Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen
Autoren: Chris Mooney
Vom Netzwerk:
von uns. John Smith gehörte einem anderen. Thomas Howland mir. Du kanntest ihn als Mark Rizzo. Er hat mir geholfen, die Kinder zu holen. Immer neue – zum Spielen und zum Experimentieren.»
    Charlies Stimme hallte in Darbys Kopf.
Sag’s ihr, Daddy. Sag ihr, was du getan hast.
    «Wozu die Maske?»
    «So ist es mir lieber.»
    «Warum. Wovor haben Sie Angst?»
    «Angst?» Ein Beben in seiner Stimme. «Weshalb glaubst du, dass ich dich fürchte?»
    «Die Maske und die Kostüme», sagte Darby. «Das ganze Theater mit dem Verlies und den Ketten.»
    Er zog die Handschuhe aus. Darunter kamen lange, zartgliedrige Finger zum Vorschein. Er griff unter den Rand der Maske und zog sie sich vom Kopf.
    Eine Frau. Rasierter Schädel, aschfahle, von Venen durchzogene Haut, dazu kalte, eisblaue Augen, die im Kerzenlicht wie flüssig schimmerten. Aber eindeutig eine Frau. Man erkannte es an den Wangenknochen und Lippen. Keine Augenbrauen, und die Stimme irritierte. Die Stimme passte eher zu einem Mann.
    Beim Lächeln zeigte der Archon spitzgefeilte Haifischzähne.
    «Zufrieden?»
    Darby schwieg.
    «Du hast nicht nach Mr. Casey und seiner Tochter gefragt.»
    «Sie sind hier?»
    «Ja. Jedenfalls zum größten Teil.» Die Frau faltete die Hände. «Wen soll ich am Leben lassen? Wer ist dir lieber?»
    «Beide.»
    «Du wirst einen von ihnen töten müssen.»
    «Ich glaube kaum.»
    «Die Person, die du dir aussuchst, wird über dein Schicksal entscheiden. Darüber kannst du nachdenken, während wir die Gehorsamkeitsvorrichtung an deinem Rücken befestigen.» Der Archon hielt ein Kästchen in die Höhe, wie Darby es bei dem zahn- und zungenlosen Ding in New Hampshire gesehen hatte – eine schwarze Kunststoffbox mit einer Reihe spitzer Metalldornen. «Du wirst tun, was dir befohlen wird, oder unvorstellbare Schmerzen erleiden.»
    Mit der Maske auf dem Gesicht verließ der Archon den Kerker. Die Tür schlug zu. Darby hörte von draußen ein Knarren, dann lockerten sich die Ketten, und sie fiel zu Boden. Die Stellen, wo die Kettengeißel sie getroffen hatte, pochten. Mit einem stechenden Kribbeln kehrte das Blut in ihre Gliedmaßen zurück.
    «Das wirst du», flüsterte eine seltsame Stimme in der Dunkelheit. «Glaub mir, das wirst du.»

81. Kapitel
    Die Zeit verging. Darby nahm an, dass mindestens zwei weitere Tage verstrichen waren. Auf den Striemen auf ihren Beinen hatten sich Krusten gebildet.
    Sie lag im Dunkeln, dachte nach.
    Plante.
    Träumte.
     
    Als die Tür sich das nächste Mal öffnete, kam einer von ihnen mit einer Kerze und einem Eimer herein. Darby sah ein Stück Seife und einen Waschlappen in dem vollen Wassereimer schwimmen.
    «Waschen», raunzte er. Er trug ein langes Gewand. Sein Gesicht war von einer Kapuze bedeckt, und er ging barfuß.
    «Welcher Archon bist du? Tinky Winky oder Dipsy?»
    «Waschen.»
    Darby beugte sich über den Eimer und wusch sich. Die Ketten an ihren Händen und die Gestalt, die ihr dabei zusah, machten die Sache nicht gerade einfach.
    Sie wusch sich das Haar, den Rest des Wassers schüttete sie sich über den Kopf. Dann warf sie den Eimer nach dem Mann. Er konnte die Arme nicht rechtzeitig hochreißen, der Eimer traf ihn mitten ins Gesicht. Der Kerl strauchelte und musste sich an der Wand abstützen, um nicht zu fallen.
    Langsam richtete er sich auf. Obwohl seine Kapuze ein wenig verrutscht war, konnte Darby sein Gesicht nicht sehen. Es war hinter einer Art Fechtmaske aus feinem schwarzem Draht versteckt. An einer Stelle hatte der Eimer eine Delle hinterlassen.
    Mit dem Eimer und der Kerze in der Hand verließ er den Kerker und ließ sie im Dunkeln stehen. Fröstelnd und triefend.
     
    Wieder kam nur einer herein, brachte eine Kerze und ein Bündel. Er warf es auf den Boden.
    Kleider.
    «Ich hoffe, wir gehen in ein hübsches Restaurant», sagte sie.
    Er nahm ihr die Ketten ab. «Anziehen.»
    Darby hob die Kleider auf. Eine schwarze Stoffhose und eine schwarze Tunika. Keine Schuhe. Der Stoff fühlte sich ölig an. Benutzt.
    Diesmal sah ihr der Kerl nicht zu, stellte nur die Kerze auf einen Absatz hoch an der Wand außerhalb ihrer Reichweite, verließ den Kerker und schloss die Tür hinter sich.
    Bereits einen Augenblick später öffnete sie sich wieder. Darby war gerade in die Tunika geschlüpft.
    Eine kleine, in ein Kapuzencape gehüllte Gestalt trug ein Tablett herein. Darauf befanden sich Nüsse, ein Apfel und ein großer Plastikbecher Wasser.
    Als die Tür sich geschlossen hatte, stellte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher