weiter.
    Darby lief, bis ihre Beine sich wie Gummi anfühlten. Schwer atmend hielt sie sich schließlich an einem Baum fest und legte eine Pause ein. Das Haar klebte ihr feucht und zerzaust am Gesicht. Ihre Haut glühte und war schweißnass, doch ihr Mund war trocken, und es gelang ihr nicht, ihn zu befeuchten.
    Sie durfte nicht lange stehen bleiben. Langsam trabte sie weiter. Als sie schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, auf menschliche Spuren zu stoßen, entdeckte sie einen Pfad und stürzte dorthin.
    Kein Pfad, sondern eine unbefestigte Straße, ein ganzes verzweigtes Netz. Darby suchte am Himmel nach dem Großen Wagen. Da. Vom Großen Wagen aus war der Polarstern leicht zu finden. Sie wandte sich ein wenig nach links und damit nach Norden, wohin auch ein Zweig der Straße führte. Sie ging ihn entlang und spürte, wie es langsam kühler wurde. Regelrecht kalt.
    Zuerst roch sie die salzige Luft, dann hörte sie das Meer.
    Die Straße führte auf eine Klippe. Darby schaute hinab auf das vom Mond beschienene Wasser. Kleine Wellen leckten an den Felsen. Dann verschwand plötzlich die Sicht in einem wirbelnden
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